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Filmkritik

Bewegende Bilder

Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

  Bewegende Bilder | Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

Es gibt etwas Neues für alle, die bei Filmrezensionen nicht aufs bewegte Bild verzichten wollen: Die Flimmerzeit ist (wieder) da, um euch fortan jeden Monat mit drei Rezensionen aktueller Kinostarts sowie einem DVD-Tipp zu versorgen. Gleich zwei der drei vorgestellten Filme starten in dieser Woche: das spannende italienische Thriller-Drama »Die süße Gier« und der durchgeknallte argentinische Episodenfilm »Wild Tales«. Beide findet ihr auch hier zum Nachlesen, ausführlich wie immer im Heft. Ob sich der Gang ins Kino lohnt und was es sonst noch so in dieser Woche zu sehen gibt, verrät euch der kreuzer.

Film der Woche: Eine Nacht, kurz vor Weihnachten. Ein Geländewagen fährt einen Fahrradfahrer an und flüchtet. Das bringt den Stein ins Rollen in Richtung Abgrund für die Figurenkonstellation in Stephan Amidons Roman »Der Sündenfall«, den Paolo Virzì (»Das ganze Leben liegt vor Dir«) chronologisch aufbrach und von Connecticut in die Lombardei verlegte. Sein Film schildert die Vorgänge aus drei Perspektiven. Da wäre zunächst Dino Ossola (Fabrizio Bentivoglio), ein kleiner Unternehmer, der vom großen Geld träumt. Als er das Anwesen der Bernaschis betritt, wittert er seine große Chance. Seine Tochter Serena (Matilde Gioli) ist mit dem Sohn der Familie liiert und so wirft sich Dino bar jeglicher Selbstachtung an den Vater, den vermögenden Finanzspekulanten Giovanni Bernaschi (Fabrizio Gifuni), heran. Dessen naive Frau Carla (Valeria Bruni Tedeschi), die an den Geschäften ihres Mannes kaum Interesse hegt, bietet die zweite Perspektive. Aus Langeweile nimmt sie sich eines alten Theaters an und sieht sich bald mit der wahrhaft hässlichen Fratze ihres Mannes konfrontiert. Schließlich erleben wir die Ereignisse aus der Sicht von Serena, die auf unerwartete Weise in den Unfall verwickelt ist. Regisseur Paolo Virzì gelingt ein faszinierender Einblick in zwei Familien innerhalb einer Blase, die unweigerlich zerplatzen muss, wenn die Realität hineinbricht. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.

»Die süße Gier«: ab 8.1., Passage Kinos

kreuzer verlost Freikarten. eMail mit Betreff »Humankapital« an film@kreuzer-leipzig.de

Das spanischsprachige Kino ist geprägt von den aberwitzigen Filmen Almodóvars (»Volver«) und de la Iglesias’ (»Mad Circus«). Der Argentinier Damián Szifrón fügt sich da mit seinem rabenschwarzen Episodenfilm nahtlos ein, was Pedro Almodóvar auch dazu bewog, ihn zu produzieren. Sechs Geschichten, die Menschen in Extremsituationen zeigen, schrieb und inszenierte Szifrón. Im Flieger, am Steuer, im Amt oder bei der Hochzeit: Irgendwann kommt für jeden der Moment, wenn das Maß voll ist und das Fass überläuft – mit oftmals tödlichem Ausgang. Auch wenn das Ergebnis wie für eine Ansammlung an Kurzfilmen typisch nicht immer ganz homogen ausfällt, sorgen irrwitzige Ideen, ein virtuoser Schnitt und die außergewöhnliche Kameraarbeit für ein schön schräges Kaleidoskop menschlicher Abgründe.

»Wild Tales«: ab 8.1., Passage Kinos

Maggie (Melissa McCarthy), eine alleinerziehende Mutter, zieht mit ihrem 12-jährigen Sohn Oliver (Jaeden Lieberher) in ein neues Haus nach Brooklyn. Weil sie gezwungen ist, Überstunden zu machen, muss sie Oliver in die Obhut ihres Nachbarn Vincent (Bill Murray) geben, ein griesgrämiger Rentner mit Hang zu Alkohol und Glücksspiel. Zwischen ihm und dem Jungen entwickelt sich bald eine ganz besondere Freundschaft. Die schwangere Stripperin Daka (Naomi Watts) im Schlepptau, nimmt Vincent seinen Schützling mit auf alle Stationen seiner täglichen Routine: die Rennbahn, den Stripclub und die Kneipe nebenan. Während Vincent Oliver dabei hilft, ein Mann zu werden, beginnt Oliver in Vincent etwas zu sehen, was kein anderer sehen kann: einen missverstandenen Mann mit einem großen Herzen. Paraderolle für Bill Murray, als versoffener Misanthrop und alleine schon wegen ihm absolut sehenswert! Aber auch sonst kann der charmante Independentfilm überzeugen.

»St. Vincent«: ab 8.1., Schauburg

Flimmerzeit – Das Kinomagazin

 

Die Filmtermine der Woche

Durch den Tag mit Florian Hesselbarth und Silas Mücke

Videoperformance zum Spinnerei-Rundgang.

