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Kultur

Schulen, Shopping, Snacks – und Sex

Die Britin Laurie Penny will eine Meuterei gegen das neoliberale Patriarchat starten

  Schulen, Shopping, Snacks – und Sex | Die Britin Laurie Penny will eine Meuterei gegen das neoliberale Patriarchat starten

Wäre man Optimistin, könnte man denken, es ginge voran mit dem Feminismus. Er wird in den größten Zeitungen des Landes ausgerufen, Frauenquoten werden auf höchsten Ebenen diskutiert, Mega-Popstars wie Beyoncé tanzen vor riesigen leuchtenden »Feminist«-Schriftzügen. Doch all dies passiert vor allem deswegen, weil sich Feminismus in unserer westlichen Welt so gut verkauft, meint Laurie Penny, britische Autorin, Journalistin, Bloggerin:

»Aber Feminismus, der sich verkauft, ist ein Feminismus, der so gut wie allen gefällt und niemandem wehtut, ein Feminismus, der beruhigt, der sich an die Mittelschicht richtet und für sie spricht, der auf sozialen Aufstieg ausgerichtet ist, der von Schulen, Shopping und zuckerfreien Snacks faselt und sich nicht etwa mit armen Frauen, queeren Frauen, hässlichen Frauen, transsexuellen Frauen, Sexarbeiterinnen, alleinstehenden Müttern oder anderen befasst, die nicht ins Schema passen.«

Daher prangert Penny in ihrem neuen Buch »Unsagbare Dinge. Sex, Lügen und Revolution« auch das neoliberale System an, in dem Frauen vor allem damit beschäftigt sind, anderen – meist Männern – zu gefallen, in dem aber auch die Jungs oft verloren sind durch die Überforderung, den Ansprüchen der kapitalistischen Gesellschaft zu genügen. Die 29-Jährige ruft deshalb zur Meuterei auf »gegen jene, die uns mundtot machen«. Das liest sich mal wie eine Polemik, mal wie die Autobiografie einer ehemals Magersüchtigen, mal wie ein wissenschaftliches Standardwerk des Feminismus. Dass ihre Meuterei die Chefetagen von Großverdienern erreichen wird, ist leider nicht absehbar.

»Doch mit dem Irrglauben, wir befänden uns am Zielpunkt des feministischen Fortschritts, muss dringend aufgeräumt werden, und zwar schnell.« Vielleicht schafft sie zumindest das. Als Penny vor ein paar Jahren mit ihrem ersten Buch »Fleischmarkt« in Leipzig war, las sie vor ein paar Leuten in der Frauenbibliothek Monaliesa. Jetzt kommt sie ins UT, das sogar voll werden könnte. Es geht voran.


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