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Sport

Ein bisschen Tradition

Inter Leipzig, die CG Gruppe und der große Traum

  Ein bisschen Tradition | Inter Leipzig, die CG Gruppe und der große Traum

Nachdem Inter Leipzig vor drei Jahren regelrecht in die Oberliga durchmarschieren konnte, hängt der Verein seither fest. Nicht zuletzt durch die Unterstützung des berüchtigten Immobilienkonzerns CG Gruppe gelang damals der rasante Aufstieg. Bis heute steht der Finanzier hinter der Mannschaft – und hat Großes mit ihr vor.

Als Inter das erste Mal im Leutzscher Holz auftrat, spielte die Mannschaft um Trainer Heiner Backhaus noch unter dem Vereinslogo eines Einhorns. Gegründet im August 2013, schaffte die Mannschaft nur eine Sainson später den Sprung in die Oberliga. Möglich war das nicht zuletzt dank Politik und dem Immobilienkonzern CG Gruppe, der den Verein als Großsponsor unter anderem mit dem Spielrecht für die Landesliga (vgl. kreuzer 11/2014) ausstattete. Nach dem Durchmarsch in die Oberliga klemmt es mit dem weiteren Aufstieg. Doch der Sponsor hat Großes vor.

Der große Geldgeber

Christoph Gröner, Multimillionär und Kopf der CG Gruppe (»Immobilien sind mehr als nur Produkte – mit ihnen verbindet sich eine Weltanschauung«), begann seine Karriere 1990 in Karlsruhe mit einem Bauhilfsdienst, fünf Jahre später gründete er einen Sanierungsbetrieb in Leipzig, der 1996 sein erstes Projekt – Brühl 52 – abschloss.

»Auf persönliche Bitte des früheren Oberbürgermeisters von Leipzig, Wolfgang Tiefensee«, der bei der Inter-Gründung dabei war, stieg das Immobilienunternehmen im Juli 2014 als Großsponsor ein. Für die erste Männermannschaft sah es »mittelfristig das Potential für einen Aufstieg in Liga fünf oder sogar vier«, so war es in der damaligen Pressemitteilung zu lesen. Unterstützungssummen fand man keine.

Auch der RB Leipzig wird von Gröner unterstützt. Seit zwei Jahren prangt das Firmenlogo auf dem Trikotärmel. Im Netz finden sich Zahlen wie 1,5 Millionen, die der Bundesligist dadurch erhält. Für Gröner ist die Unterstützung eine Ehrensache, denn »die Wurzeln unseres Unternehmens liegen in Leipzig«. Gröner betonte bei RB vor allem: »Ich persönlich fühle mich der Stadt sehr verbunden und betrachte sie als meine Heimat. Daher ist es auch eine Herzensangelegenheit die Erfolge von RB Leipzig als Sponsor zu unterstützen«. Dass es sich dabei nicht nur um Heimatgefühle handelt, zeigt er selbst sehr freimütig in der ARD-Dokumentation »Ungleichland – Macht«.

Ein Inter-Stadion für 3.000 Zuschauer

Solch große Bühne konnte Inter bisher nicht liefern – obwohl CG bereits große Pläne dafür besaß. Ende 2014 gelangte der ehemalige Postbahnhof in den Besitz von CG. Direkt gegenüber auf dem Gelände der Sportanlage Mariannenpark trainierte und spielte Inter bis die Konflikte mit dem Pächter nicht mehr zu lösen waren. Inter zog weiter über Radefeld, Machern bis nach Torgau.

Im Juni 2016 verkündete die Bild-Zeitung dann »FC Inter kriegt ein neues Stadion«. Eine »erste richtige Heimat des Newcomers« sollte auf dem Gelände des CG-Postbahnhofs entstehen. Ein Stadion, welches für die vierte Liga taugt, mit 3.000 Plätzen, für drei bis vier Millionen Euro. Daraus ist bisher zwar noch nichts geworden. Doch in Leipzig zu spielen, scheint das klare Ziel.

Inter-Trainer Backhaus weiß, wie er im Gespräch mit dem kreuzer ausführt, dass CG daran arbeitet. Das Areal soll von den Architekten Homuth + Partner geplant werden. Deren Firmenhomepage grüßt mit dem Satz »Ich weiß nicht mehr wie sie hieß, aber sie wohnte in einem Haus von Homuth + Partner« grüßt. Sie sehen auch Büros und weitere Gewerbeflächen für das Bauland vor.

Vielleicht wartet CG auch einfach auf den Aufstieg in die Regionalliga nach vier Jahren in der Oberliga, oder wie sie Backhaus auch nennt »Nadelöhrliga«, die eigentlich kein Mensch braucht und daher auch die Zuschauerzahlen nicht besonders hoch sind.

Heute

Seit 2014 trainiert Backhaus die Mannschaft und trotz der Stagnation in der Oberliga, bereitet Backhaus seine Arbeit große Freude. Besonders die hohe Fluktuation an jungen Spielern gefällt dem 36-Jährigen. Er sieht seine Mannschaft als Ausbildungsverein, der von der Auflösung der U-23-Teams profitiert.

Das Besondere an Inter ist das zeitintensive Training jeden Tag bei Tageslicht beim SV Tresenwald Machern. Bei einer Aufwandsentschädigung von 500 Euro interessieren sich laut Backhaus vor allem junge Spieler dafür, die auf den deutschen Fußballmarkt wollen.

Seine aktuelle Mannschaft besitzt ein Durchschnittsalter von 23 Jahren, der Lokalrivale BSG Chemie liegt bei 26,2 Jahren. Während Backhaus für Chemie ausmacht, dass sich Trainer Demuth an fertigen Spielern orientiere, finde er es »sehr schade«, dass der Zwanzigjährige Niklas Opolka im Sommer von Inter zu Chemie wechselte. Er ist nicht der einzige Spieler mit Inter-Vergangenheit in der aktuellen Chemieauswahl – wie der Abwehrspieler und mittlerweile Nachwuchsverantwortliche von Chemie Sascha Rode, Torwart Dominic Heine und Stürmer Kai Druschky.

Zukunftsmusik

Mit dem Leiter der Leipziger CG-Niederlassung und Inter-Vorstandsmitglied für Finanzen und Infrastruktur, Ulf Graichen, hat Backhaus im Sommer eine Zweijahresplanung vorgenommen. Perspektivisch möchte man endlich höherklassig spielen und auch ein Leistungszentrum unterhalten, finanziert vom Hauptsponsor.

Am Samstag erwartet die BSG Chemie Inter im Alfred-Kunze-Sportpark. Chemie unterlag am letzten Wochenende dem Tabellenkonkurrenten FSV Luckenwalde haushoch mit Null zu Fünf. Zuvor gewann die Elf um Trainer Dietmar Demuth zehn Spiele hintereinander und errang ein Unentschieden. Das macht in der Summe 31 Punkte, die zur Tabellenspitze reichen.

Inter ist Tabellendritter mit sechs Siegen, fünf Unentschieden und einer Niederlage gegen die zweite Mannschaft von Carl Zeiss Jena. Zuletzt spielte Inter zu Hause im Torgauer Hafenstadion gegen den VfL Halle 96 Null zu Null vor 82 Zuschauern.

Heiner Backhaus tippt auf einen knappen Sieg seiner Mannschaft am Samstag, vielleicht ein Null zu Eins. Er erwartet ein extremes Laufspiel, in dem seine Elf das technische und die Chemiker das körperliche Niveau bestimmen. Vor vier Jahren stand am Ende des Spiels ein Zwei zu Null auf der Anzeigetafel.


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