anzeige
anzeige
Kultur

»Ein verrücktes, surreales Stück«

In der Neuen Szene hat das bewegende Familienporträt »Verbrennungen« von Wajdi Mouawad Premiere

  »Ein verrücktes, surreales Stück« | In der Neuen Szene hat das bewegende Familienporträt »Verbrennungen« von Wajdi Mouawad Premiere

Die letzten Jahre sprach die alte Nawal Marwan kein einziges Wort mehr, hüllte sich in Schweigen. Jetzt ist sie tot. Doch die Geschichte ist nicht zu Ende, sie fängt hier erst an. Ein Testamentsvollstrecker überreicht den Kindern von Nawal, Jeanne und Simon, zwei Briefumschläge: einen für den Bruder, einen für den Vater. Eine groteske Situation, denn Jeanne und Simon wissen von keinem Bruder, und den Vater glaubten sie tot.

Die letzten Jahre sprach die alte Nawal Marwan kein einziges Wort mehr, hüllte sich in Schweigen. Jetzt ist sie tot. Doch die Geschichte ist nicht zu Ende, sie fängt hier erst an. Ein Testamentsvollstrecker überreicht den Kindern von Nawal, Jeanne und Simon, zwei Briefumschläge: einen für den Bruder, einen für den Vater. Eine groteske Situation, denn Jeanne und Simon wissen von keinem Bruder, und den Vater glaubten sie tot.

Es gibt Wahrheiten, die man selbst entdecken muss, und so ziehen Jeanne und Simon los, um Bruder und Vater zu suchen – in ein von Bürgerkriegen zerstörtes Land. Noch wissen sie nicht, dass die weite Reise ihr schön geordnetes Leben gehörig auseinanderwirbeln wird. »Die Kindheit ist ein Messer in der Kehle, man zieht es nicht so leicht heraus«, ist vom Notar noch zu hören. Jeanne und Simon werden auf ihrer Reise mit einer Vergangenheit überrascht, die ihnen die Sprache verschlägt. Mouawads Stück »Verbrennungen« basiert auf einer gekonnten Verzweigung von Zeit- und Handlungsebenen. Parallel zur Suche der Kinder nach der Wahrheit zeigt Mouawad die junge Nawal in der arabischen Welt der 50er Jahre, die gezwungen wird, ihr ungeborenes Kind wegzugeben, die später im Bürgerkrieg kämpft und noch später ihre Sprache verliert.

»Ein verrücktes, surreales Stück«, begeistert sich die Gast-Dramaturgin Anita Augustin des Schauspiels Leipzig. »Es erinnert an Alice im Wunderland, und man fragt sich ständig, wer ist hier eigentlich verrückt, wo sind wir und wem kann man noch trauen?« Eine Bühne mit sich kreuzenden Laufstegen wird es geben und optische Hörspieleffekte von Max Bauer, einem Geräuschemacher. Optische Hörspieleffekte? »Um Räume auch über Akustik herzustellen«, erläutert Augustin. Ganz wie im Film, und so sei der Text auch geschrieben, als »eine abenteuerliche, eigenartige Filmkonstruktion«. Die Dramaturgin, die eben aus der Konzeptionsprobe mit allen Beteiligten des Stückes kommt, verspricht: »Wir wollen das Publikum mit auf die wilde Reise nehmen.«


Kommentieren


0 Kommentar(e)