anzeige
anzeige
Kultur

Vom Dach in den Keller

Die »Neue Eigentlichkeit« ist noch ohne festen Sitz – zeigt aber bereits, was sie auf dem Kasten hat

  Vom Dach in den Keller | Die »Neue Eigentlichkeit« ist noch ohne festen Sitz – zeigt aber bereits, was sie auf dem Kasten hat

Kinski und Kurzfilme über Mütter: Zurück von ihrer nomadischen Sommerkinotour geht die Kinogenossenschaft Neue Eigentlichkeit zum zweiten Teil ihrer Gründungsphase über. Ein Interimsprogramm bereitet auf die sesshafte Zukunft des ehemaligen Dachkinos vor. Doch noch suchen die Kino-Genossen Obdach bei Freunden ...

Kinski und Kurzfilme über Mütter: Zurück von ihrer nomadischen Sommerkinotour geht die Kinogenossenschaft Neue Eigentlichkeit zum zweiten Teil ihrer Gründungsphase über. Ein Interimsprogramm bereitet auf die sesshafte Zukunft des ehemaligen Dachkinos vor. Doch noch suchen die Kino-Genossen Obdach bei Freunden: In der Connewitzer Kulturwirtschaft Waldfrieden zeigen sie die Filmreihe »Ich bin so wild ...« mit Werken von, mit und über Klaus Kinski – und im Stern des Südens bringen sie Kurzfilme zum Thema »11 Mütter« auf die Leinwand.

Mit der Filmreihe zu Klaus Kinski versucht sich die Neue Eigentlichkeit am Portrait des Schauspiel-Exzentrikers. Vom 6. November bis zum 4. Dezember können Zuschauer donnerstags dabei sein, wenn Kinski Hass und Zynismus auf der Bühne entlädt. Neun Filme zeugen von Besessenheit, Leidenschaft und Sehnsucht des Schauspielers. Sie werden in den weitläufigen Kellerräumen der Kulturwirtschaft Waldfrieden parallel auf 7 bis 8 Bildschirmen laufen. So wollen sich die Macher dem unkonventionellen Künstler auch auf cineastisch unkonventionelle Weise nähern. Kinski war auf die Darstellung psychopathischer und getriebener Charaktere spezialisiert und in diesem Rollenfach auch international gefragt. Als künstlerisch herausragend gilt seine jahrelange Zusammenarbeit mit dem deutschen Regisseur Werner Herzog, der mit ihm »Nosferatu« und »Fitzcarraldo« drehte.

Weniger fanatisch geht es beim Kurzfilmabend »11 Mütter« am Samstag, den 29. November zu. Dafür tritt hier das angestrebte »intendantische Prinzip« zu Tage, das das neue Kino vom Rest der Stadt unterscheiden soll: Die Neue Eigentlichkeit kuratiert ihre Kurzfilmreihen selbst, stellt also zu einem bestimmten Thema Kurzfilme zusammen, die viele Perspektiven zeigen und auch zusammen einer eigenen Dramaturgie folgen. »11 Mütter« zeigt Kurzfilme zum Thema Mutterschaft, in denen eben elf Mütter vorkommen. Spanische und deutsche Filme beleuchten das Thema auf verschiedene Art: Von Ungewissheit beim Schwangerschaftstest über Kinderwunsch, konfliktbeladene Beziehungen zwischen Mutter und erwachsenem Kind bis zur alternden Mutter. Das Gesamtwerk ist eine Premiere. So war diese Zusammenstellung noch nie zu sehen.

Die Neue Eigentlichkeit übernimmt ihre Filme nicht von Verleihern, sondern akquiriert selbst bei Festivals, deutschen und europäischen Filmhochschulen oder direkt beim Regisseur. Daraus entsteht ein Filmpool, aus dem Filmreihen oder Kurzfilmkompilationen zusammengestellt werden. Ab Sommer 2009 will sie als Kombibetrieb aus Kino, Galerie und Bar die Leipziger Kulturlandschaft mit eigenen Räumen bereichern. Wahrscheinlich zieht sie in die Kleine Fleischergasse. Das Haus wird noch saniert.


Kommentieren


0 Kommentar(e)