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Stadtleben

Die Monaliesa lebt

Mit der Bibliothek Monaliesa hat Leipzig wieder einen feministischen Ort mehr zurück

  Die Monaliesa lebt | Mit der Bibliothek Monaliesa hat Leipzig wieder einen feministischen Ort mehr zurück

Gegen »Genderei« und »Gender-Wahn« kann die AfD nicht genug schaumspuckend wüten. Auch andere rennen mit völlig ideologiefreiem Wertkonservativismus und/oder Biologismus gegen die angebliche Ideologie der Gender Studies und Queer Theory an. Und Schlagerfutzis wie Andreas Gabalier werden beklatscht für Äußerungen wie dieser: »Ich bin sehr für Frauenrechte. Aber dieser Gender-Wahnsinn, der in den letzten Jahren entstanden ist, muss wieder aufhören.«

Statt mehr Schnacksel-Produkte zu fordern und sich ständig als Opfer zu generieren, könnten sich die Beatrixen und Störche der Welt einfach mal bilden. Ein Blick in gute Bücher zum Beispiel würde ihnen unter anderem offenbaren, dass die Ordnung der Dinge so natürlich nicht ist. Und auch, was der Unterschied zwischen einer universitären Grundordnung und Anreden ist (die »Herr Professorin an der Uni« gibt es nämlich gar nicht.) Ein solcher Ort der Bildung ist seit Mittwoch wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. In der Monaliesa, die einst als Frauenbibliothek eröffnete, sind zu Geschlechterfragen wieder Medien en masse – rund 30.000 – einseh- und ausleihbar: Romane und Ratgeber, philosophische und psychologische Literatur, Bücher zu Kunst und Auseinandersetzungen mit dem Paragraphen 218 etc. Und zwar nun explizit als feministische Einrichtung. Nachdem der ursprüngliche Trägerverein Insolvenz anmelden musste, hat eine Gruppe engagierter Frauen die Rettung organisiert.

Bis Jahresende steht das finanzielle Konzept erst einmal dank Spender, einiger institutioneller Helfer wie dem Conne Island und dem städtischen Gleichstellungsreferat. Die Buchhandlung El Libro brachte zur Eröffnung – wenig originell, aber hilfreich – einen Büchergutschein vorbei. Nun werden die Anträge geschrieben, damit es auch nach 2014 weitergeht.

Doch am Mittwoch stand erst einmal das Feiern an. Die Dogmatic Loverboyz – ein Chanson-Blues-Trio aus Akkordeon, Cello und Gesang – schaffte den musikalischen Rahmen, den gar nicht alle der mehr 150 Gäste mitbekommen konnten. Es war brechend voll und die Aktivistinnen freuten sich über so viel Andrang. Nachdem Gründerin Susanne Scharf aus den ersten 25 Jahren berichtete, wie sie dazu kam, den »Sprengstoff« in Buchform an diesem Ort zu versammeln, hielten die neuen »Bibliotheks-Hüterinnen« (Scharf) eine kleine kollektive Rede. »Wir wollen die Geschichte der Monaliesa weiterschreiben,« kann man als deren Kernsaussage festhalten. So wie das klare Bekenntnis, dass es einer solchen Bibliothek auch bedarf. Mag man theoretisch schon lange den Post-Feminismus begründen, so lange Maskulisten, Mütterkreuzler & Co. an einer fest zementierten Geschlechterdifferenz und der Unselbständigkeit von Frauen festhalten, braucht es den Feminismus.


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