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»Schwarze Himmel von Metall«

Neulich am Rabenstein: Zeit für nächtliche Jahresendausflüge

  »Schwarze Himmel von Metall« | Neulich am Rabenstein: Zeit für nächtliche Jahresendausflüge

»Ich weiß, wen die Raben grüßen«, dichtete Georg Maurer auf seiner Bank im Rosental, die Welt betrachtend. Georg Trakl, kein Leipziger Poet zwar, aber von einem Leipziger Verleger entdeckt, schrieb vor hundert Jahren: »Schwarze Himmel von Metall. / Kreuz in roten Stürmen wehen / Abends hungertolle Krähen / Über Parken gram und fahl.«

Das soll als Krücke ausreichen, um diese Kolumnenausgabe ins Zeichen des Rabenvogels zu rücken. Immer droht schon das Jahresende und kein anderer Vogel wurde so oft mit dem Raben in Verbindung gebracht. Man denke für Leipzig nur an den Rabensteinplatz, Dresdner Straße Ecke Täubchenweg. Hier war einst der Gerichtsort für Kopfabschlagen und Rädern – der bildhafte Name hat sich erhalten. (Der Galgen stand ein Stück weit entfernt.) Hier stellte man die Verurteilten nach der Bluttat zur Schau; für die schwarzen Vögel eine gedeckte Tafel und sie schlugen mit dem Schnabel eifrig zu. Vielleicht auch deshalb werden sie im Volksglauben als Unglücksboten gefürchtet. Wütend schickte ihnen die lokale Bild-Zeitung schon mal entgegen: »So eine Sch... Russen-Krähen kacken unsere Autos zu«.

In großen Schwärmen kommen die Saatkrähen – sie zählen zu den Rabenvögeln – aus Osteuropa in die Region Leipzig, um hier den Winter zu verbringen. Warum nicht auch mal Leipzig zuscheißen? Gibt Schlimmeres. Wahrscheinlich stehen Bürgers einfach nicht auf Schwarz und können dem kehligen Krah-Gesang nichts abgewinnen. Anwohner sollen schon versucht haben, die Tierchen mit Böllern zu verjagen.

Schwarze Himmel von Metall: Da müssen wir wenigstens zu ihnen halten. Hat sich vielleicht auch der Thrashflegel gedacht und spreizt am 13.12. die schwarzen Schwingen weit für die Schwarze Zusammenkunft. Beim »Brimstone Ritual« gibt’s Black-Metal derbe satte. Silent Leges Inter Arma (Rostock) haben unfallbedingt abgesagt, aber Ad hoc (Leipzig), Nemesis Sopor (Dresden) und Gateway To Selfdestruction (Zwickau) klöppeln für den Frieden auf den Auenwiesen. Das Bandhaus würdigt mit einer Reinfeierei in den Nikolaus dem großen Dimebag Darrell. Zum 10. Todestag des Pantera-Gitarristen neigen Drill Star Autopsy (Eisleben), Panzerkreuzer  (Dresden), Caroozer (Leipzig) und Vibrathörr (Prag). Allein wegen Panzerkeuzer lohnt der Gig, viel Gutes kann man über Dresden nicht sagen, aber das dröhnende Death-Trio zählt dazu. Death zum Gabenfest legt das Bandhaus nach und zündelt unterm Tannenbaum: Bei »Widerliche Weihnachten« führen Bloodland (Leipzig), Necrotted (Abtsgmünd) und Pedagogic Torment (Gera) hinter die Fichte. Pagan-Black malt der Hellraiser die Raunächte. Der Raben-Soli sollte also nichts im Wege stehen – wir wissen, wen die Raben grüßen. Slainte.


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