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Kultur

Bärenstarke Gewinner

Glanz und Glimmer der 58. Berlinale gehen zu Ende und die Sieger stehen fest: Der Goldene Bär geht an den brasilianischen Wettbewerbsbeitrag »Tropa De Elite«

  Bärenstarke Gewinner | Glanz und Glimmer der 58. Berlinale gehen zu Ende und die Sieger stehen fest: Der Goldene Bär geht an den brasilianischen Wettbewerbsbeitrag »Tropa De Elite«

Ein Polizeioffizier sorgt mit seiner Elitetruppe in einer von Drogenhändlern beherrschten Favela für Recht und Ordnung. Und das mit allen Mitteln. Das Spielfilmdebüt von Regisseur José Padilha »Tropa De Elite« (»Elite-Einheit«) – ein Spielfilm mit dokumentarischen Elementen – hat die Gewalt in den Elendsvierteln von Rio de Janeiro zum Thema.

Ein Polizeioffizier sorgt mit seiner Elitetruppe in einer von Drogenhändlern beherrschten Favela für Recht und Ordnung. Und das mit allen Mitteln. Das Spielfilmdebüt von Regisseur José Padilha »Tropa De Elite« (»Elite-Einheit«) – ein Spielfilm mit dokumentarischen Elementen – hat die Gewalt in den Elendsvierteln von Rio de Janeiro zum Thema.

In seinem Heimatland wurde der Film umstritten diskutiert, da er die brutale Vorgehensweise der Militärpolizei anprangert. Folter- und Schießszenen im Handkamerastil, mit denen der Regisseur auf die Zustände in seinem Land aufmerksam machen will. Trotz aller Kritik und Verbotsgesuche wurde der Film in Brasilien zum Kinoerfolg, den die Berlinale-Jury noch weiter verstärkt. »Tropa De Elite« drängte sogar das bereits für acht Oscars nominierte, amerikanische Ölsucher-Epos »There Will Be Blood« des US-Regisseurs Paul Thomas Anderson vom Siegertreppchen, der dennoch nicht ganz leer ausging. Das Drama mit Daniel Day-Lewis in der Hauptrolle erhielt den Silbernen Bären für die beste Regie als auch für die beste Filmmusik, die Jonny Greenwood komponierte.

»Happy-Go-Lucky«
An einen weitaus heitereren Film ging ein Silberner Bär für die besten Schauspieler. Die Britin Sally Hawkins erhält die Auszeichnung für ihre Rolle als Grundschullehrerin in »Happy-Go-Lucky« von Mike Leigh. Kichernd-naiv wirkt die ständig im papageifarbenen Lagenlook gekleidete junge Frau auf den ersten Blick. Doch mit ihrer unbeschwerten, leichten Art geht sie ihren Mitmenschen nicht nur auf die Nerven, sondern bezaubert und schafft Vertrauen in durchaus komplizierten Situationen. Den zweiten Silbernen Bären bekam der Iraner Reza Nazi. Er spielte die Hauptrolle in dem iranischen Film »Avazeh Gonjeshk-Ha« (»The Song of Sparrows«) von Regisseur Majid Majidi.

Der chinesische Autor und Regisseur Wang Xiaoshuai erhielt für das Drama »Zou You« (»In Love We Trust«) den Silbernen Bären für das beste Drehbuch. Darin geht es um eine Mutter, die ihr an Krebs erkranktes Kind retten möchte und dabei ungewöhnliche Wege geht. Da Hilfe nur ein zweites Kind der gleichen Eltern brächte, sucht sie ihren Ex-Mann wieder auf.

»Feuerherz«
Insgesamt kämpften 21 Wettbewerbsfilme um den Goldenen und Silbernen Bären. Leer gingen dabei die beiden deutschen wirklich sehenswerten Beiträge »Kirschblüten – Hanami« von Doris Dörrie und »Feuerherz« von Luigi Falorni aus. Großartig sind Hannelore Elsner und Elmar Wepper in einer poetischen Geschichte um Liebe und Loslassen, die schon im März in die deutschen Kinos kommt. Ergreifend ist auch die Geschichte des kleinen Mädchens Awet in »Feuerherz«, die in Eritrea zur Kindersoldatin ausgebildet wird. Für die Geschichte ließ sich Regisseur Falorni von dem gleichnamigen Buch von Senait Mehari inspirieren, das schon im Vorfeld kontrovers diskutiert wurde. Der Autorin, die ihre eigene Geschichte erzählt, wird vorgeworfen, nie selbst Kindersoldatin gewesen zu sein. Dennoch wirft die Geschichte einen kritischen Blick auf die Zustände in dem afrikanischen Land.

Um die Aufdeckung unwürdiger Zustände geht es auch im ersten Dokumentarfilm, der je im Berlinale-Wettbewerb gezeigt wurde. Erol Morris’ »Standard Operating Procedure« (etwa: übliche militärische Vorgehensweise) gewann den großen Preis der Jury. Er handelt von den Menschenrechtsverletzungen in dem früheren US-Gefängnis Abu Ghureib bei Bagdad.

»Filth and Wisdom«
Die Berlinale, ein Fest für Cineasten, Promiliebhaber und Filmschaffende, hat gezeigt, was die Welt des Films gerade zu bieten hat. Sie hat Lust gemacht auf das kommende Kinojahr, auf die großen und kleinen Geschichten, sei es wegen der Tiefe des Inhalts, sei es wegen der großen Namen, die hinter den Filmen stehen. Dazu gehört auch Madonnas Regiedebüt »Filth and Wisdom« (»Schmutz und Weisheit«), das in der Sektion Panorama auf dem Festival zu sehen war. »Das Leben ist eine ständige Auseinandersetzung, eine Suche nach der Balance zwischen dem Richtig und dem Falsch«, sagte Madonna auf der überfüllten Pressekonferenz. Die Hauptfiguren ihres Regiedebüts, ein Musiker, eine Weltverbesserin und eine Tänzerin, sind drei exzentrische junge Leute, die versuchen, sich auf bestmöglichsten Weg durchs Leben zu schlagen. Mit jedem der drei Protagonisten könne sie sich in gewisser Weise identifizieren, fügt die 49-Jähre hinzu. Auch wenn die Auseinandersetzung mithilfe vieler plakativer Lebensweisheiten nur an der Oberfläche kratzt, ist »Filth and Wisdom« ein amüsanter Filmgenuss. Und Madonna, neben unzähligen weiteren Filmschönheiten wie Penelope Cruz, Scarlett Johansson und Natalie Portman, ein gerngesehener Gast auf dem roten Teppich der Filmfestspiele.


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