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Ausflug & Reise

Kann man Machern

Ab ins Gartengrün und Parkparadies: Hinreißen lassen, müßiggehen

  Kann man Machern | Ab ins Gartengrün und Parkparadies: Hinreißen lassen, müßiggehen

»Wer geht, sieht im Durchschnitt anthropologisch und kosmisch mehr, als wer fährt«, bemerkte der Dichter Johann Gottlieb Seume, der einst vom sächsischen Grimma aus seinen »Spaziergang nach Syrakus« antrat. Man muss jedoch nicht in die Ferne schweifen, um dieser Wertschätzung des Flanierens folgen zu können. Hiesige Grünparadiese sind gemacht zum Lustwandeln.

Das Herumschlendern durch die kultivierte Flora mag in einer nach »Zeitfenstern« organisierten Welt als anstößig gelten. Spazierendes Schwelgen als unnützer Zeitvertreib? Aristoteles stimmte das Lob des Müßiggangs an, indem er die Glückseligkeit in der Muße verortete – und der muss es wissen, der hatte einen Bart. Galt ihm diese als lustvolles Denken, so bedeutet Spazieren, sich Zeit zu nehmen, und hebt sich dadurch vom Wandern ab, bei dem es in erster Linie ums Ankommen geht. Es nimmt die sprichwörtlich gewordene Zen-Sentenz des Wegs, der das Ziel ist, ernst.

Lustgärten stellen wohl die idealen Orte für den Spaziergang dar. Besonders zwei Arten der Gartenanlagen fallen auf: Der geordnet angelegte Barockgarten und der natürlich arrangierte Landschaftsgarten. Ein hübsches Beispiel für die erste, geometrisch orientierte Form ist der Barockgarten Seußlitz. Im Idyll bei Meißen runden zwischen Taxusbüschen und Blumenrabatten Skulpturen aus Sandstein das harmonische Ganze ab. »Der höchste Grad der Gartenkunst ist nur da erreicht, wo sie wieder freie Natur, jedoch in ihrer edelsten Form zu sein scheint.« – Fürst von Pücklers Worte über seinen Park in Bad Muskau drücken das Konzept klassischer Landschaftsgärten aus. Neben den bekannten Wörlitzer und Weimarer Garteneichen sei hier auf den Schlosspark zu Machern verwiesen. Im östlich von Leipzig gelegenen Ort wurde 1782 mit der Anlage begonnen, weshalb sie zu den frühesten deutschen Parks englischen Stils zählt. Ins weitläufige Terrain sind der Antike nachempfundene Tempelbauten und eine künstliche Ruine eingefügt, die Spuren freimaurerischen Denkens tragen. Zahlreiche exotische Gewächse erfreuen den Naturinteressierten, Freunde der Baukultur kommen am Mausoleum nicht vorbei: Ja, da steht wirklich eine elf Meter hohe Pyramide.

Natürlich kann man in modernen Gestaltungen ebenso beschwingt lustwandeln. In Leuna bietet sich der im Ausdruck leicht verblichene Plastikpark mit seinen Kunstzeugnissen des sozialistischen Realismus an. Rund um die Erfurter Cyriaksburg breitet sich der Egapark aus. Das riesige, 1959 entworfene Areal ist mit seiner mannigfaltigen Flora auf 36 Hektar, etlichen Themengärten und Millionen Blüten ein prächtiges Stück Spazierweg. Gleich, welches Paradies der Besucher letztlich wählt, möge er dort die Musenkunst per pedes (wieder-)entdecken.


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