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Kultur

Gut aufgelegt

Die Musik-Rubrik

  Gut aufgelegt | Die Musik-Rubrik

Jede Woche stellt die kreuzer-Musikredaktion neue Musik vor – zum Hören, Tanzen, Schwelgen, Spazieren, Joggen, Arbeiten und mehr. In dieser Woche mit: Iso68, Rumpistol, Bernhard Fleischmann, Belle & Sebastian

Jede Woche stellt die kreuzer-Musikredaktion neue Musik vor – zum Hören, Tanzen, Schwelgen, Spazieren, Joggen, Arbeiten und mehr. In dieser Woche mit: Iso68, Rumpistol, Bernhard Fleischmann, Belle & Sebastian

Rumpistol – »Dynamo«
Iso68 – »Space Frames« (Pingipung) / Rumpistol – »Dynamo« (Rump Recordings)

Indietronic. Hier liegen zwei Tonträger vor, die vor einigen Jahren von den Fachorganen der Musikpresse ganz groß als Indietronic-Manifeste gefeiert worden wären. Machen wir uns allerdings nichts vor: Selbst die ausführlichsten Specials in Musikmagazinen von De:Bug bis Wire hätten beiden Acts nie fulminante Plattenverkäufe und Massenwirksamkeit gesichert. Daher ist es nicht so schlimm, dass der mediale Indietronics-Hype längst vergessen ist. Dies bedeutet aber eben nicht, dass dies hier nicht verdammt gut und relevant ist. Beide Platten stehen – wenn diese im Club erklingen – genau für Situationen, wo immer wieder Leute ungläubig zum DJ-Pult stürmen und fragen, was denn so unheimlich schön klingt. Dies macht vielleicht deutlich, dass beide Alben eben nicht nur für Freaks interessant sind. So wäre beim Hamburg-Berliner-Duo Iso68 um Florian Zimmer und Thomas Leboeg zu erwähnen, dass bei deren viertem Album ihre Affinität zum Jazz viel deutlicher als bei den Vorgängern regiert. Ihr musikalisches Konzept und der Trademarksound werden aber keineswegs negiert. Hätten wir eine tolle Radiolandschaft, so würden Alben wie »Space Frames« wahrscheinlich die ganze Nacht lang laufen. Direkt danach müsste dann »Dynamo« von Jens Berents Christiansen alias Rumpistol aus Kopenhagen in voller Länge erklingen. Auch er hat kürzlich sein viertes Album veröffentlicht, kommt damit jedoch noch einen Tick zugänglicher und leichtfüßiger als Iso68 daher. In Worten ist dies kaum zu beschreiben. Möglicherweise ist dies der legitime – wenn auch heimliche – Nachfolger von Burials »Untrue«, der natürlich noch weniger mit Dubstep zu tun hat. Aber welche Rolle spielen schon Genre-Zuweisungen? Am Ende zählt die Musik und die stimmt. Michael Wallies

B. Fleischmann – »Angst Is Not A Weltanschauung«
B. Fleischmann – »Angst Is Not A Weltanschauung« (Morr Music)

Electronica-Pop. Wien, ja Wien, das ist längst nicht mehr nur Kruder & Dorfmeister. Bernhard Fleischmann verleiht der österreichischen Hauptstadt bereits seit gut zehn Jahren eine weitere musikalische Facette. Friedliche Electronica war das anfangs, mittlerweile ist aus B. Fleischmann ein richtiger Songwriter geworden. Die elektronischen Elemente vermischen sich auf seinem neuen Album nahtloser denn je mit der Wärme und Authentizität von Piano, Gitarre, Bass und anderen Instrumenten. Melancholisch eingestimmt sind die neun Songs, doch nie bedrückend und düster. Mit zwei Sängern und einer Sängerin hat er zusammengearbeitet, und er traut sich erstmals selbst ans Mikrofon. Dadurch entwickelt das Album zwei Seiten: Die Songs mit den Vocals sind weitaus ruhiger und nachdenklicher, während die instrumentalen Stücke hoffnungsfroh und fröhlich umhertänzeln. Eindringlich sind beide Seiten. Herbstmusik für alles, was dazu gehört: vom Blätter-Bad bis zum trüben November-Tag. Jens Wollweber

Belle & Sebastian »The BBC Sessions«
Belle & Sebastian »The BBC Sessions«

Tralalala-Pop Live. Letztes noch Paul Wellers, diese Woche Belle & Sebastian. Auch die Schotten waren bei der BBC und haben ihre dorf live in mehreren Sessions gespielt. Die Doppel CD spannt den Bogen vom Juli 1996, kurz nach der Veröffentlichung des Albums »Tigermilk«, bis hin zu vier unveröffentlichten Stücken, die 2001 für John Peel aufgenommen wurden und die zu den letzten Studioaufnahmen mit Isobel Campbell gehören.

Nur schwer vorstellbar, dass diese wohlklingenden, entspannten Songs komplett in Livesessions eingespielt sind. Von Einzählen mal abgesehen gibt es glücklicherweise keine Kommentare oder störende Nebengeräusche. Bloß gut, so kann sich die verträumte Musik perfekt entfalten. Die Qualität der Aufnahmen sticht absolut heraus, dazu klingen Belle & Sebastian fantastisch und poppig wie eh und je. Sie variieren einige Stücke leicht, andere komplett. Die schönsten Momente der Sessions sind es, wenn man Stevie Jackson über die Gitarrensaiten rutschen hört. Das sorgt für Gänsehaut und es passiert immer wieder, sehr schön. So soll es sein, die CD läuft auf Repeat, die Melodien werden mitgepfiffen und was auch immer die Musik gerade untermalt, es geht leichter von der Hand. Nachforschungen im Bekanntenkreis ergaben, dass die Aufnahmen positive Stimmung verbreiten: Da flutscht auch die stagnierende Diplomarbeit, oder was auch immer gerade bedrückend über einem schwebt, bald wieder. Ergänzt werden die BBC Sessions durch eine Bonus CD mit Liveaufnahmen von Belle & Sebastians »Christmas Show 2001« in Belfast. Holger Günther


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