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Kultur

Gut aufgelegt!

Die Musik-Rubrik

  Gut aufgelegt! | Die Musik-Rubrik

Jede Woche stellt die kreuzer-Musikredaktion neue Musik vor – zum Hören, Tanzen, Schwelgen, Spazieren, Joggen, Arbeiten und mehr. In dieser Woche mit: The Whitest Boy Alive, Antennas und Mocky

Jede Woche stellt die kreuzer-Musikredaktion neue Musik vor – zum Hören, Tanzen, Schwelgen, Spazieren, Joggen, Arbeiten und mehr. In dieser Woche mit: The Whitest Boy Alive, Antennas und Mocky


The Whitest Boy Alive – »Rules« (Bubbles Records)
The Whitest Boy Alive – »Rules« (Bubbles Records)

»Can you keep a secret«, fragt The Whitest Boy Alive am Anfang von »Rules«, um sofort selbst zu antworten: »Honestly, no.« Und klingt dabei genau wie auf dem ersten Album »Dreams«. Poppig- entspannt. Ich lächle und will mich schon zurücklehnen. Aber dann lässt mich der Norweger mit der Berliner Band doch nicht. Tanzen ist angesagt. Hallo Disco! Da mischen die weißen Jungs doch glatt mal ein bisschen House zwischen die ganzen Melodien. »High on the heels« heißt das dann. Bassist Marcin Öz ist in seinem anderen Leben schließlich House-DJ, da kann das schon mal passieren. Der Keyboarder spielt ja auch gern mal an den Synthies rum. Über alldem schwebt die dünne Stimme Erlend Øyes, die kein bisschen fetter sein muss, um schön-traurige Geschichten in leichter Ironie zu erzählen und sogar den ein oder anderen weisen Ratschlag zu erteilen: »Isn’t it better to say nothing than to say something wrong?« Inzwischen hat er selbst den Lärm Berlins verlassen, um nach Bergen zurückzukehren. Proben fürs neue Album gab es daher kaum, die Songs sind vor allem bei den Soundchecks der letzten Tour entstanden, zum Aufnehmen fuhren alle nach Mexiko. Dort packten sie einen Haufen Sonnenschein zu norwegischer Melancholie, Indiepop zu Discosounds, 300 verschiedene Takes zu elf Songs, brachten das Ganze zum eigenen Label Bubbles – und raus kamen elf Regeln, die mehr sind als nur neue »Dreams«. Juliane Streich

Live: 3.4., Centraltheater


Antennas – »Feeling Feline Tonight« (Novotton/Soulfood)
Antennas – »Feeling Feline Tonight« (Novotton/Soulfood)

Es ist schwer, die Worte zu finden, die die Songs der Antennas richtig beschreiben. Die Musik der Schweden ist so vieles auf einmal. Sie ist melodisch, aber gleichzeitig schräg. Die Stimme des Sängers fast schrill und auf der Kippe zum Hysterischen, bevor sie gleich wieder seicht ein melancholisches „Lalalalala“ trällert, als sei nichts gewesen. Es geht zu wie in einem Psychothriller: Bedrohung und Zärtlichkeit ko-existieren zwar nicht friedlich, aber in einem prickelnden spannungsgeladenen Verhältnis. Deshalb ist der Sound energisch und gleichzeitig voller Lethargie. Schlagzeug und Bass sind der Lead der Kompositionen, die Melodien der Gitarre sind nur der Hintergrund für ihre Klangperformance. Mal klingt es, als hätte sich die Band am Abend vor der Aufnahme derbe betrunken und würde nun setzt ihren Kater in Töne umsetzen. Der nächste Song klingt nach Frühlingsliebe und Küssen am Strand. Eins haben alle Songs gemeinsam: Sie sind auf ihre besondere Art schön. Pia Volk


Mocky – »Saskamodie« (Crammed Discs)
Mocky – »Saskamodie« (Crammed Discs)

Es gibt Typen, die mag man über viele Jahre, ohne ein richtiger Fan von ihnen zu sein. Und plötzlich funkt es dann so richtig. Mocky ist solch ein Typ. Seine bisherigen Electric-Funk-Songs hatten eine Menge schöner Momente. Und auch die Gewissheit, dass er zur Clique um Peaches, Jamie Lidell, Gonzales und Co gehört, sicherte ihm von Anfang an Sympathiepunkte. Sein neues Album »Saskamodie« zeigt eine andere Seite von Mocky. Der offensive Pop-Appeal ist einem lässigen akustischen Instrumental-Sound gewichen. Für zwei Wochen hat sich Mocky in ein Pariser Studio voller Instrumente und Freunde eingemietet und zwölf wunderbar unaufgeregte Stücke aufgenommen. Im Klang von einer angenehmen Patina überzogen formt Mocky feingeistige und cineastische Jazz-Episoden, dazwischen schieben sich auch mal Soul-Balladen mit Gonzales, Jamie Lidell, Joel Gibb und Feist singend im Hintergrund. Doch im Mittelpunkt steht eigentlich nichts anderes als die Musik. Jens Wollweber


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