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Kultur

Faires Doping

Wie das Badewannenrennen den Leistungssport rettet

  Faires Doping | Wie das Badewannenrennen den Leistungssport rettet

Der Leistungssport hat es schwer dieses Jahr. Ein Skandal jagte den anderen, und der völlige Gesichtsverlust des Radsports hätte beinahe die gesamte Profisportlerszene mit in den Dreck gezogen. Glücklicherweise ist Rettung in Sicht. Denn ein einziges kleines Fleckchen Erde, auf dem ehrlich und hart um den Sieg gekämpft wird, ist übriggeblieben. Aus allen Himmelsrichtungen stürmen siegeswillige und todesmutige Helden ins neu ausgerufenen Mekka des fairen Sports: Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, von jeher den Tapferen geweiht, ist auch dieses Jahr Veranstaltungsort der 14. Régates de Baquet, im Volksmund schlicht »Badewannenrennen« genannt.

Der Leistungssport hat es schwer dieses Jahr. Ein Skandal jagte den anderen, und der völlige Gesichtsverlust des Radsports hätte beinahe die gesamte Profisportlerszene mit in den Dreck gezogen. Glücklicherweise ist Rettung in Sicht. Denn ein einziges kleines Fleckchen Erde, auf dem ehrlich und hart um den Sieg gekämpft wird, ist übriggeblieben. Aus allen Himmelsrichtungen stürmen siegeswillige und todesmutige Helden ins neu ausgerufenen Mekka des fairen Sports: Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig, von jeher den Tapferen geweiht, ist auch dieses Jahr Veranstaltungsort der 14. Régates de Baquet, im Volksmund schlicht »Badewannenrennen« genannt. Rund 20 Teams wagen wieder den Sprung ins kalte Wasser.

Doch wie steht es nun wirklich um die weltweit fairste und unbestechlichste sportliche Veranstaltung? Ist Leipzig wirklich clean? Das Interview mit Badewannenrennencheforganisator Falk Elstermann wirkt verstörend: »Offiziell sind wir nicht bestechlich, aber gegen einen guten Apfelkuchen ist nichts einzuwenden.« Auf die Frage nach Dopingkontrollen sagt er: »Ich weiß nicht, warum wir was gegen Doping tun sollten, das tut ja schon der Radsport. Vielleicht können wir was dafür tun.« Was hat das zu bedeuten?

Einziger Hinweis zur Klärung ist das von Elstermann ins Spiel gebrachte Schlagwort »faires Doping«. Demnach scheinen die hier geltenden Prinzipien das traditionelle Recht des Stärkeren außer Kraft zu setzen. Höchster zu vergebender Preis bleibt der Designpreis. Absahnen kann man aber auch bei der Hindernisfahrt, der großen Regatta und beim Wannenstechen. Hinzu kommen spontan verliehene Preise für unvorhergesehene Aktionen. Dabei werden wie immer die speziellen Stärken der Teams in den Mittelpunkt gerückt: So kann beispielsweise ein Wannenkämpfer, der schon vor Beginn des Kampfes ins Wasser fällt, zum selbstlosesten und menschenfreundlichsten Kämpfer gekürt werden. Aber wer sind sie, und wo kommen sie her, die Helden von 2007? Während alte Hasen wie »tapir« dieses Jahr ausnahmsweise nicht dabei sind – man munkelt, die Angst vor Dopingkontrollen hätte sie abgeschreckt – ist eine Reihe blutiger Anfänger am Start.

Paul, Julian und Max bauen ein Zitronenboot
Das Team »Codename Zitronentee« baut auf andere Mittel. Die drei Jungs Max, Paul und Julian aus Connewitz geben schon im Namen preis, worum es geht. Sie haben die logische Konsequenz aus ihrer Sucht nach Zitroneninstanttee gezogen und bauen eine Badewanne aus den Verpackungsdosen. Obwohl sie ihre Abhängigkeit quasi zum Beruf gemacht haben, geht ihnen die Lust auf das Zeug nicht aus: »Nach einem Tag ohne bin ich zwei Tage richtig krank geworden«, sagt Julian. Sein Kollege Paul träumt seit seiner Kindheit von einer eigenen Wanne. Schon während der Schulzeit war das Projekt geplant, doch erst jetzt – nach dem Abitur – haben die Jungs genug Zeit für ihr Zitronenboot. Trotz der langen Planungsphase reichte der Teekonsum letztendlich doch nicht, um genügend Plastik anzuhäufen. Deshalb hilft der Hersteller jetzt mit leeren Dosen aus.

Den Titel für den elegantesten Namen hat sich der Jugendclub Mölkau gesichert. »Régates de Baquet 2007: Die Epo Rezeptbefreiten Blutverseuchten Testosteronpiraten« haben sich einiges vorgenommen. »Dieses Jahr wollen wir einen funktionierenden Antrieb haben und ohne illegale Hilfsmittel von A nach B kommen«, sagt Ronny Harnisch, der Leiter der Badewannenaktion. Die Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren sind schon zum sechsten Mal dabei – immer wieder mit neuen Ideen. Highlight war mit Sicherheit ihre Wanne »Triumphator«, eine VW-Käferkarosse auf vier Fässern. Natürlich wurde dabei ein bisschen gemogelt – aber das sah man nicht, weil die schiebenden Piraten durch die Spitzengardinchen am Fenster verdeckt wurden.

Der Jugendclub Mölkau mit Triumphator
Dieses Jahr will die Gruppe die Tour de France aufs Wasser bringen. Die Rennstrecke wird mithilfe von Maschendraht und Stoff dargestellt und Fahrräder – wie sollte es anders sein – treiben das Ganze an. Viele Mölkauer kennen inzwischen die Aktion und unterstützen den Wannenbau. Am Samstag vor dem Rennen trifft sich das Team zum gemeinsamen Werkeln, zur Wannentaufe und zum Grillen.

Und dann kann es losgehen – ob durch Muskelkraft, Schönheit oder mit einem Apfelkuchen für die Jury unterm Arm – auf die eine oder andere Art findet jede Wanne ihre Fans. Und beim Einmarsch der Nationen vor dem Völkerschlachtdenkmal vor Zehntausenden von Zuschauern wird kein Zweifel mehr daran bleiben, wo der Ruf des Hochleistungssports gerettet wird.


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