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Kultur

Ligeti & friends

Die Konzertreihe »musica nova« erinnert an einen der wichtigsten zeitgenössischen Komponisten

  Ligeti & friends | Die Konzertreihe »musica nova« erinnert an einen der wichtigsten zeitgenössischen Komponisten

Als György Ligeti im Frühjahr 1980 ein Schallplattengeschäft in Paris aufsucht, um nachzusehen, ob auch eine seiner Kompositionen in den Regalen steht, kann er sich eigentlich sicher sein, eine Platte zu finden. Der Durchbruch ist ihm gelungen. Er gilt als einer der wichtigsten Komponisten der Gegenwart und durch die Verwendung seines Orchesterwerkes »Atmosphères« in Stanley Kubricks Film »2001: Odyssee im Weltraum« hat er auch außerhalb der Musikerzunft viele Anhänger gefunden.

Als György Ligeti im Frühjahr 1980 ein Schallplattengeschäft in Paris aufsucht, um nachzusehen, ob auch eine seiner Kompositionen in den Regalen steht, kann er sich eigentlich sicher sein, eine Platte zu finden. Der Durchbruch ist ihm gelungen. Er gilt als einer der wichtigsten Komponisten der Gegenwart und durch die Verwendung seines Orchesterwerkes »Atmosphères« in Stanley Kubricks Film »2001: Odyssee im Weltraum« hat er auch außerhalb der Musikerzunft viele Anhänger gefunden. Der aus dem heutigen Siebenbürgen stammende Kosmopolit, der im letzten Jahr verstarb, ist jetzt eine Saison lang in der »musica nova«-Reihe des Gewandhauses zu hören. »In der ursprünglichen Programmplanung sollte Ligeti in diesem Jahr nach Leipzig kommen«, sagt der künstlerische Leiter der Reihe, Steffen Schleier-macher. Aus der Stippvisite wird nun – wie das Leben so spielt – eine Hommage. Neben Ligeti werden in sechs Konzerten kammermusikalische Werke von Komponisten erklingen, die musikalisch oder menschlich mit ihm verbunden waren, so zum Beispiel am 17. Oktober der mit Ligeti eng befreundete Pierre Boulez. »Damit stehen sich zwei Komponisten gegenüber, die unterschiedlicher nicht sein könnte, dennoch zeigen sie zeitlich-ästhetische Parallelen auf«, sagt Schleiermacher. Eine tiefe Freundschaft, gar Verehrung hegte Ligeti auch für Colon Nancorrow, der in mexikanischer Einsamkeit Stücke für me-chanisches Klavier komponierte – ein Instrument, das quasi ohne Interpreten technisch raffinierte Musik durch eine gestanzte Lochrolle ermöglicht. Auch Ligeti selbst versuchte sich an Musik ohne Interpreten, aber auf ganz andere Weise: In seinem »Poème Symphonique« von 1962 lässt er hundert Metronome auf die Bühne stellen, die durch unterschiedliche Metren rhythmische Pattern erzeugen. Schleiermacher will die Metronome zu Hause ausprobieren, um zu sehen, wie lange sie nach dem Aufziehen laufen. Er hat Ligeti auf einem Kompositionskurs näher kennengelernt. Seine Materialien beschreibt er als nasse, klebrige, trockene, brüchige und kompakte Elemente, die zu einem organischen Netz verwoben werden, das losgelöst von wahrnehmbaren Rhythmen als ein einziges Schweben erscheint. Diese faszinierenden Klangwelten haben ihn zu einem der größten Komponisten des 20. Jahrhunderts gemacht. Auf die Frage, was von ihm bleiben werde, antwortete er in einen Interview: »Man kann nicht für die Nachwelt arbeiten. Das wäre Eitelkeit. Ich bin eitel, aber nicht auf diese Weise.« Es wäre sein gutes Recht.


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