anzeige
anzeige
Kultur

»Die Chemie in der Band stimmt einfach«

Die Weilheimer Band »The Notwist« im Interview

  »Die Chemie in der Band stimmt einfach« | Die Weilheimer Band »The Notwist« im Interview

Nach mehr als sechs Jahren spielten »The Notwist« vergangene Woche endlich wieder einmal in Leipzig. Natürlich war das Konzert seit Wochen ausverkauft. Die hohen Erwartungen wurden von der Band souverän erfüllt und so sprach mancher Gast später gar vom »besten Konzert ever«. In der Pause zwischen Soundcheck und Show nutzten wir die seltene Gelegenheit zu einem Interview.

Nach mehr als sechs Jahren spielten »The Notwist« vergangene Woche endlich wieder einmal in Leipzig. Natürlich war das Konzert seit Wochen ausverkauft. Die hohen Erwartungen wurden von der Band souverän erfüllt und so sprach mancher Gast später gar vom »besten Konzert ever«. In der Pause zwischen Soundcheck und Show nutzten wir die seltene Gelegenheit zu einem Interview.

Während sich der Rest der Band vor dem Konzert ausruhte oder kickerte (siehe Foto ganz unten), stand uns Sänger Markus Acher Rede und Antwort.

kreuzer: Ihr habt Euch 1989 gegründet. »The Notwist« gibt es damit seit 20 Jahren. Spielen solche Jubiläen für euch eine Rolle?

MARKUS ACHER: Über »20 Jahre The Notwist« haben wir bislang nicht weiter nachgedacht. Uns geht es aber auch eher darum, was wir als Nächstes machen. Deswegen werden wir auch keine Jubiläumstouren spielen oder eine Jubiläums-CDs herausbringen. Aus meiner Sicht sind wir bislang an keinem Punkt angelangt, an dem es uns darum gehen sollte, zurück zu blicken.

kreuzer: Wenn ihr als »The Notwist« live spielt, ist es ja so, dass ihr mittlerweile immer zu fünft spielt. Max Punktezahl (Gitarre) unterstützt euch seit vielen Jahren auf den Touren. Andi Haberl (Schlagzeug) spielt, nachdem er bei den Aufnahmen zu »The Devil, You + Me« mitwirkte, auch bei den Konzerten mit. Sind »The Notwist« mittlerweile eher ein Trio oder doch ein Quintett?

ACHER: Wenn wir jetzt wieder Sachen aufnehmen, denke ich schon, dass wir ganz sicher zu fünft aufnehmen werden. Es hatte sich halt so ergeben, dass Martin, Micha und ich das Kompositorische machen. Da es momentan aber total super funktioniert – die Chemie in der Band stimmt einfach – werden wir sicher künftig versuchen, auch zu Fünft mehr zu entwickeln. Auch, weil es die Musik bereichert – mehr, als wenn wir nur zu Dritt arbeiten.

kreuzer: Was macht dabei Andi Haberl aus? Ich habe den Eindruck, dass sich eure Konzerte verändert haben, seitdem er mitspielt.

ACHER: Er hat eine unheimliche Energie, ist extrem musikalisch. Er eröffnet uns völlig neue Wege, da er ständig reagiert. Wir können in alle möglichen Richtungen gehen, auch relativ spontan. Das ist einfach genial. Wir schaffen es dank Andi und Max, Ideen zu verwirklichen, die wir vorher auch schon hatten, bei denen aber immer die musikalischen Möglichkeiten zur Umsetzung fehlten.

Das »beste Konzert ever«? The Notwist im Conne Island
kreuzer: Ihr habt zuletzt auch Konzerte mit dem 20-köpfigen »Andromeda Mega Express Orchester« gespielt. Was macht dabei den Unterschied zu den klassichen »The Notwist«-Shows?

