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Stadtleben

Inklusive Laufstaffel startet in die neunte Etappe

Auf ihrem Weg nach Berlin legte die Laufstaffel des Achilles-Vereins einen Stopp in Leipzig ein

  Inklusive Laufstaffel startet in die neunte Etappe | Auf ihrem Weg nach Berlin legte die Laufstaffel des Achilles-Vereins einen Stopp in Leipzig ein  Foto: Melissa Nüßle

Trotz der frühen Uhrzeit ist die Stimmung in der Laufgruppe am Mittwochmorgen auf dem Augustusplatz ausgelassen. Der Start ist für 8:30 Uhr angesetzt. Die Läuferinnen und Läufer der inklusiven Laufstaffel treffen nach und nach ein, checken nochmal die Route und suchen ihre Guides.

Auf insgesamt elf Tagesetappen legt die Gruppe aus Sportlerinnen und Sportlern mit und ohne Einschränkungen ungefähr 750 Kilometer zurückzulegen. Die lange Strecke steht »symbolisch für den langen Weg, den die Inklusion gehen muss, um in der Gesellschaft anzukommen«, heißt es in der Pressemitteilung des Vereins. Start war am 17. September am Isartor in München. Zehn Tage später ist der Zieleinlauf am Brandenburger Tor geplant. In wechselnder Besetzung laufen die Teilnehmenden also von »Tor zu Tor« – so auch der Name des Staffellaufs. Das Projekt wird vom inklusiven Laufverein Achilles International Germany zum 50. Jubiläum des Berliner Marathons organisiert, der am kommenden Wochenende stattfindet.

Heute ist aber erstmal Lutherstadt Wittenberg das Ziel. Von Leipzig sind das etwa 90 Kilometer. Bei dem Staffellauf müssen die Sportlerinnen und Sportler nicht die gesamte Etappe laufen, sondern nur eine Strecke zwischen fünf und fünfzehn Kilometern. Welche Streckenlänge sie wählen, haben sie im Vorfeld entschieden. »Das ist ein riesen Orga-Aufwand«, erzählt Yvonne Zimmermann, Vorstandsmitglied von Achilles, denn die Läuferinnen und Läufer müssen zu ihren Startpunkten gebracht und wieder abgeholt werden. »Manchmal frage ich mich, warum ich das mache. Aber wenn ich am Abend an die vielen glücklichen Gesichter denke und die Freude, die wir zusammen hatten, dann ist alles wieder gut.«

Insgesamt 100 Anmeldungen haben sie vorab bekommen. »Es kommen aber auch einfach so immer wieder Leute dazu«, erzählt Zimmermann. »Wenn wir durch die Städte laufen, dann fragen die Leute, was wir da machen«, erzählt sie. Wenn sie dann von dem Projekt erzählen, finden die Leute es »supergut und wichtig«. »Man merkt, dass in der Bevölkerung das Bewusstsein da ist, dass Inklusion wichtig ist«, sagt Zimmermann. Es brauche aber noch mehr Unterstützung, dass Inklusion zur Normalität werde.

Bahman Ghaffari ist einer der Läufer mit Einschränkungen. Der Münchner begleitet die Laufstaffel schon fast die gesamte Strecke, nur zwei Etappen hat er bisher ausgesetzt. Es mache ihm Spaß mitzulaufen und es motiviere ihn, wenn er einen guten Guide hat. Läuferinnen und Läufer mit Seheinschränkungen brauchen Guides, die sie auf Hindernisse und den Weg hinweisen. »Ein guter Guide bekommt keinen Muskelkater, bleibt fit und kann mit mir mithalten«, erzählt Ghaffari. Das ist gar nicht so einfach, denn der 65-Jährige läuft pro Woche 70 bis 80 Kilometer. »Bahman ist unser einziger Läufer mit Einschränkungen, der vor dem Guide läuft«, erzählt Zimmermann lachend. »Nicht immer«, wendet Ghaffari schmunzelnd ein, »aber immer öfter.« Der Staffellauf ist für ihn auch nicht genug: Ende der Woche wird er im Anschluss beim Marathon in Berlin mitlaufen.

Um 8:40 Uhr ist es dann endlich so weit: Die Läuferinnen und Läufer stellen sich gemeinsam mit einer Laufgruppe des Ernst Klett Verlags, der die Etappe unterstützt, auf. Das Maskottchen des Verlags, Zebra Felix, gibt durch das Zuknallen eines Lesebuchs das Startsignal. Und los geht es für Gruppe durch die Leipziger Innenstadt in Richtung Lutherstadt Wittenberg.


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