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Kultur

Blurry, sphärisch, ausufernd

Keine Angst vor der Siebenminutengrenze bei Songs: »Forth«, das neue Album von The Verve, ist da

  Blurry, sphärisch, ausufernd | Keine Angst vor der Siebenminutengrenze bei Songs: »Forth«, das neue Album von The Verve, ist da

Die Experten von In Touch freuen sich, dass die Jungs rund um Richard Ashcroft endlich wieder das machen, »was sie am besten können: eingängige Balladen mit anspruchsvollen Texten«. Die Redaktion hat wohl ein völlig anderes Album gehört.

Die Experten von In Touch freuen sich, dass die Jungs rund um Richard Ashcroft endlich wieder das machen, »was sie am besten können: eingängige Balladen mit anspruchsvollen Texten«. Die Redaktion hat wohl ein völlig anderes Album gehört. Die Single »Love Is Noise« kann beim ersten Hören vielleicht noch irreführen und auf ein Album wie Ashcrofts erstes Solowerk »Alone With Everybody« hoffen lassen. Aber nein, The Verve brechen damit und hauen Ashcroft einen Knüppel zwischen die Beine. Nichts mehr mit »Oh-Jesus-Lyrics«. 2008 machen The Verve genau das, wofür sie 1993 und 1995 geliebt wurden: ausufernde Songs, Ashcroft mit ordentlich Hall auf der Stimme und verzerrte Gitarren en masse.

Mit den Balladen haben die Kollegen zwar ein wenig Recht, doch führen diese eher zum zweiten, überzeugenderen Teil des Albums hin. Es geht sieben Songs lang eher blurry, sphärisch und ausufernd zu, den Gitarren werden verzerrte Klänge entlockt, immer und immer wieder. Diese Musik klingt nach dem Drogenfilm, der sich vor dem inneren Auge jedes Bandmitgliedes abzuspielen scheint. »Noise Epic« haut auch alte Fans vom Hocker, die so was Krachendes, Waberndes, Verschwimmendes sicher nicht mehr erwartet hätten. Größtenteils weggespült ist die übertriebene Weichheit der späteren Ashcroft-Songs. Somit ist »Forth« eher ein Album für Fans, die nach »Alone With Everybody« bis 2007 auf die Reunion der Band gehofft haben und lieber zu »A Storm In Heaven« oder »A Northern Soul« griffen als zum Klassiker »Urban Hymns«.

Und wer Verve-Texte für anspruchsvoll hält, will einfach nur nicht zugeben, dass er sie in ihrer Leichtheit nicht verstanden hat. Beispiel gefällig? »Love is noise, love is pain, love is the blues and I sing it again«. Auch wenn das Album nicht aus dem Schatten der früheren treten kann, ist es schön, dass The Verve zurück sind und nach wie vor keine Scheu vor der Siebenminutengrenze bei Songs haben.


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