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Stadtleben

Sex, Gewalt und Gute Laune

Reden, reden, reden – das bringt doch nichts

  Sex, Gewalt und Gute Laune | Reden, reden, reden – das bringt doch nichts

Letztens schrieb Joanna Itzek an dieser Stelle, warum von Woody lernen gleich siegen lernen bedeutet. Nun antwortet Dr. Barry White-Summerlove, warum man bei Woody Allen immer einschläft.

Weil es stinklangweilig ist!

Um Missverständnissen gleich aus dem Weg zu gehen: Ich habe einen Hochschulabschluss. Hin oder her? Ja? Nein? Vielleicht? Das ist mein daily business. Andauernd bin ich am Zweifeln und Abwägen. Aber warum genau darüber einen Film machen? Dafür gibt es doch Bücher! Nicht, dass ich nicht auch ein paar Mal beim Schauen von »Was Sie schon immer über Sex wissen wollten« gelacht hätte. Aber die meiste Zeit habe ich mich gelangweilt. Und beim »Stadtneurotiker« brauchte ich schon Streichhölzer, damit meine Augen nicht zufallen.

So, und nun mal im Ernst: Es gibt nichts über Sex zu reden. Jedenfalls nicht mit einer dritten oder abwesenden Person. Sex ist Tu-es. Sprechen ist Sprache, und über Sex sprechen ist nichts anderes als: Sprechen über Sex. Das Jugendmagazin Bravo mitsamt dem ganzen Rihanna- und Justin-Bieber-Sex-Sells-Dreck hat da einen interessanten Weg gefunden. Der ganze Minderjährigen-Bums-Kram (übrigens ein Spiegel unserer Gesellschaft) umstrickt geschickt eine fabelhafte »Liebe, Sex und Zärtlichkeit«-Rubrik – die ich manchen meiner mittelalten, mittelalterlichen Stadtneurotiker-Freunde wärmstens anempfehlen muss. Da draußen ist der knallharte Markt der Eitelkeiten, Neurosen und Ängste. Richtig guter Sex ist Tür-zu und drinnen. Niemand sollte zugucken, wenn ein, zwei, drei, acht Menschen miteinander verschmelzen. Nur dann klappt es auch mit dem Nachbarn. Und deswegen ist Sex auch was anderes als Paarbeziehungen, und sehr wohl ist Sex Liebe. So, wie eine Paarbeziehung Liebe ist, nur anders.

»Is this a lasting treasure or just a moment pleasure ...«, so einfach ist da nicht zu unterscheiden. Sex ist Respekt und Kommunikation. Und weil Sex höchstens was fürs Guckloch und nix für die Glotze ist, sind Pornos auch so öde. Toll sind höchstens die Titel: »Die Arschkönigin« oder »Studentenfutter: Jede Menge Nüsse und Rosetten«. Pornos führen in die totale Isolation. Und überhaupt: Das porneske Ich-steck-ihn-dann-mal-rein-Schema! Was soll denn das? Trefft Euch doch mal und guckt Euch beim Onanieren zu! Ihr traut Euch nicht? Selber Schuld. Hier noch einige praktische Tipps zur Anregung des Liebeslebens:

1. Laufen Sie nicht auf Parties rum und schleppen berauscht irgendwelche Leute ab. Wozu schlechten Sex mit betäubten Sinnen? Sprechen Sie lieber mal am helllichten Tag zum Beispiel einen Bauarbeiter an und knutschen mit ihm seine Mittagspause durch.

2. Für Vertraute: Liebe Damen, kaufen Sie sich einen Umschnallpenis und penetrieren Sie Ihren Partner. Das wird toll! Möglicherweise weiß er das noch nicht, oder ängstigt sich womöglich. Gehen Sie also sensibel an die Sache ran. Versetzen Sie sich in seine Lage. (Like a virgin.)

3. Lassen Sie sich ruhig mal ans Bein pinkeln. Das ist nicht eklig, sondern schön warm.

4. Erkennen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse, überwinden Sie sich und sprechen mit realen Personen über Liebe, Sex und Zärtlichkeit. Dabei können Sie sich ruhig vorsichtig anfassen.

5. Achten Sie das Bedürfnis Ihres Partners/Ihrer Partnerin nach Treue, seien Sie loyal zu Ihren Freunden und meiden Sie Prostitution. Love is in the air!

Ihre Dr. Barry White-Summerlove

PS: Denken Sie an Verhütung.

Der Text ist Teil der Titelgeschichte »The Power Of Love« aus der Augustausgabe des kreuzer und eine Antwort auf »Von Woody lernen, heiß siegen lernen«.


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1 Kommentar(e)

Dagobert 05.09.2013 | um 18:38 Uhr

HaHa! Die Vorstellung einen Bauarbeiter anzuquatschen und mit ihm zu knutschen ist lustig und irgendwie aber auch traurig zu gleich. Das Klischee was über den Bauarbeitern kreist, wird wohl noch ewig leben... Da wird von Sexismus und Gleichberechtigung gesprochen, aber das trifft wohl dann nur auf die Karrierefrau zu. Schade eigentlich!