ACHER: Das unterscheidet sich schon extrem. Mit Notwist versuchen wir ja an sich immer wieder, musikalische Sachen zu integrieren, die uns sonst so gefallen. Gerade auch abseits vom Song-Orientierten. Da kann man mit dem Orchester natürlich viel machen. Es passiert dann so wahnsinnig viel, weil es sich ja auch um ein spezielles Orchester handelt, das alle möglichen Stilelemente aufgreift. Generell hat das Orchester einen unheimlichen Klang. Wir haben einige Stücke mit dem Komponisten Daniel Glatzel komplett umarrangiert – das waren total geniale Konzerte! Ich hätte manchmal am Liebsten aufgehört zu spielen und nur noch zugehört. Beim »Andromeda Mega Express Orchester« passiert so viel. Das ist auf jeden Fall anders. Wenn wir so wie jetzt, ohne das Orchester, spielen, ist es gerade sehr energiegeladen. Das macht auch viel Spaß, aber es ufert auch immer wieder aus und zerfällt. Mit dem Orchester war es eben vielschichtiger.

kreuzer: Im Gegensatz zu »The Notwist« ist es ja so, dass ihr mit »Tied & Tickled Trio«, bei denen Du auch spielst, zuletzt vor gerade mal 100 Leuten hier im Conne Island gespielt habt. Das Notwist-Konzert ist im Gegensatz dazu seit Monaten ausverkauft. Siehst Du die Popularität von »The Notwist« als Problem für deine anderen Bands?

ACHER: Ich denke, es ist eher gut für unsere anderen Bands, weil die Bands auch Aufmerksamkeit über »The Notwist« erlangen. Bei mir sind es ja hauptsächlich noch »Lali Puna« und »Tied & Tickled Trio«, wobei wir als Tied & Tickled eher sporadisch agieren. Notwist und »Lali Puna« haben auf jeden Fall ganz eigene Fangemeinden. In manchen Ländern, in denen wir mit Notwist kaum Leute erreichen, läuft es mit »Lali Puna« viel besser. Da ist schon sehr unabhängig voneinander.

kreuzer: Wie ist der Stand bei »Lali Puna«? Ist in absehbarer Zeit neues Material zu erwarten?

ACHER: Im März fangen wir an, intensiver zu komponieren, aufzunehmen und an einer Platte zu arbeiten. Es soll dieses Jahr schon fertig werden. Je nachdem, wie schnell wir vorankommen, erscheint das Album vielleicht noch in diesem Jahr.

Zwischenstand 3 zu 5: Martin »Console« Gretschmann<br>gegen Max Punktezahl
kreuzer: Vorhin standst Du beim Soundcheck mit einer Tüte neuer Platten auf der Bühne. Wird es »The Notwist« auf längere Sicht noch auf Schallplatte geben?

ACHER: Wenn es nach mir geht, natürlich ja. Ich kann es bei den Labels, bei denen wir veröffentlichen, natürlich nicht erzwingen. Von uns aus und auf unserem eigenen Label (Alien Transistor, Anm.der Red.) auf jeden Fall. Es zeichnet sich ja auch ab, dass die Schallplatte zum Glück nicht so schnell ausstirbt, wie befürchtet. So wird langfristig wohl eher die CD verschwinden. Für mich ist es total wichtig – ich bin totaler Schallplattenfan! CDs betrachte ich eher als funktional. Einen MP3-Player hab ich noch gar nicht. Ich sollte mir langsam mal einen zulegen.

kreuzer: Ihr habt als Band schon wahnsinnig viel gemacht, wie zum Beispiel einen Dokumentarfilm oder die Konzerte mit Orchester. Was sollte man aus Deiner Sicht als Musiker immer wieder machen und was nie wieder?

ACHER: Als Musiker sollte man auf jeden Fall immer wieder Sachen ausprobieren, die man noch nie gemacht hat, sich immer weiter entwickeln und auch immer wieder darüber nachdenken, was man noch machen kann. Und auf keinen Fall noch mal dasselbe.


Kommentieren


0 Kommentar(e)