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Kinder & Familie

»Brät Brät« ist eine innere Einstellung

Der »Frerk du Zwerg«-Autor Finn-Ole Heinrich im Portrait

  »Brät Brät« ist eine innere Einstellung | Der »Frerk du Zwerg«-Autor Finn-Ole Heinrich im Portrait

Während seines Zivildienstes las Finn-Ole Heinrich einem Mann neun Monate lang Tag für Tag die Zeitung vor. Inzwischen hat er mehrere Erzählungen, einen Roman und ein Kinderbuch geschrieben. Für »Frerk du Zwerg« wurde er mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet – nun kommt er nach Leipzig.

Ständig ist Finn-Ole Heinrich unterwegs. Mit dem Zug fährt er auf Lesereisen durch ganz Europa, zu Projekten, er fährt in andere Städte, um dort zu schreiben. »Frerk du Zwerg« ist in Beirut entstanden. Glaubt man nicht, ist aber so. Während sein Freund dort arbeitete, lief Finn-Ole Heinrich den halben Tag so rum und ist irgendwann der Frerk-Geschichte hinterhergelaufen. Dann lag Frerk zwei Jahre in der Schublade – bis die isländische Illustratorin Rán Flygenring dazu kam und aus Frerk ein richtiges Kinderbuch wurde (Bloomsbury 2011, jetzt Art Edition) – Heinrichs erstes Kinderbuch.

Der Mairisch Verlag hat schon andere Romane und Erzählungen von ihm heraus gebracht. Mit 23 Jahren veröffentlichte Heinrich dort seinen Geschichtenband »die taschen voll wasser« (Mairisch 2005). Sein Roman »Räuberhände« (Mairisch 2007) wurde inzwischen zur Schullektüre ausgerufen und ist 2013 und 2014 Abiturprüfungsthema an allen Hamburger Oberstufen. Diese Bücher sind für Erwachsene, mindestens aber für Jugendliche. »Ich weiß gar nicht, ob ich die Unterscheidung in Erwachsenen- und Jugendliteratur immer so sinnvoll finde«, überlegt Heinrich. Wenn er für Kinder schreibt, achtet er darauf, dass es auch für Erwachsene »nicht ohne Lust zu lesen ist«.

Finn-Ole Heinrich, geboren 1982 in Cuxhaven, hat Filmregie studiert. Er macht Filme, tritt als Entertainer mit anderen Künstlern auf wie mit Spaceman Spiff oder dem Unsortierten Orchester Oldenburg. Und er schreibt Bücher. Was ist er denn dann eigentlich? »Geschichtenerzähler bin ich«, antwortet er. »Bei der Künstlersozialkasse laufe ich unter Autor, aber ich bin Geschichtenerzähler. Die Geschichte hat das letzte Wort. Sie entscheidet über das richtige Medium, die sie braucht.«

Heinrich hat manchmal viel zu tun damit, seine ganzen Geschichtenideen zu verwalten. »Tausende« von Ideen pro Tag müssen aussortiert und gesät werden. Das Schreiben ist dann die disziplinierte Arbeit. Hier schafft Heinrich »Strecke, damit die Geschichten Raum bekommen«. Manchmal wird man davon vielleicht ein bisschen »Brät Brät« im Kopf, wie es auf Zwergisch in »Frerk du Zwerg“ heißt. Was das eigentlich heißt: »Brät Brät«? Weiß Heinrich auch nicht, denn er spricht kein zwergisch. Aber imponiert hat das der Jury des Deutschen Jugendliteraturpreises 2012 auf jeden Fall. Als Heinrich da nominiert war, haben alle zu ihm gesagt: »Das ist schön, dass du nominiert bist, aber ehrlich – so jung bekommt man so einen Preis nicht.« Hat dann aber doch geklappt und so ist Heinrich mit 30 Jahren einer der jüngsten Preisträger des Deutschen Jugendliteraturpreises. Vielleicht hat »Frerk du Zwerg« ja das Zeug zum Klassiker? Das am stärksten in Erinnerung gebliebene Buch aus seiner Kindheit ist übrigens »Wo die wilden Kerle wohnen« von Maurice Sendak. »Das war eigentlich eine Hassliebe«, sagt Heinrich. »Einerseits wollte ich es lesen und anschauen, andererseits hatte ich Angst davor.«

Am 28. Mai kommt Finn-Ole Heinrich auf eine Lesung ins Leipziger Haus des Buches. Das hat gerade noch mal geklappt, denn eigentlich hatte er sich Leipzig für den 28. Juni eingetragen. Zwei Kreuzer-Redakteurinnen bemerkten den Irrtum und informierten Finn-Ole Heinrich. Ist noch mal gut gegangen.

Filmisches Selbstportrait:


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