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Kultur

Tanz der "alten Säcke"

Am Samstag abend heißt es im Werk II: Old School meets New School! Es rocken Die Art, Sonic Boom Foundation, Lipstix und andere

  Tanz der "alten Säcke" | Am Samstag abend heißt es im Werk II: Old School meets New School! Es rocken Die Art, Sonic Boom Foundation, Lipstix und andere

Die Techno-Partys im Grafikkeller. Die spektakulären Auftritte von Think About Mutation. Der Crossover der Zündspule. Die Eiskeller-Übernahme via Rathausbesetzung. Die ersten Persona Non Gratas. Die Reaktion-Konzerte in der NaTo. Es war eine verdammt spannende Zeit. Eine Zeit, die reflektiert gehört. Dachte sich Thomas „Schwarwel“ Meitsch (Agentur Glücklicher Montag) beim Aufräumen: „Da ist mir so viel Kram in die Hände gefallen – den wollte ich unbedingt mal zeigen.“ In Zusammenarbeit mit dem Werk II wurde daraus ein Veranstaltungskonzept – live zu erleben am 14. und 15. Juli. „School Of Rock“ nennt sich das Ganze, mit dem Untertitel „Leipziger Schule von 1987 bis heute“ und der unausgesprochenen Headline „Old School meets New School“.

Die Techno-Partys im Grafikkeller. Die spektakulären Auftritte von Think About Mutation. Der Crossover der Zündspule. Die Eiskeller-Übernahme via Rathausbesetzung. Die ersten Persona Non Gratas. Die Reaktion-Konzerte in der NaTo. Es war eine verdammt spannende Zeit. Eine Zeit, die reflektiert gehört. Dachte sich Thomas „Schwarwel“ Meitsch (Agentur Glücklicher Montag) beim Aufräumen: „Da ist mir so viel Kram in die Hände gefallen – den wollte ich unbedingt mal zeigen.“

In Zusammenarbeit mit dem Werk II wurde daraus ein Veranstaltungskonzept – live zu erleben am 14. und 15. Juli. „School Of Rock“ nennt sich das Ganze, mit dem Untertitel „Leipziger Schule von 1987 bis heute“ und der unausgesprochenen Headline „Old School meets New School“.

„Das Letzte, was wir wollten, war eine 90er-Jahre-Revival-Party“, macht der langjährige KREUZER-Musikchef Jörg Augsburg klar. Vielmehr soll via „Infotainment“ authentische Leipziger Pop-Geschichte vermittelt werden. Die Ausstellungsstücke werden anständig gerahmt, „es soll um Gottes willen nicht aussehen wie auf einem Flohmarkt“, meint Schwarwel: „Diese Dinge haben für uns einen Wert – egal, wie sie heute wirken. Natürlich ist es auch eine Veranstaltung für uns alte Säcke, eine Art Nabelschau ohne faden Beigeschmack.“ Dafür wird noch intensiv gesammelt – von den Vorwende-Ausgaben des Sno’ Boy-Heftes über Flyer, Zines und Plakate bis hin zu Comics von P.M. Hoffmann.

Spannend wird, ob diese „Nabelschau“ beim jungen Leipziger Publikum auf Interesse stößt. Immerhin wirkt diese Zeit bis heute nach: Love Is Colder Than Death- und (tam)-Frontmann Ralf Donis rockt als DJ/Showmaster immer noch die Häuser der Stadt und betreibt mit dem Ilses Erika selbst eines davon mit; seine einstigen Mitstreiter Joey Vaising und Steffen Gräfe wollens mit der Sonic Boom Foundation (auch zu sehen am 14. Juli) noch mal wissen. Die Leipziger Ska-Helden Messer Banzani entpuppten sich als die Keimzelle des Germaican-Dancehall-Labels. Das PNG gibts bis heute und Die Art wieder.

„Keine Reunion, wir haben die Band vom Ruhezustand in den aktiven Zustand versetzt“, unterstreicht Sänger Holger „Makarios“ Oley. An einer neuen Platte wird kräftig gearbeitet, im Herbst soll sie zu kriegen sein. Der Grund? „Man kann nicht einfach so mit dem Musikmachen aufhören. Damit habe ich 20 Jahre meines Lebens verbracht. Alle Gründe, warum Die Art für mich keinen Sinn mehr machte, existieren nicht mehr – auch wenn es für mich zunächst schwierig war, dies auch so zu sehen.“ Ein bisschen Retrospektive muss aber doch sein: Am 14. Juli werden Makarios & Co. nur die alten Hits spielen.

Vielleicht ist es diese Besessenheit, die es wert wäre, weitergegeben zu werden. Die Tatsache, dass Musik identitätsstiftend und emanzipatorisch sein kann. Und nicht nur der Soundtrack zum schicken Outfit, wie die Girlie-Punks Lipstix als „New School“ bedauernd das Hier und Heute empfinden. „Mein Sohn Vincent hat mir oft gesagt, dass wir Glück hatten“, überlegt Makarios: „Es gab eine revolutionäre Situation, es gab klare Feindbilder und jede Menge Freiräume. Heute müssen Bands einen ganz anderen Ansatz finden.“

Apropos Sohn. Um den Nachwuchs geht es ja auch, erklärt Jörg Augsburg: „Es gibt in Leipzigs Musikszene buchstäblich eine neue Generation, die direkt familiär mit den Leuten aus dieser Wendezeit verbunden ist.“ Inzwischen stehen die Töchter und Söhne an den Instrumenten und Turntables – Die Art mit Makarios auf der einen und ZIN mit Vincent Oley auf der anderen Seite zum Beispiel. Eine interessante Konstellation, die nicht nur bei den „alten Säcken“ für Bauchkribbeln sorgt. „Ich freu mich auf ein möglichst gemischtes Publikum. Und ich bin ganz schön gespannt, wie die ‚Alten’ auf uns ‚Junge’ reagieren“, meint Vic Vaising.

Immerhin: Ein Ziel hat man schon erreicht – der Nachwuchs wie die Lipstix ist motiviert: „Es macht Hoffnung, wenn so ‚alte Säcke’ immer noch auf der Bühne stehen.“


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