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Kultur

Keine Katastrophe

Raffiniertes Puppentheater in der Etage Eins: »Stig und Molly« erzählt vom Kampf, erwachsen zu werden

  Keine Katastrophe | Raffiniertes Puppentheater in der Etage Eins: »Stig und Molly« erzählt vom Kampf, erwachsen zu werden

Es juckt. Es zuckt. Die Zehen stoßen vorne an die Schuhe und es tut weh. So beginnt alles: Eines Tages stellt der Junge Stig fest, dass er wächst, immer weiter und weiter. Die Katastrophe ist perfekt, denn Stig lebt in einer überaus niedlichen und kleinen Stadt, in der alle Menschen überaus niedlich und klein sind – und sein müssen. Der nun riesengroße Stig stellt schnell fest, dass er selbst bei seinen Eltern nicht mehr erwünscht ist. Unterschlupf findet er bei der merkwürdigen Molly, die normale Menschen verachtet und in ihrem privaten Ekel-Zirkus Mäuse und Kacke verspeist.

Es juckt. Es zuckt. Die Zehen stoßen vorne an die Schuhe und es tut weh. So beginnt alles: Eines Tages stellt der Junge Stig fest, dass er wächst, immer weiter und weiter. Die Katastrophe ist perfekt, denn Stig lebt in einer überaus niedlichen und kleinen Stadt, in der alle Menschen überaus niedlich und klein sind – und sein müssen. Der nun riesengroße Stig stellt schnell fest, dass er selbst bei seinen Eltern nicht mehr erwünscht ist. Unterschlupf findet er bei der merkwürdigen Molly, die normale Menschen verachtet und in ihrem privaten Ekel-Zirkus Mäuse und Kacke verspeist.

»Stig und Molly« ist ein Stück über das Erwachsenwerden – und mehr noch: Es ist ein Stück über die Macht der Konvention und den Reiz des Anders-Seins. Über den Mut, den es braucht, um sein eigenes Leben zu führen und die Angst vor dem Unbekannten zu überwinden. »Stig und Molly« ist ein Stück für Kinder: Es nimmt die Scheu vor dem Älter-Werden und macht zugleich Spaß. Es ist aber auch ein Stück für Erwachsene, eine unterhaltsame Mahnung, seine Kinder loszulassen, sie nicht in feste Muster zu pressen. Metaphorisch verdichtet wird all dies in Stigs unkontrollierbarem Wachsen, das sich den Vorgaben der Stadt widersetzt und ihre strenge Ordnung aus den Fugen geraten lässt. Regisseur Dirk Baum und Puppenbauerin Anja Mikolajetz haben die kluge Entscheidung getroffen, diese fast surreal anmutende Stückvorlage des schwedischen Autors Lucas Svensson mit Puppen umzusetzen. Ihre Figuren spielen raffiniert mit den Schnittstellen zwischen Mensch und Puppe, sind beides zugleich: Der Puppenspieler (Sieglinde Reimann, Wilfried Reach, Violetta Czok) leiht ihnen Gesicht, Mimik und Stimme, vom Hals abwärts beginnt jedoch die Puppe – ein unproportional kleiner Stoffkörper, der an den Schultern der Spieler befestigt ist. Einzig Stig (Daniel Wangler) darf ein großer, ein »ganzer Mensch« werden und seinen Puppenkörper ablegen. Diese starke Metaphorik des Stückes wird glücklicherweise von witzigen Dialogen und einer abwechslungsreichen Inszenierung umrahmt, so dass sie nicht aufdringlich wirkt. Den Zuschauern im Theater der Jungen Welt bleibt so nicht nur Zeit zum Nachdenken, sondern auch Zeit zum Gruseln über eklige Zirkus-Einlagen und zum Staunen über Mollys Zauber-Tricks.


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