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Kultur

Alle meine Entlein

In „FUP the DUCK“ lässt Torben Kessler nicht nur die Enten fliegen

  Alle meine Entlein | In „FUP the DUCK“ lässt Torben Kessler nicht nur die Enten fliegen

Ja, auch die Geräusche macht Torben Kessler alle selbst. Das Trommeln von Regen auf dem Autodach, das heisere „Hah!“, das Granddaddy durch die greise Kehle presst – Kessler macht sie nach, Hertel nimmt sie auf und wirft sie ihm wieder zu.

Ja, auch die Geräusche macht Torben Kessler alle selbst. Das Trommeln von Regen auf dem Autodach, das heisere „Hah!“, das Granddaddy durch die greise Kehle presst – Kessler macht sie nach, Hertel nimmt sie auf und wirft sie ihm wieder zu. Vorlage zu „FUP the DUCK“ ist Jim Dodges skurriles Märchen über den raubeinigen Goldsucher Jake, der unverhofft seinen Enkel Tiny großziehen muss. Um das zu erzählen, stellt Theatermusiker Thomas Hertel in der 11. Ausgabe von „mund & knie“ einzig Torben Kessler auf das Holzpodest in der Neuen Szene. So wie der in die Stiefel schlüpft, schlüpft er auch in die Geschichte, schlüpft er mit knarziger Stimme in Granddaddy Jake, schlüpft er in Tiny, der mit seinen 1,92 m etwas bedächtiger und weniger wieselflink daherkommt als sein kauziger Großvater.

Dessen Passion ist der Whiskey. Ein mit Kreide auf die Bühne gezeichneter Indianer gibt ihm das Rezept dazu und verspricht ewiges Leben. Schon schwebt glänzend die blubbernde und gurgelnde Destille aus dem Theaterhimmel. Tinys Leidenschaft hingegen sind Zäune. Aber auch die können nicht verhindern, dass Torben Kessler nach und nach das Bretterpodest mit bizarren Gestalten bevölkert. Einen Schweinekopf unterm Arm, gibt er den dämonischen Eber Lockjaw. Das Mikrofon hilft mit der tiefen Stimme, und wenn man es am Hintern reibt, entstehen – klar, Schweinegeräusche. Als verstrahlter Hippie auf der Suche nach mentaler Transformation schleicht er mit leuchtenden Augen um Jakes Destille. Und nicht zuletzt stampft er mit ein paar Karten und einem Fetzen Kunsthaar vierköpfige Pokerrunden aus dem Bühnenboden.

Damit stehen Kessler und Hertel dem Sprachwitz von Harry Rowohlts Übersetzung in nichts nach. Das alles strotzt vor Spielfreude, vor kleinen und großen, immer gelungenen Gags. Und wie nebenbei zaubert Torben Kessler souverän vorgetragene Songs aus dem Cowboyhut. Komplett ist das Ganze natürlich erst mit Fup. Zunächst ein schmutziges Fellklümpchen, wird sie mit Granddaddys Whiskey zu einer zerfledderten, aber passablen Bühnenente aufgepäppelt. Auch mit ihr lässt sich allerhand Unsinn treiben. Ihre erste Flugstunde beschreibt zwar einen schönen Bogen, endet dennoch mit einer Landung auf dem Schnabel, die roten Gummibeine in die Luft gestreckt.

Zum Schluss wird es rührend. Wenn Hertels Keyboard Jakes letzten Herzschlag anschwellen lässt, streift Kessler die Stiefel ab und steigt aus der Goldgräberhose. Das Licht wird schummrig, ein letztes Lied – und die wunderbare One-Man-Show ist zu Ende.


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