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Kultur

Nische mit Zuspruch

Das Vokalmusikfestival a cappella geht ins neunte Jahr

  Nische mit Zuspruch | Das Vokalmusikfestival a cappella geht ins neunte Jahr

Glücklich und stolz wirken die fünf Sänger von amarcord, als sie im April die Presse über das kommende a cappella-Festival informieren, ihr »liebstes Kind neben der normalen musikalischen Arbeit«, wie es Bass Daniel Knauft ausdrückt. Ins neunte Jahr geht das Festival, das auch diesmal wieder zum etablierten Treffpunkt der a-cappella-Gemeinschaft wird, die zusammen feiert und mittlerweile auch gegeneinander antritt.

Glücklich und stolz wirken die fünf Sänger von amarcord, als sie im April die Presse über das kommende a cappella-Festival informieren, ihr »liebstes Kind neben der normalen musikalischen Arbeit«, wie es Bass Daniel Knauft ausdrückt. Ins neunte Jahr geht das Festival, das auch diesmal wieder zum etablierten Treffpunkt der a-cappella-Gemeinschaft wird, die zusammen feiert und mittlerweile auch gegeneinander antritt.

Denn neben dem »liebsten Kind« gibt es sozusagen auch einen »liebsten Enkel« des Ensembles. Damit ist der internationale A-cappella-Wettbewerb gemeint, der zum zweiten Mal parallel zum Festival stattfindet. Dieser gibt Nachwuchsensembles nicht nur die Chance auf ein Preisgeld von 3.500 €, sondern auch die Möglichkeit eines öffentlichen Auftritts im Gewandhaus und ein begehrtes Feedback der hochkarätigen Jury.

Wie im letzten Jahr hat Simon Carrington, einer der weltweit wichtigsten Chordirigenten und einstiger Mitbegründer der King’s Singers, den Juryvorsitz. Neben ihm entscheiden amarcord-Bass Holger Krause, Martin Hoffmeister, Programmchef Musik bei MDR Figaro, und die renommierte Jazzexpertin Mitos Andaya über das beste Nachwuchsensemble des Jahres.

Es gab mehr Anmeldungen als im Vorjahr, zwölf Ensembles haben sich schließlich qualifiziert. Neben fünf deutschen und jenen aus Finnland, Ungarn, den Niederlanden, Österreich und Schweden darf sich auch wieder eine Leipziger Formation behaupten: enchore Leipzig, ein Damenensemble aus ehemaligen Mitgliedern des MDR-Kinderchores. Ein Beispiel dafür, dass sich nicht nur die internationale Szene auf hohem Niveau weiterentwickelt, sondern auch vor Ort immer wieder Spitzennachwuchs entsteht. Auch wenn Kritiker meinen, die Vokalmusik sei eine nebensächliche Nische – in Leipzig erfährt sie seit jeher großen Zuspruch, trotz oder vielleicht wegen der großen Musiktradition. Schon 1929 feierten beispielsweise die Comedian Harmonists hier ihren ersten großen Erfolg.

Doch Bestätigung braucht die A-cappella-Musik nicht in der Geschichte zu suchen. Während die Weiterführung des Festivals vor wenigen Jahren immer wieder unsicher war, hat das Leipziger BMW-Werk nun seinen Vertrag verlängert und bleibt damit bis 2012 wichtigster Sponsor. Auch das Interesse des Publikums ist ungebrochen. Die Zuschauerzahlen sind gestiegen: von ursprünglich 800 auf 5.000 im Vorjahr. Das Leipziger Publikum stellt davon immerhin die Hälfte neben nationalen und internationalen Gästen – ein weiterer Beleg für eine kleine, aber lebendige Nische in der Musikstadt. 2008 kann das Festival auf eine besondere Schirmherrschaft verweisen: Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, wird sie übernehmen. Grund ist der Auftritt des Vocal Octets aus Israel, das drei Tage nach dem 60. Jahrestag der Unabhängigkeit Israels ein Konzert mit jüdischer Vokalmusik gibt – und damit das folkloristische Element in der Tradition des Festivals ausfüllt.

Neben neuen israelischen Klängen wird auch das Frauenquartett Ensemble Planeta eine neue, japanische Farbe einbringen, ebenso wie das Männerensemble M-Pact mit ausgefeiltem amerikanischem Vocal Jazz. Vertreten sind gleichwohl die beiden Grandes Nations der Vokaltradition: Das Ensemble Club for Five wird als skandinavischer Vertreter finnische Songs singen, und das arrivierte Hillard Ensemble garantiert zum wiederholten Male absolut britischen Hörgenuss.


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