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Kultur

Die Ordnung der Jugend

Die Ausstellung »Are the kids alright?« fragt, auf welche Weisen Jugendlichen in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden und wie ihnen begegnet wird

  Die Ordnung der Jugend | Die Ausstellung »Are the kids alright?« fragt, auf welche Weisen Jugendlichen in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden und wie ihnen begegnet wird

»Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe.« Bereits vor 4.000 machte ein Keilschriftenschreiber aus Ur mit diesem Satz seinem Unmut über die Heranwachsenden Luft. Der Jugend den Vorwurf zu machen, sie sei verroht und verstoße gegen den guten Geschmack und die Sitten, scheint eine historische Konstante zu sein.

»Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe.« Bereits vor 4.000 machte ein Keilschriftenschreiber aus Ur mit diesem Satz seinem Unmut über die Heranwachsenden Luft. Der Jugend den Vorwurf zu machen, sie sei verroht und verstoße gegen den guten Geschmack und die Sitten, scheint eine historische Konstante zu sein.

Der Schelte Taten folgen zu lassen, hierin ist Großbritannien besonders weit. Massive Kontrolle und flächendeckende Überwachung gegen so genanntes antisoziales Verhalten werden in einem eigenen Gesetz geregelt. – Phänomene, die auch hierzulande nicht unbekannt sind. Der öffentliche Raum ist längst nicht so demokratisch, wie man annehmen könnte. Zwar werden Platzverweise und andere Verbote hier noch zaghafter verhängt, die vorschnelle Kriminalisierung, nur, weil man noch nicht jenseits der Zwanzig ist, scheint aber an der Tagesordnung zu sein. Jugendliche werden oft als Störer der öffentlichen Ordnung wahrgenommen, deren »Asozialisation« mit »Killerspielen« beginnt und beim »Flatrate-Saufen« aufhört. Ist die Jugend tatsächlich derart gestört, oder trifft dies eher auf das weit verbreitete Bild von ihnen zu?

Die Ausstellung »Are the kids alright?«, die von der AG Kids Control in der essential existence gallery ausgerichtet wird, begegnet der Frage, wie die Jugend regiert wird, auf verschiedenen Ebenen. Es finden sich künstlerische und wissenschaftliche Annäherungen, Dokumentarisches, Kommentierendes und ästhetische Positionen. So werden neben einem Film, der ausschließlich mithilfe öffentlicher Überwachungskameras (CCTV) gedreht worden ist, Foto-Interventionen in den Alltag jugendlicher Schotten zu sehen sein und Maßnahmen geschildert, denen sich Jugendliche mit »abweichendem« Verhalten ausgesetzt sehen. Etwa wenn sie mithilfe eines Portraitfotos an den öffentlichen U-Bahn-Pranger gestellt werden. Eine Vortragsreihe rundet die Auseinandersetzung ab.

Zur Vernissage am 27. März wird eine Performance von »Komm mit hau ab« zu sehen sein. Im Rahmen des Festivals »Theater der Welt« in Halle 2008 wurde das Projekt von der Theaterwissenschaftlerin Maria Hetzer initiiert: Hallenser Jugendliche untersuchten mit theatralen Mitteln Wege zu einem besseren Leben jenseits der Anpassung. Ihre Performance wird mit der öffentlichen Wahrnehmung von Jugendlichen spielen, indem sie diese quasi als Exponate eines Zoos präsentiert und dem voyeuristischen Blick aussetzt.


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