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Filmkritik

Das Publikum fordern

Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

  Das Publikum fordern | Die Kinostarts im Überblick und was sonst Filmisches in der Stadt geschieht

Das GEGENkino ist in der Stadt. Zum zweiten Mal ergründet das Filmfestival das Kino abseits der Konventionen. Initiiert von einem Team aus Leipziger Filmenthusiasten, die es sich auf die Fahne geschrieben haben, die Menschen mit Dingen zu konfrontieren, die sie in ihrem Alltag sonst nicht sehen. Im UT Connewitz, der Schaubühne Lindenfels, dem LURU-Kino in der Spinnerei und für eine rauschende Samstagnacht im Institut für Zukunft gibt es bis zum 26.4. Filme, Videokunst und Diskussionen, die das Kino weiterdenken. Ein ehrenwertes Ziel, das es auf jeden Fall zu unterstützen gilt. Spannende Kinostunden wünscht die kreuzer-Filmredaktion.

Film der Woche: Maria (Angeliki Papoulia) ist eine junge Frau aus der unteren Mittelschicht. Sie fasst den Entschluss, ihr Leben zu sprengen, in der Hoffnung auf eine weniger schmerzhafte Existenz. In einem kompromisslosen Kampf attackiert sie sich selbst, die Wahrnehmung ihres Geschlechts, die Menschen, die sie liebt, und das Land, in dem sie lebt. »A Blast« ist Kino der neuen griechischen Welle, die seit circa fünf Jahren für Aufsehen sorgt. Allerdings ist dieser Film nicht wie so viele der Bewegung allegorisch oder surreal aufgeladen, sondern schildert pointiert und direkt das ans Absurde grenzende Chaos vor Ort. Im Wechsel zwischen Flashbacks und Gegenwart verdichtet der Film Fragmente des Heute mit solchen der Vergangenheit hin in Richtung einer verzweifelten Atemlosigkeit. »A Blast« ist fiebriger, aufrührender Sozialrealismus, versetzt mit einer guten Prise Speed. Ausführliche Kritik von Stephan Langer im aktuellen kreuzer.

»A Blast«: ab 16.4., Schaubühne Lindenfels

Eingemauert in der trostlosen Industriestadt Dessau bleibt dem 18-jährigen Frank wenig anderes übrig, als in die Malocherstapfen seines Vaters zu treten. Aber als er eines Abends Westfernsehen schaut, ändert sich seine kleine sozialistische Welt. Bei Thomas Gottschalk tanzt ein Amerikaner mit ruckartigen Bewegungen und Frank ist elektrisiert. Am nächsten Abend rennen alle in den Film »Beatstreet«. Auch Frank und sein Kumpel Alex, die den Breakdance fortan auf die Straßen ihrer Heimatstadt bringen wollen. Schon bald muss sich auch die örtliche Kommission für Unterhaltungskunst mit dem neuen Trend auseinandersetzen und plant, ihn zu verstaatlichen. Fortan gehen Frank und Alex mit der Turnerin Martina und dem Tanzfreak Michel mit ihrem »akrobatischen Schautanz« auf Tour. Der Erfolg setzt ein, aber die Streetcredibility leidet. Der Plot ist stets vorhersehbar, der Sozialismus eine Pappkulisse. Lediglich die guten Jungdarsteller und die eigene Nostalgie retten »Dessau Dancers« vor dem Gelenkbruch. Ausführliche Kritik im aktuellen kreuzer.

»Dessau Dancers« ab 16.4., Schauburg

Ob es nun die sinnfreie Eiswasserdusche war, ist ja eigentlich egal. Dass die Aufmerksamkeit für die Nervenkrankheit ALS in den letzten Jahren gestiegen ist, ist definitiv etwas Gutes. Gerade wurde »Die Entdeckung der Unendlichkeit« bei den Oscars geehrt. Das Schicksal von Stephen Hawking hat die Menschen sensibilisiert, so dass sie die Zeichen deuten können, mit denen sich die Krankheit bei Kate (Hilary Swank) ankündigt. Ein Zittern in den Händen, das Spiel der früheren Pianistin wirkt auf einmal unbeholfen. Kaum anderthalb Jahre später sind die Symptome bereits weit fortgeschritten und in Kates Kopf hat ein Countdown begonnen. Zwei, vielleicht drei Jahre ist die durchschnittliche Lebenserwartung – Kate weigert sich dennoch, aufzugeben und begrüßt die Tage und ihren aufopferungsvollen Ehemann Evan mit einem Lächeln. Die Tatsache, dass sie nicht mehr in der Lage ist, die einfachsten Dinge zu vollführen, und auf einen Rollstuhl angewiesen ist, belastet die Beziehung. Eine Pflegekraft muss her, aber eine, die Kate respektiert. Sie entschließt sich ausgerechnet für die verantwortungslose Studentin Bec (Emmy Rossum), die den Job nur annimmt, weil sie nichts anderes findet. Aber Bec ist da, als Kate Evan beim Fremdgehen erwischt und zwischen den beiden Frauen formt sich allmählich ein Band. Die Darstellung des schleichenden körperlichen Verfalls ist eine Herausforderung, die Hilary Swank großartig meistert. Ihre Leistung und das gute Zusammenspiel der beiden Frauen machen »Das Glück an meiner Seite« sehenswert und trösten über die vorhersehbare Handlung und die mittelprächtige Synchro hinweg.

