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Ausflug & Reise

Handwerk, Farbe, Energie

Wie jedes Jahr zeigen im September die Denkmale, was sie sonst nicht zeigen

  Handwerk, Farbe, Energie | Wie jedes Jahr zeigen im September die Denkmale, was sie sonst nicht zeigen

An diesem Tag sind sie alle geöffnet: alte Dorfschmieden, stillgelegte Bahnbetriebswerke und nicht mehr benutzte Brücken. Der Tag des offenen Denkmals ermöglicht Blicke hinter sonst verschlossene Türen, da gibt es Führungen übers Gelände alter Mühlen, Meister zeigen ihr Handwerk und Ausstellungen wie Bauwerke erzählen von früher.

Zum Beispiel die Denkmale des Waidanbaus im thüringischen Pferdingsleben westlich von Erfurt, da gibt es einen Waidhof. Aus der Färberpflanze Waid lässt sich die Farbe Indigo gewinnen, mit der Kleidung eingefärbt wurde. Zur Verarbeitung gehörte eine Waidmühle, wie sie auch in Pferdingsleben zu sehen ist, das Thüringer Waidmuseum ist ebenfalls dort. Der Raum Erfurt war nämlich mal das Zentrum des Färberwaids. Als Indigo ab dem 16. Jahrhundert billig importiert werden konnte, ging der Waidanbau zurück, schließlich ließ sich der Farbton synthetisch aus Anilin herstellen. Auch in Pferdingsleben konnten die Bewohner die Ackerflächen nach und nach für Lebensmittel verwenden.

Um mit blauen Gewändern herumlaufen zu können, braucht es zunächst einmal Stoffe. Das Geschäft des Spinnens und Webens wurde bekanntermaßen mit der Industrialisierung in Fabriken verlegt. Eine davon war die Tuchfabrik Gebrüder Pfau im sächsischen Crimmitschau. Die Fabrik entstand Ende des 19. Jahrhunderts und blieb in Familienbesitz, bis 1972 unter dem Namen VEB Modetuche Stoffe für Mäntel, Anzüge und Kostüme hergestellt wurden. Seit 1990 steht alles unter Denkmalschutz. Dort wird dem Besucher an historischen Maschinen gezeigt, wie Tuche hergestellt werden, und zwar im ganzen Prozess von der Wollanlieferung bis zum Stoffballen.

Fabriken brauchen Energie, die Dampfmaschinen wollten Futter. Praktischerweise befand sich genug Braunkohle im Boden, über die sich Tagebaue hermachten. Der Name Tagebau sagt bereits, dass dies über Tage geschah. Läuft man vom Leipziger Silbersee und Erholungspark Lößnig-Dölitz ein paar Minuten Richtung Westen, findet man sich vor einem Förderturm wieder und fühlt sich wie im Ruhrgebiet. In Dölitz musste nämlich weit in die Tiefe gegraben werden, um überhaupt mal auf Kohle zu stoßen. Nach der Stilllegung 1961 diente das Gelände des Schachts Dölitz der Bergbauforschung. Wo zwei Loren mit Bergmannshammerkreuz und »Glück auf«-Wünschen grüßen, erscheint auch der Braunkohletiefbau. Dort steht der einzige erhaltene Förderturm samt Tagesanlagen im Raum Leipzig. Die Anlage braucht zwar eine Sanierung, eine eingehende Besichtigung ist dennoch möglich.


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