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Heavy Celeste

A Pleasure to Grill

Heiße Eisen: Die nächsten Tage befeuern wieder die Metal-Freude. Ein paar Bratwurst-Zeilen gibt’s als Senf obendrauf

  A Pleasure to Grill | Heiße Eisen: Die nächsten Tage befeuern wieder die Metal-Freude. Ein paar Bratwurst-Zeilen gibt’s als Senf obendrauf

»Schreib doch mal ein paar Grilltipps auf«, meinte die Online-Redaktion. »Das ist doch ein super Kolumnenthema.« Ist es nicht! Ein paar Grilltipps.

Garfreitag ist schon längst wieder rum, man kann also fleischlich richtig reinhauen. Drum wollte die Online-Redaktion ein paar Tipps fürs Grillerchen, der Chef fand das aber lame. Was tun? Klar, das Thema »Grillen wie Du und ich« zu Heavy Celeste abschieben. Metaller und Grillen, das passe doch irgendwie super zusammen wie Barsch auf Ajvar und die Kolumne lese eh keiner. Damit sei dann wohl allen gedient.

Zum tausendsten Mal hinschreiben, dass Einweggrills nicht nur fürs Gras scheiße sind, sondern auch als Roststellen nicht so dermaßen gut taugen? Dass Bratwurst nicht so heißt, weil sie brät, sondern weil das Wort sich von Brät ableitet, also gefleischwolftes Hackfleisch (Haha: gibt’s nen Varg-Wurst-Song à la »Wolfsbrät«?)? Und dass man mit dem Spiritus vorsichtig sein soll und lieber so was Komisches wie einen Anzündkamin nimmt? Denkste. Hier geht’s erst mal um andere Feuerchen: Am 28. April wird der fieseste Wochentag von allen ad Asche gelegt, in den Schutt- und Aktenvernichter gekloppt. »Montag ist Schontag?« – von wegen! Faustkeil fährt den Leichenwagen für den Wochenstart mit Trauerflor in der K3 Lounge vor. Das wird ein Grillerchen fürs Gemüt, eine Black-Metal-Pullerparty pur: Total-true nehmen die Leipziger von Humanitas Error Est das Publikum ins Visier ihrer Jagdzeit. Etwas mehr Death heben Coprolith (Finnland) unter ihren Black-Sound und man will nicht sagen melodiöser, aber en peu geselliger geht’s dann beim Headliner zu. Noctem (Spanien) kleiden ihre Blastbeatsbretterbuden mit grob gearbeiteten Gitarrenschrankwänden und hymnischen Dekor aus und zünden ein hübsch okkultes Feuerchen. Wem das zuviel Schwarzhörerei ist, der kann bei Fargo sein Würstchen am Spieß oder Stockbrot in den Flammenkreis halten. Rosa Parks und Polaris unterstützen die Record-Release-Fiesta in der Stö. Schade, dass Izegrim (Niederlande) im Hellraiser tagen, das ist so dermaßen weit draußen – und wer will schon einem zum Fahrer degradierten Metalhead den ganzen Todesspaß nehmen? Nicht ganz so am Arsch liegt die Theaterfabrik, in die das In-Flammen-Open-Air zum Warm-Up und Vorheizen lädt: Die Blumenkinder von Dornenreich (Österreich) werden einen Abend ihres originär gespickten Crossovers austreuen. Frei nach dem zweiten Album: »Bitter ist’s, dem Grill zu dienen«. Weil ordentlich Mostrich auf Wurst wie Omme nicht fehlen darf, schmieren Umor und Stoned Jesus den Bandhausbesuchern Doom-Senf ums Maul. Wer noch was zur Bratwurst lesen will, kann hier fortfahren. Allen anderen empfehle ich schon einmal Matzes Empfehlung: »Abhau’n«.

Der olle Goethe stand auf gegrillte Bratschläuche und behängte zum Osterfest die Hecken mit Bratwürsten. Ein nicht bekannter Wurstdichter hielt fest:

Soll eine Bratwurst recht geraten,

dann muss sie auf dem Roste braten.

Und was gebietet noch die Sitte?

Man legt sie in des Brötchens Mitte!

Nun beißt man gänzlich nach Belieben

mal hüben ab und auch mal drüben

Undenkbar und ganz ohne Zweck

wär’ bei dem Schmaus ein Essbesteck!

Einer Thüringer Sage zufolge war der Bratrost auch ein Friedensspender: Zur Zeit König Herminafrieds warfen sich zwei Sippen in Clinch und Fehde, weil eine in der anderen einen Pferdedieb vermutete. Da trafen drei Mitglieder des einen Clans auf drei des verfeindeten Geschlechts, die tief im Wald mit dem Ausweiden eines Hirsches beschäftigt waren. Rasch waren die Waffen gezückt, doch ein »Einhalt!« stoppte das kämpferische Sextett. Aus einer Eiche trat ein Roter Riese, nur in ein Bärenfell gehüllt. Die sechs standen angstvoll still, als er einen Ring aus Steinen zusammen schob, Laub und Äste darin sammelte. Der eigenartige Waldmensch entwendete den Komatanten die Schwerter, brach die Klingen ab und eisenwebte daraus ein Gitter, das er auf den Steinring legte. Darauf briet er die Hirschstücke. Unter dem Wohlgeruch des Grillguts und donnerndem Lachen verschwand er wieder in seinem Baum. Die Feinde verspeisten zusammen das Fleisch und begannen, sich zu vertragen. Seltsam, aber so steht es geschrieben.


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