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»Schwitzen, schreien, stampfen«

Armin Zarbock über sein Fußball-Stück »Schwarzer Hals Gelbe Zähne« im LOFFT

  »Schwitzen, schreien, stampfen« | Armin Zarbock über sein Fußball-Stück »Schwarzer Hals Gelbe Zähne« im LOFFT

In den letzten Wochen ist das Thema Gewalt beim Fußball wieder aktuell und mit Fällen in Leipzig und Dresden auch ganz nah. Der Regisseur Armin Zarbock ließ sich von Veit Pätzugs Buch »Von Athen nach Althen« über gewaltbereite Fußballfans (KREUZER 02/07) zu dem Projekt »Schwarzer Hals Gelbe Zähne« inspirieren. Gemeinsam mit der Dramatischen Spielgemeinschaft 05 erarbeitet er ein Theaterstück fürs LOFFT.

In den letzten Wochen ist das Thema Gewalt beim Fußball wieder aktuell und mit Fällen in Leipzig und Dresden auch ganz nah. Der Regisseur Armin Zarbock ließ sich von Veit Pätzugs Buch »Von Athen nach Althen« über gewaltbereite Fußballfans (KREUZER 02/07) zu dem Projekt »Schwarzer Hals Gelbe Zähne« inspirieren. Gemeinsam mit der Dramatischen Spielgemeinschaft 05 erarbeitet er ein Theaterstück fürs LOFFT.

KREUZER: Wie setzen Sie bei Ihrem Projekt das Thema Gewalt um? ARMIN ZARBOCK: Die Grundsituation ist die einer Tagung von Gewaltforschern, die in die Rolle gewaltbereiter Fußballfans schlüpfen. Die Forscher durchleben ihr eigenes Aggressionspotenzial. Sie versuchen sich mit der Gewalt auseinanderzusetzen, sie in einem Labor nachzugestalten, aber sie werden niemals an die Wirklichkeit herankommen. Vielmehr wird die Wirklichkeit aus ihnen herausbrechen. KREUZER: Was interessiert Sie eigentlich an Gewalt? ZARBOCK: Dass sie uns alle angeht. Das ist kein Thema, das wir irgendeiner Randgruppe zuschieben können. Gewalt ist in uns. Sie findet in der Gesellschaft, in jedem Einzelnen von uns statt, in einer mehr oder weniger aggressiven Form. Die Frage ist, wie geht man damit um? Kann man produktiv damit umgehen, oder muss sie zwangsläufig in Aggressionen gegeneinander münden? KREUZER: Eignet das Theater sich besonders gut zur Auseinandersetzung mit Gewalt? ZARBOCK: Theater kann mit seinen vielen Mitteln Gewalt sinnlich erfahrbar machen. Hinzu kommt, dass Theater ein Live-Erlebnis ist. Als solches zwingt es zu einem konkreten Verhalten. Applaudiere ich, wende ich mich ab, verlasse ich den Theaterraum oder habe ich Sympathie für das, was da abläuft? Vielleicht entdecke ich so Eigenschaften in mir, die ich nicht gekannt habe. KREUZER: Die Ausgangssituation der wissenschaftlichen Tagung nimmt sich recht trocken aus. Kommt es zu richtigen Gewalt-Eruptionen? ZARBOCK: Ja, das findet über innere Konflikte statt, über die Geschichte der Figuren, über ihre Verhältnisse zueinander. Der Konflikt wird sich entwickeln, wird ausbrechen und von den Figuren Besitz ergreifen. Natürlich können und wollen wir Gewaltszenen nicht realistisch darstellen, werden aber schwitzen, schreien und stampfen, um etwas auf die Ränge zu übertragen. KREUZER: Ihr Projekt hat ja in den letzten Wochen eine gewisse Aktualität erlangt, hat Sie das beeinflusst? ZARBOCK: Die Gewaltexzesse italienischer Hooligans und die Ausschreitungen in deutschen Amateurligen haben dem Thema Gewalt in und um Fußballstadien zu einem Höhepunkt verholfen. Dennoch geht es uns eigentlich um die Gewalt in uns. Gewaltbereite Fußballfans sind sozusagen ein Fallbeispiel. Genauso wenig lässt sich das Thema Gewalt auf Leipzig eingrenzen. »Von Athen nach Althen«, das Buch über die Lok-Fans, und auch Clemens Meyers Roman »Als wir träumten« waren allerdings wichtige Inspirations- und Textquellen, die zeigen, dass es auch Leipzig betrifft.


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