10. 1., 17, 18, 19 Uhr, LURU-Kino in der Spinnerei

 

Mit Knoten und Scheitel

Kurzdokumentarfilm über eine alte Dame, die Urgroßmutter der Regisseurin, die sich 94 Jahre in dem Mikrokosmos ihrer Stadt bewegte. Die weiteste Reise unternahm sie im Alter von 16 Jahren mit dem Fahrrad nach Bayern. Sie blieb immer an einem Ort. Die Zuschauenden schickt sie jedoch auf eine lange Reise, beginnend in den frühen 1920er Jahren.

10. 1., 19 Uhr, Cineding

 

NUDU LURU - Naked Cinema

Die 35-mm-Nudistenrollen – Ausschnitte aus FKK-Filmen und more, z. B. »Welt ohne Hüllen«, »California Stories« oder »Rolls Roys Baby«

10. 1., 20 Uhr, LURU-Kino in der Spinnerei

 

Patriotinnen

Ein Dokumentarfilm über die bekannteste russische Dichterin im 20. Jahrhundert, ein Film über Russland während der Oktoberrevolution, in der Zeit der Sowjetunion und im 21. Jahrhundert. Die Sängerin Elena Frolowa steigt in die Tiefe der russischen Vergangenheit, um ihr großes Vorbild, die Dichterin Marina Zwetajewa, die vor 100 Jahren mit Lust den Tabubruch betrieb, zurück ins Leben zu holen. Aus deren Gedichten lässt sie Lieder entstehen, Übersetzungen für eine völlig andere Zeit. Bei ihrer Mutter Maja Stepanowna, einem Kind des Sozialismus, sorgt die Liedermacherin dadurch für Unbehagen, sie kommentiert die lyrisch-musikalische Umarmung der Tochter kritisch. Im Anschluss an die Filmvorführung: Publikumsgespräch mit der Regisseurin Irina Roerig.

11.1., 19.30 Uhr, Schaubühne Lindenfels

 

Down by Law

In einer Gefängniszelle in New Orleans treffen der Aufschneider Jack, der arbeitslose Discjockey Zack und der italienische Tourist Roberto aufeinander. Gemeinsam flieht das Trio durch die Sümpfe Louisianas, bis es schließlich unvermittelt an eine italienische Imbissbude gelangt, in der Roberto seine Landsmännin Nicoletta vorfindet. Er beschließt, bei ihr zu bleiben, während seine Kameraden weiterziehen. Jim Jarmuschs schwarz-weißes Meisterwerk mit der Musik von John Lurie und Tom Waits im Original in der Reihe Classics im Regina.

12.1., 20 Uhr, Regina Palast

 

Speculative Fiction Series II

Pierre Huyghes »The Host and the Cloud« (2011), vorgestellt von Prof. Clemens von Wedemeyer und Lena Brüggemann.

13.1., 20 Uhr, LURU-Kino in der Spinnerei

 

8 fois debout

Die Nachbarn Elsa und Mathieu sind auf der Suche nach einem Job und einem Halt im Leben. Französischer Spielfilm von 2010 in der Originalfassung.

14.1., 18.30 Uhr, Institut Français

 

Aftershock

Familientragödie in den Wirren des Tangshan-Erdbebens von 1976, erzählt in großen Bildern. Chinesischer Katastrophenfilm von 2010 im Original mit Untertiteln.

14.1., 19 Uhr, Konfuzius-Institut Leipzig

 

Du bist Gott

Film über die Entstehungsgeschichte der polnischen Hip-Hop-Band Paktofonika und deren Frontmann und Sänger Piotr (Magik) Luszcz. Polnische Dokumentation von 2012.

14.1., 19.30 Uhr, Cinémathèque in der naTo

 

Unikino: Whisky mit Wodka

Otto Kullberg ist ein alternder Filmstar und Säufer. Der Produzent hat genug von seinen Eskapaden und bestimmt, dass alle Szenen mit einem Ersatzschauspieler noch einmal gedreht werden sollen, um Kullberg zu Höchstleistungen anzuspornen. Es funktioniert. Beide Männer geben alles, während sich nicht nur die Film-Liebesgeschichte weiterentwickelt, sondern auch Schauspieler und Team romantische Beziehungen wiederbeleben, beenden oder neue knüpfen. Tragikomödie von Andreas Dresen von 2009.

14.1., 19 Uhr, Campus Augustusplatz

 

Blickwechsel

Jahr für Jahr reisen über 3.000 junge Deutsche nach Afrika, um dort einen Freiwilligendienst anzutreten. Die Motivationen sind unterschiedlich. Manche wollen nur Abenteuer erleben, andere wirklich helfen oder einfach nur ihren Lebenslauf aufbessern. Christian Weinert und Ferdinand Carrière haben einen Film gedreht, in dem die Gastgeber von ihren Erfahrungen mit den Freiwilligen erzählen. Anschl. Gespräch mit den Filmemachern.

15.1., 19.30 Uhr, Cinémathèque in der naTo


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