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Kultur

Ein Jahr für einen Kurzfilm

Der Leipziger Kurzfilm „Leben auf Hochglanz" läuft Mittwochabend im MDR

  Ein Jahr für einen Kurzfilm | Der Leipziger Kurzfilm „Leben auf Hochglanz" läuft Mittwochabend im MDR

Endlich: „Leben auf Hochglanz" kommt ins Fernsehen! Mittwochabend läuft der Leipziger Kurzfilm bei Unicato, dem studentischen Filmmagazin des MDR. In der Reihe „Junge Talente" stellt der aktuelle KREUZER die Entstehungsgeschichte des Filmprojekts vor, an dem sage und schreibe 140 Beteiligte mitgewirkt haben. Die Geschichte einer ganz alltäglichen Nachwuchsfilmer-Odyssee ...

Endlich: »Leben auf Hochglanz« kommt ins Fernsehen! Mittwochabend läuft der Leipziger Kurzfilm bei Unicato, dem studentischen Filmmagazin des MDR. In der Reihe „Junge Talente" stellt der aktuelle KREUZER die Entstehungsgeschichte des Filmprojekts vor, an dem sage und schreibe 140 Beteiligte mitgewirkt haben. Die Geschichte einer ganz alltäglichen Nachwuchsfilmer-Odyssee ...

Als Filmemacher braucht man eine Menge Geduld. Nicht nur am Set, sondern sogar noch am Ende, wenn der Film sich seine Wege in die Öffentlichkeit bahnt. Noch eine Erfahrung, die Franziska Runge derzeit mit ihrem ersten Kurzfilm »Leben auf Hochglanz« macht, den sie zusammen mit Dirk Hendler, Carolin Scheffler, Cornelia Poppe und unzähligen Helfern realisiert hat. Dreh war im Dezember 2005. Seit seiner Premiere bei Kurzsuechtig in diesem Frühjahr läuft der Film erst jetzt vereinzelt auf kleineren Festivals – Ende September beim Short Film Festival Detmold. »Leben auf Hochglanz« erzählt die Geschichte eines Studenten, der in einem Fotoladen jobbt und fürs entsprechende Kleingeld Biografien fälscht. Eines Abends verleiht er zu diesem Zweck das Foto seiner Freundin – ein Fehler mit fatalen Folgen. Ein stattliches Debüt auf technisch und handwerklich hohem Niveau! Klar: Es hat auch Ecken und Kanten. Doch am wichtigsten war das Projekt an sich. Kaum ein Filminteressierter dieser Stadt, der noch nichts davon gehört hat. Aus 44 Leuten bestand allein die Crew, am Ende waren fast 140 bis in die Postproduktion involviert.

Die Entstehungsgeschichte ist ein Lehrstück übers Filmemachen in Leipzig. Am Anfang gab es nur eine vage Idee, aber die große Motivation, von Anfang bis Ende einen eigenen Film zu realisieren. Durch die Medienwissenschaft an der Uni fand Franziska Runge schnell Verbündete: die schon erfahrene Cornelia Poppe und Carolin Scheffler, die spätere Producerin.

Szene aus Leben auf Hochglanz
Durch Letztere kam der Kontakt zum Produzenten Olaf Jacobs von der Berliner Firma Hoferichter & Jacobs zustande, die eine Dependance in Leipzig hat. Eine glückliche Wendung, die das Projekt der Amateure auf professionelle Beine stellte. Aber bloß eine Riesenausnahme, von der andere nur träumen können? „Ganz und gar nicht", sagt Jacobs, der auch an der hiesigen Uni Filmökonomie lehrt. »Letztlich ist das unsere einzige Chance, um an neue Ideen heranzukommen und Leute kennenzulernen, mit denen wir später vielleicht andere Projekte machen.« Jacobs stellte nicht nur das Büro zur Verfügung, schloss die Verträge ab und streckte das Geld vor, sondern gab Runge Feedback zum Drehbuch. »Er fragte mich: Was willst du eigentlich erzählen?«, erinnert sich die junge Filmemacherin. »Da begann ich mich auf einen Handlungsstrang zu konzentrieren.«

Mit dem fertigen Drehbuch fanden sie namhafte Schauspieler wie Lavinia Wilson und Tim Breyvogel – und das ganz ohne Gage. Über den Nachwuchstag der Mitteldeutschen Medienförderung kam der damalige Babelsberger Kamerastudent Dirk Hendler hinzu, der später auch an der Regie mitwirkte. Daneben entstand dort der Kontakt zu Firmen, die das 16-mm-Filmmaterial und die kostspielige Ausrüstung sponserten. Das allerdings war wirklich Riesenglück.

Franziska Runge, Carolin Scheffler, Olaf Jacobs
Für das Geld, das trotzdem fehlte, waren die öffentlichen Filmfördertöpfe verschlossen, weil die Beteiligten noch studierten. Ebenso absurd: Die wenigen Nachwuchsförderungen waren und sind nur Studierenden von Filmhochschulen vorbehalten. Also begaben sich Runge und Carolin Scheffler auf die mühselige, zeitaufwendige Suche nach Förderern – und wurden in der ganzen Stadt fündig. »Wenn man eine halbwegs gute Idee hat und diese einigermaßen gut zu erklären vermag, kann man in Leipzig unglaublich viele Leute finden, die einem helfen«, zieht Scheffler, die heute Junior-Producerin bei Hoferichter & Jacobs ist, ihr Fazit. »Wir sind unglaublich dankbar für die enorme Unterstützung und allen, die dabei waren!«

Total zufrieden ist Franziska Runge mit ihrem Film am Ende nicht. Ob sie noch einmal Regie führen will, bleibt erstmal offen. Das Organisatorische liege ihr einfach mehr, habe sie gelernt. Ab Herbst studiert sie erstmal Medienmanagement. Trotzdem: »Das war das beste Jahr, das ich bisher hatte«, sagt sie. »Kein Studium kann das ersetzen.«


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