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Kultur

Es gibt Berufe, bei denen man Geld verdient, und solche, die Spaß machen ...

... Designer gehören zur letzteren Gruppe

  Es gibt Berufe, bei denen man Geld verdient, und solche, die Spaß machen ... | ... Designer gehören zur letzteren Gruppe

In seinen Werken sind die Ecken die Protagonisten. Der Leipziger Jungdesigner Ilja Oelschlägel stellt die wohl vernachlässigtsten Flächen eines Raumes ins Rampenlicht und macht sie zu Oscarträgern in der Designwelt.

In seinen Werken sind die Ecken die Protagonisten. Der Leipziger Jungdesigner Ilja Oelschlägel stellt die wohl vernachlässigtsten Flächen eines Raumes ins Rampenlicht und macht sie zu Oscarträgern in der Designwelt.

Der 29-Jährige beendete letzten Sommer mit der Diplomarbeit »7 für die Ecke« erfolgreich sein Industriedesignstudium an der Burg Giebichenstein in Halle. In diesem Projekt sucht er einen Weg, die Dreckecke zur Nutzfläche umzubauen, um so pragmatische Möbelstücke, bequeme Sitz- oder Ablageflächen zu kreieren.

»Dabei müsste ich selber mal zur Ruhe kommen und mich in einer meiner Rückzugsecken verkriechen«, meint der zweifache Vater. Kreativität hat ihren Preis. Selbstständigkeit erst recht. »Designer zu sein ist ein hartes Brot. Man muss sich immer wieder was einfallen lassen, steht ununterbrochen unter Druck und braucht disziplinierte Selbstorganisation.« Kein Wunder, dass Oelschlägel den Sinn einer Rückzugsecke versteht. Doch der Spaß geht ihm bei seiner Arbeit nicht verloren.

Schon im Kindesalter entwarf und baute der Leipziger Lampen. Nach der Schule entschloss er sich vorerst für ein Maschinenbaustudium an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur (HTWK) in Leipzig. Das kommt ihm heute zugute – in seinem jetzigen Beruf braucht er das analytische Denken und das technische Vorstellungsvermögen. Seine Produkte liegen von der Idee bis zur Ausführung in seinen Händen. Sie entstehen in einem hellen Gemeinschaftsatelier in Plagwitz. »Zwar gibt es in Ostdeutschland auf den ersten Blick nicht so viele große Auftragsfirmen, aber auf der anderen Seite finden Künstler hier mehr Nischen, in denen sie sich billig einmieten können«, stellt der Designer fest.

Sein zweites Zuhause ist Halle. Dreimal wöchentlich pendelt Oelschlägel von Leipzig in die Saalestadt und wieder zurück. In seiner ehemaligen Hochschule hat er einen Teilzeitjob im Burg Design Shop. Hier können sich Studenten ausprobieren und ihre Produkte in der Öffentlichkeit vermarkten. »Für mich als Selbstständiger ist es ein sicheres Gefühl, ein gewisses finanzielles Fundament zu haben.«

Seine jüngste Innovation ist »Heureka«. Ein gläserner Kerzenständer, in dem die Kerzen durch langsames Verbrennen des Wachses im Wasser aufsteigen, bis sie erlöschen. Diese statische Auftriebskraft ist Archimedes in der Badewanne klar geworden. Ilja Oelschlägel hingegen bekommt seine Geistesblitze auf den Gleisen – im Zug zwischen Halle und Leipzig.


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