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Kultur

Hommage an die Sprache der Geste

»Solo für Licht« bildet den Auftakt zu einem Leipziger Festival für stumme Filme

  Hommage an die Sprache der Geste | »Solo für Licht« bildet den Auftakt zu einem Leipziger Festival für stumme Filme

Das gesprochene Wort ist aus unserem Alltag kaum wegzudenken. Ganz zu schweigen von der Unterhaltungsindustrie, die uns förmlich mir ihrem Marktgeschrei in Stereo und Dolby Digital überschwemmt. Das war nicht immer so. Die Anfänge des Kinos verliefen stumm.

Das gesprochene Wort ist aus unserem Alltag kaum wegzudenken. Ganz zu schweigen von der Unterhaltungsindustrie, die uns förmlich mir ihrem Marktgeschrei in Stereo und Dolby Digital überschwemmt. Das war nicht immer so. Die Anfänge des Kinos verliefen stumm. Die Emotionen und Gedanken der Protagonisten entnahmen die Zuschauer allein dem Spiel mit Mimik und Gestik. Eine Art des Geschichtenerzählens, die der Fantasie des Betrachters Spielräume eröffnete, gedankliche Assoziationsketten in Gang zu bringen vermochte, die mit dem Einbrechen des Tonfilms in die lautlose Welt der Bilder vehement zu Ende ging. So glaubte man.

Doch auch heute noch werden Filme ohne oder mit wenig Dialog produziert. Inmitten des medialen Klanggewimmels bilden sie eine akustische Oase, die es ab 28. März 2008 in Leipzig zu entdecken gilt. »Solo für Licht« heißt die Veranstaltungsreihe, die sich ausgiebig dem dialogfreien Film widmet. Organisiert von der Cinémathèque Leipzig in Kooperation mit der Schaubühne Lindenfels und den Museen im Grassi geben 16 Filmveranstaltungen einen ersten Überblick über die Stummfilmgeschichte der letzten 100 Jahre. Dabei stehen ganz frühe Klassiker wie »Dr. Jekyll and Mister Hyde« aus dem Jahr 1920 oder »Das Cabinet des Dr. Caligari« von 1919 auf dem Programm. Zu sehen sind aber auch aktuelle, mit wenig Sprache auskommende Produktionen, wie Béla Tarrs siebeneinhalbstündiger »Satanstango« oder Benedek Fliegaufs »Milky Way«, ein Film aus Ungarn, die in diesem Rahmen seine deutsche Kinopremiere feiern wird.

Und obwohl der Titel der Reihe »Solo für Licht« in poetischer Art und Weise auf die Predominanz des Visuellen verweist, »sind Filme für uns nie stumm«, erklärt Jane Wegewitz von der Cinémathèque. Kraft und Dramaturgie der Bilder sprechen für sich. In jedem Film. In sprachlosen Filmen eben ohne emotionssteigernde Konversation. Untermalt wird hier alles mit Musik.

Denn als Bilder zwar laufen, aber noch nicht sprechen konnten, etablierte sich das Kinoerlebnis zu einer Symbiose aus Film und Live-Musik. Erfahrene Filmpianisten wie die Berliner Jürgen Kurz und Christian-Stephan von Bothmer oder auch die Leipziger Tobias Rank und Anja Kleinmichel werden die Filme an der Kinoorgel und am Klavier begleiten. Auch Pop und elektronische Musik werden die Arbeit der Stummfilmer in Leipzig interpretieren.

Bis zum 25. Mai winkt ein vielfältiges Programm. Und das ist erst der Auftakt. Geplant ist die Etablierung eines jährlichen Stummfilmfestivals. In zerredeten Zeiten wie diesen eine wunderbare Hommage an den Film ohne Ton und die Sprache der Geste.


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