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Kultur

»Extremer Entdeckungsgeist«

Michael Vogel vom Figurentheater Wilde&Vogel über den neuen Sommerspielplan im Schaubühne-Westflügel

  »Extremer Entdeckungsgeist« | Michael Vogel vom Figurentheater Wilde&Vogel über den neuen Sommerspielplan im Schaubühne-Westflügel

Als im letzten Jahr der erste Sommerspielplan im Westflügel der Schaubühne Lindenfels startete, gab es nicht mal Toiletten. Die sind mittlerweile da, und auch sonst ist von Mai bis Oktober viel Neues zu sehen. Der KREUZER sprach mit Michael Vogel vom Figurentheater Wilde&Vogel, das Initiator des Westflügels ist.

Als im letzten Jahr der erste Sommerspielplan im Westflügel der Schaubühne Lindenfels startete, gab es nicht mal Toiletten. Die sind mittlerweile da, und auch sonst ist von Mai bis Oktober viel Neues zu sehen. Der KREUZER sprach mit Michael Vogel vom Figurentheater Wilde&Vogel, das Initiator des Westflügels ist. KREUZER: Wenn Sie aufs letzte Jahr zurückblicken: Wie ist der erste Sommerspielplan gelaufen?

MICHAEL VOGEL: Sensationell! Es war über alle Erwartungen gut, wir hatten ein begeistertes Publikum von 3.000 Zuschauern bei 60 Veranstaltungen. Das alles hat uns die Kraft und die Bestätigung gegeben, es in diesem Jahr wieder zu versuchen. Es war ja erst mal für ein Jahr angedacht. KREUZER: Bisher gab es ja in Leipzig Figurentheater vor allem für Kinder. Mussten Sie den Erwachsenen erst einmal Figurentheater »beibringen«? VOGEL: Nicht beibringen, eher neugierig machen. Den Entdeckungsgeist, ein neues Theater kennenzulernen, so etwas haben wir bisher in keiner Stadt so extrem erlebt wie in Leipzig. Das hat uns eben auch bestärkt, hier weiterzumachen. Und wir haben in vielen Ländern gespielt, spielen seit über 10 Jahren in Stutt-gart. Dort ist das schwieriger, diese Neugierde zu entwickeln. KREUZER: Was ist für die neue Saison geplant? VOGEL: Wir haben die Veranstalungen in Themenblöcke aufgeteilt, wie »Musiktheater«, »Mythos Untot« und »Bildende Kunst«. Unter dem Titel »Luftpost an heute« zeigen wir Stücke von Frauen, die an der Ernst-Busch-Schule in Berlin und an der Figurentheaterschule in Stuttgart studiert haben. Außerdem wird es ein spanisches und ein japanisches Theaterfestival geben. Auch Stücke für Familien mit Kindern werden wir wieder spielen. KREUZER: Treten Sie damit zum Theater der Jungen Welt und zum Theater im Globus in Konkurrenz? VOGEL: Ist es schon Konkurrenz, wenn an einem Tag in einer Stadt mit 500.000 Einwohnern zwei Stücke für Kinder laufen? KREUZER: Sie haben ja im Westflügel auch eine Werkstatt eingerichtet und proben auch in Leipzig. Im letzten Jahr haben Sie bereits »Spleen« hier geprobt und gezeigt. Was folgt nun? VOGEL: Wir wollen nicht nur ein Ort für Gastspiele, sondern auch ein Produktionshaus sein, an dem Stücke entstehen. Unser großes Projekt in diesem Jahr ist »King Lear«, da wird es öffentliche Proben geben und Ende September ist dann die Premiere. Die Idee, die Proben zu öffnen, ist uns auch in Leipzig gekommen, nicht in Stuttgart, dort wollte ich nie jemanden vorher im Publikum sitzen haben! KREUZER: Das hört sich insgesamt nach einem gewaltigen Programm an, wie finanzieren Sie das alles? VOGEL: Die künstlerische Programmgestaltung ist nicht unser Problem, die Finanzen schon eher. Es gibt Zuschüsse, kleinere und größere von Stadt und Land, insgesamt aber etwas weniger als im letzten Jahr. Was oft nicht ganz klar ist: Schaubühne Lindenfels und Westflügel sind zwei verschiedene Institutionen, wirtschaftlich getrennt. Es ist momentan natürlich visionär gedacht, das irgendwann mal zusammenzuführen und Geld und Energie zu bündeln. Aber die Schaubühne ist wirtschaftlich immer am Rand und wir auch. Wenn wir das jetzt zusammenlegen, steigt das Risiko ja nur noch.


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