»Das Glück an meiner Seite«: ab 16.4., Passage Kinos

 

Die Flimmerzeit im April

 

Die Filmtermine der Woche

RMS Titanic

Filmprojekt von und mit Menschen mit geistiger Behinderung.

17.4., 19 Uhr, Laden auf Zeit

 

GEGENkino

Am Donnerstag startete das Festival für cineastische Gegenbewegungen, das in den kommenden zehn Tagen spannende, irritierende, schockierende und immer wieder bemerkenswerte Filme auf die Leinwände von UT, Schaubühne und LURU werfen wird. Dazu gibt es eine Ausstellung, Diskussionsrunden, Filmemacher, Party und und und. Mehr Informationen unter gegenkino.de und im aktuellen kreuzer.

16.–26.4., UT Connewitz, Schaubühne Lindenfels und LURU-Kino in der Spinnerei

 

Videokills – The Invisible City Symphonies

Die Reihe aus Berlin zeigt im Rahmen von GEGENkino ihre kunstvolle Auswahl von stummen Kurzfilmen zu Stadtansichten in Leipzig. »Invisible City Symphonies« – unerkennbare Großstadtsymphonien – sollen dabei entstehen in Anlehnung an den 1927er-Dokumentarfilm »Berlin – Die Sinfonie der Großstadt« von Walther Ruttmann und die Prosagedichte »Die unsichtbaren Städte« von Italo Calvino. Dazu gibt es Live-Vertonung von Touchy Mob, Creams, I T O E, Magic Island.

 17.04., 21 Uhr, UT Connewitz

 

Pedal the World – 18.000 km, 22 Länder, 365 Tage

Eine Weltreise mit Rad - Felix Starck begleitete seinen Kraftakt mit der Kamera.

19.4., 13 Uhr und 16 Uhr, Kinobar Prager Frühling

 

Horror-Doppel mit Donis

Der Leipziger Horror-Papst präsentiert ein Mario-Bava-DoubleFeature mit »Die toten Augen des Dr. Dracula« von 1966 und »Planet der Vampire« von 1965.

22.4., 20 Uhr, LURU-Kino in der Spinnerei

 

Transformationen und Maskeraden: Performance – Film – Archiv

Filme als Reflexion, Dokumentation an der Schnittstelle von Tanz, Theater und Performance – Filme, Vorträge, Workshops

23.4., 18 Uhr, 24.4., 12 Uhr, LURU-Kino in der Spinnerei

 

Mythos Freiheit: Körper (I.)

In diesem Monat gibt es gleich zwei Filmreihen, die sich mit Körperlichkeit im Kino auseinandersetzen. Neben der zweiten Auflage des Gegenkinos setzt auch die Reihe »Mythos Freiheit« den Körper in den Mittelpunkt und zeigt dabei Zusammenhänge und Widersprüche im Körperverständnis auf. Das äußerliche Erscheinungsbild als letzte Bastion der Selbstbestimmung, Filme über Themen wie Behinderungen und Liebe, Intersexualität und Transgender. Alle Abende werden von Diskussionsrunden und Vorträgen flankiert.

24.4., 19.30 Uhr, Cinémathèque in der naTo

 

Fucking Different XXY

Lesbisch-schwule Kurzfilmreihe. Dokumentarische und fiktionale Arbeiten von sieben Transgender-Filmemachern. Im Rahmen von Mythos Freiheit: Körper (I.)

24.4., 22 Uhr, Cinémathèque in der naTo

 

Schauspieler, Stars und Superstars: Die Hüften von Marilyn Monroe

Marilyn Monroe war einzigartig. Claudia Cornelius widmet ihr diesmal einen Vortrag mit anschließendem Überraschungsfilm.

24.4., 20.15 Uhr, Memento

 

Filmriss Filmquiz

André Thätz und Lars Tunçay entführen in die Untiefen der Filmhistorie mit einem bunten Mix aus zeitlosen Klassikern und kontemporärem Kino zum Mitraten. Zu gewinnen gibt es einen Haufen Freikarten, Merch und Kram zu aktuellen Filmen und obendrein das gute Gefühl, Bescheid zu wissen.

23.4., 20.30 Uhr, Conne Island


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