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Stadtleben

Editorial 09/2013

Das neue Heft ist da!

  Editorial 09/2013 | Das neue Heft ist da!

An dieser Stelle veröffentlichen wir das Editorial der September-Ausgabe des kreuzer. Chefredakteur Andreas Raabe erklärt, was es in diesem Heft zu lesen gibt.

Geld, Stadt und Musik: Darum geht es in diesem Heft an mehreren Stellen. Beginnen wir mit dem Thema, das alle drei Aspekte umschließt – die Veränderung der Leipziger Clublandschaft durch die beiden Großprojekte Täubchenthal in Plagwitz und Institut für Zukunft (IfZ) auf der Alten Messe. Als die Pläne im Frühling dieses Jahres bekannt wurden, war klar, dass sich bald einiges ändern wird in Leipzigs Nachtleben. Aber nicht nur dort, denn Party- und Clubkultur sind ein wichtiger Bestandteil der Stadtentwicklung: Tanzen als Wirtschaftsfaktor. Dabei geht es nicht nur um die direkten Umsätze durch die Veranstaltungen, sondern auch um das Image der Stadt und nicht zuletzt um die Entwicklung ganzer Quartiere, die durch ein reges Nachtleben aufgewertet werden. Im ungünstigen Fall kann das zu dem führen, was man Gentrifizierung nennt. Bestes Beispiel ist Berlin, wo die Clubkultur um Berghain & Co. einer der wenigen funktionierenden Wirtschaftszweige ist und wo die Immobilienwerte gerade in den Vierteln in die Höhe schießen, die (sub-)kulturell besonders dynamisch sind.

Ein interessantes Detail in Bezug auf die Entwicklung in Leipzig ist, dass die CG-Gruppe, eine deutschlandweit agierende Immobilienfirma, kräftig in den Ausbau des Täubchenthal-Gebäudes investiert, das die Clubmacher von ihr mieten. Der Zusammenhang von kultureller Entwicklung eines Stadtviertels und steigenden Immobilienpreisen dürfte den Experten der CG-Gruppe dabei nicht unbekannt sein.

Underground oder Kommerz, das ist ein zweites Spannungsfeld, in dem sich die neuen Clubs bewegen. Während das Täubchenthal ein bewusst kommerzielles Projekt ist, musikalisch einen Halbmainstream bedienen will – alles, was zu groß für das Werk 2, aber zu klein für die Arena ist – und auch Publikum aus der Region nach Leipzig ziehen will, ist das IfZ ein Technoclubprojekt aus dem Underground. Eine etwa 50-köpfige Gruppe von Aktivisten und Künstlern mit Schwerpunkt auf elektronischer Musik wollen es aufbauen – ein Community-Projekt eben. Nichtsdestotrotz muss auch das IfZ erhebliche Geldsummen aufbringen, um das Vorhaben wie geplant umsetzen zu können.

Ein in vielerlei Hinsicht spannendes Thema also. kreuzer-Autor Jörg Augsburg hat es sich für unsere Titelgeschichte näher angeschaut.

Das Verfahren ist die Strafe. Dieses geflügelte Wort bezeichnet ein in bestimmten Fällen bedenkliches Rechtsgebaren und wurde in den letzten Jahren immer mal wieder in Zusammenhang mit Aktivitäten der Staatsanwaltschaft in Dresden benutzt. Es beschreibt einen Vorgang, bei dem jemand angeklagt und so in einen langwierigen Prozess gezwungen wird, obwohl die Erfolgsaussichten der Klägerseite sehr gering sind, vor Gericht also nichts herauskommt. Das Verfahren an sich aber beschädigt schon die Reputation des Beklagten und ist so anstrengend und aufwendig, dass der Beklagte auch nach einem Freispruch gestraft sein könnte. Ob genau dies den »Sachsensumpf«-Journalisten Thomas Datt und Arndt Ginzel passiert ist, kann hier nicht rechtssicher formuliert werden. Ähnliches gilt für den Jenaer Pfarrer Lothar König, die Ex-Zwangsprostituierten Mandy Kopp und Beatrix E., den Ex-Verfassungsschutzchef Rainer Stock oder den Leipziger Polizisten Georg Wehling und wohl auch für etwa 350 Menschen, die in Dresden gegen Nazis demonstrierten und juristisch verfolgt wurden. Fakt ist: Datt und Ginzel wurden nach vierjährigem Verfahren freigesprochen. Ab Seite 28 beschreiben sie, dass sie nicht die Einzigen sind, gegen die mutmaßlich »selektive Ermittlungen« liefen und laufen – sie erklären zudem, warum gerade die Staatsanwaltschaft Dresden offenbar politisch gesteuert agiert.

Übrigens: Unsere Letzte Seite ist ein besonderer Ort für Illustration und Comic. Dort wird die Illustratorin Lilli Gärtner Ihnen ab diesem Heft ein Tierrätsel stellen. Machen Sie mit und schicken Sie uns die Lösung analog als Postkarte. Es gibt was Tolles zu gewinnen. Außerdem: Der Bitprof schwurbelt diesmal im Ressort Essen & Trinken. Der Professor war nämlich einen saufen. Muss ja auch mal sein.

Bleiben Sie standhaft!

ANDREAS RAABE


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