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Politik

Legida kopflos

Statt Markus Johnke hält nun einer aus der zweiten Reihe sein Gesicht hin

  Legida kopflos | Statt Markus Johnke hält nun einer aus der zweiten Reihe sein Gesicht hin

Arndt Hohnstädter wollte dann doch nicht auf Dauer die Optik von Legida bestimmen. Es wird ihm schon gereicht haben, mit einem stolprigen Videoauftritt am 15. März beim »Live Talk« als Talker einspringen gemusst zu haben. Wo Markus Johnke war, erklärte der Anwalt nicht und begrüßte nur knapp: »Heute mal ein anderes Gesicht.« Von Johnke, seit einem Jahr das Legida-Gesicht und -Maskottchen, keine Spur. Zuvor schon einmal krankgemeldet und auf dem letzten Aufmarsch nicht zu sehen, so war es von und über ihn auf Legida-Seiten einfach still geworden. Im Facebook-Profil herrschte tagelang keine Bewegung, die Homepage der Besorgten war plötzlich verschwunden.

Am 19. März erfolgte dann die Aufklärung. Auf seinem Privatprofil bei Facebook erklärte Johnke, ab sofort nicht mehr Vereinsvorstand von Legida zu sein. Dafür führte er einerseits »berufliche und private Gründe« an. »Zum anderen sind auch leider politische und organisatorische Differenzen mit PEGIDA entstanden, die einer weiteren engen Zusammenarbeit und mMn auch meinen politischen Idealen und persönlichen Werten im Wege standen.« (Rechtschreibung im Original) Als »freier Unterstützer« wolle er aber für die Besorgten weiter zur Verfügung stehen. Die Kommentarspalte füllte sich mit Dankesbekundungen, aber auch einigen Spitzen gegen Dresden, das zu viel Einfluss auf die Leipziger Demonstrationen ausüben würde. Johnke hatte vorher schon für rechte Kundgebungen geworben und daran teilgenommen, die Pegida – wohl eher aus Image-, denn inhaltlichen Gründen – ablehnte. Dort wird er, analog zu seinem Legida-Vorgänger Silvio Rösler, jetzt öfter zu sehen sein. So kann man an der Person Johnke gut beobachten, wie sich eine Politisierung – wenn man das so nennen will – von den Montags-Mahnwachen mit ihrem Querfront-Charakter beginnend zum immer weiteren Rechtsschwenk entwickelt.

Es brauchte fünf Tage, bis es Legida schaffte, auf Johnkes Hinschmeißen zu reagieren. So hieß es dann eher trocken (Rechtschreibung im Original): »Markus wir danken dir für die super Zusammenarbeit in den letzten Monaten und Jahren und wünschen dir beruflich sowie privat alles alles erdenklich Gute. Wir sehen uns demnächst wieder auf den Brettern die die Welt bedeuten und bestimmt auch bald mal wieder bei uns auf der Bühne. 
Gemeinsam statt einsam!« Ein paar Likes und Dankesbekundungen auf der Legida-Facebook-Seite, das wars. Kein Grund fürs Aus wurde angegeben – was wohl seinen Grund hat.

Zuvor hatte es schon Gerüchte gegeben, dass Johnke auch die Zusammenarbeit mit Anwalt Hohnstädter und anderen nicht mehr recht gefiel, etwa Reinhard Rade. Dass dieser überhaupt so intensiv bei Legida mitmischt, erfuhr die Öffentlichkeit aus einem von einem Demonstranten hochgeladenen Video. Im Beisein von Johnke und Hohnstädter redet Rechtsextremist Rade erzürnt auf Polizisten ein, agiert wie einer der führenden Köpfe (ab Minute 18) – zuvor hatte sich Legida gar nicht friedlich am Durchbruch der Polizeiketten geübt. Das entlarvende Video, das schnell wieder verschwand, aber im nie vergessenden Netz noch zu sehen ist, stellte kein Geringer ins Netz als das neue Legida-Gesicht: Patrick Filz. Das vermutet zumindest No Legida, die noch ein bisschen weiter recherchiert haben. »Filz war vermutlich auch an der Organisation des in Lächerlichkeit versunkenen Reichtagssturms am 9.5.2015 beteiligt [...]. Folgt man dem Facebook-Profil von Filz, findet man sehr schnell familiäre Verbindungen in ein sehr rechtsoffenes Fußballfanmilieu, um es allgemein zu schreiben.« Der Inhaber des Umzugsservice Die Möbelprofis ist nun auch im Impressum der wieder online gegangenen Legida-Website als Verantwortlicher vermerkt, die Firmenadresse Brunnerstraße 10 firmiert auch als postalischer Legida-Kontakt. Zur Personalie äußerte sich Legida selbst noch nicht. Wird er künftig mehr politische Klugheit beweisen, als es sein Video-Post vermuten lässt, gar selbst reden? Nächsten Montag ist zu erleben, wie der sich bisher im Hintergrund haltende Filz in der Öffentlichkeit agiert. Denn dann werden die Besorgten wieder auf dem Richard-Wagner-Platz auflaufen. Gegenproteste sind natürlich auch angemeldet, um Legida einmal mehr zur Zeitverschwendung werden zu lassen.


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