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Kultur

Feminismusarchiv 2.0

Die Bibliothek MONAliesA steuert Material für Digitalisierungsprojekt bei

  Feminismusarchiv 2.0 | Die Bibliothek MONAliesA steuert Material für Digitalisierungsprojekt bei

Die Geschichte der Frauenbewegung bekommt ein eigenes großes Onlineportal, das vom Bundesfrauenministerium gefördert wird und das Ziel hat, die vielfältigen Standpunkte der Frauenbewegungen wiederzugeben und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In der Feministischen Bibliothek MONAliesA wurde am Mittwoch der Auftakt dazu gefeiert.

»Wir woll’n doch alle nur – in Ruhe alt werden, mit kulturellem Kapital!« Der bestaussehendste Chor Leipzig legt mit einer Kopfnuss an den Zeitgeist los. Wohl kaum charmanter als durch solche Vielstimmigkeit lässt sich eine »feierliche Auftaktveranstaltung« einleiten. Der Anlass in der MONAliesA Leipzig ist ohnehin ein Grund zur Freude, der Rahmen mit dem Chor-Auftritt auch. In der Form fallen die Feierstunden dann zwischenzeitlich ein bisschen zu bemüht getragen aus. Ja, Ministeriendank darf auch mal sein, aber nicht permanent in einer Rede. Zum Glück ist das hier ist keine Performanz-Kritik, so sei das nur am Rand bemerkt.

Am Mittwoch wurde in der Feministischen Bibliothek MONAliesA der Start des Digitalen Deutschen Frauenarchivs (DDF) gefeiert; dessen Abkürzung eher an einen Sportsender erinnert, wie eine Rednerin witzelte. Mit Hobby hat das allerdings nichts zu tun. Die Zeugnisse der Frauenbewegung sind weit verstreut und nicht leicht zugänglich. Das soll das Archiv beheben, das beim Dachverband deutschsprachiger Lesben-/Frauenarchive, -bibliotheken und -dokumentationsstellen i.d.a. Angesiedelt ist. In Zukunft soll auf alle Bestände zentral zugegriffen und auch Dossiers zu Personen und Stichworten eingesehen werden können. Angepeilt dafür ist 2018. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend unterstützt das Projekt in den nächsten dreieinhalb Jahren mit jährlich 1,2 Millionen Euro. Danach – auch das sagte eine Ministeriumssprecherin am Mittwoch – müsse eine andere Form der Institutionalisierung oder Förderung gefunden werden. Neben der Arbeit der Digitalisierung bleibt also auch dies eine Aufgabe für alle Mitstreitenden.

MONAliesA ist besonders für die Dokumentation der Frauenbewegung in den Umbruchszeiten der Wende wichtig. Zudem sind hier viele Underground-Zeitschriften und graue Literatur gesammelt, also Literatur, die Menschen nie über den Buchhandel erreichen konnte. Schon der Zugriff auf diese wäre ein Gewinn für das DDF. Gerade aber auch auf das queer-feministische Archiv von MONAliesA trifft das zu, das gegenwärtige Aktionen, Gruppen, Veranstaltungen und Debatten zur Dokumentation sammelt. Denn die Bewegung bleibt nicht stehen, wie ebenso die Trouble-Zonen (Stichwort: Differenzfeminismus) nicht auf ewig fixiert sind.


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1 Kommentar(e)

MAx 24.11.2016 | um 10:23 Uhr

Was ist eigentlich falsch am differenzfeminismus? Auf welche Autorinnen bezieht sich das?