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Kultur

»Easy said, but schwer getan«

Jorinde Dröse, Hausregisseurin am Centraltheater, über ihre Inszenierung der Schauerballade »The Black Rider«

  »Easy said, but schwer getan« | Jorinde Dröse, Hausregisseurin am Centraltheater, über ihre Inszenierung der Schauerballade »The Black Rider«

Jorinde Dröse inszenierte »Die Schockstrategie. Hamlet«, über die sich die Kritiken nicht ganz einig waren: Während die einen von einer klugen Auseinandersetzung mit »Hamlet« sprachen, war der kreuzer nicht besonders begeistert. Im April ist Jorinde Dröses zweite Leipziger Inszenierung zu sehen: »The Black Rider. The Casting of the Magic Bullets«, eine Rockoper nach William Borroughs.

Jorinde Dröse inszenierte »Die Schockstrategie. Hamlet«, über die sich die Kritiken nicht ganz einig waren: Während die einen von einer klugen Auseinandersetzung mit »Hamlet« sprachen, war der kreuzer nicht besonders begeistert. Im April ist Jorinde Dröses zweite Leipziger Inszenierung zu sehen: »The Black Rider. The Casting of the Magic Bullets«, eine Rockoper nach William Borroughs.

Das Genre klingt ziemlich Neunziger, aber gegen Musik von Tom Waits und die Musicalbearbeitung von Robert Wilson ist erst mal nichts einzuwenden – das Musical ist nicht ohne Grund Kult. Am 23. April feiert die Inszenierung im Centraltheater Premiere, bereits jetzt sprach Tobias Prüwer mit der Regisseurin über die Kritik an »Die Schockstrategie. Hamlet«, über Gespenster in ihrer neuen Inszenierung und darüber, welche Moral im Teufel steckt.

kreuzer: »Die Schock-Strategie. Hamlet« rief von Applaus bis Ablehnung sehr verschiedene Reaktionen – auch in der Presse – hervor. War das geplant?

Jorinde Dröse: Wir wollten mit etwas Ungewöhnlichem beginnen. In der Inszenierung war es mir wichtig, Brüche darzustellen und die Erwartungen zu irritieren: Ist es eine Lesung, klassisches Hamletdrama? Als Zuschauer kann man sich nie sicher fühlen, weil die Spieler auch in den Raum kommen. Allein schon die überhebliche Behauptung, wir würden ein Sachbuch auf die Bühne bringen, das kann nur polarisieren. Ich war erstaunt über das sehr offene Publikum bei der Premiere. Zur Auswertung kann ich nur sagen: Ich lese keine Kritiken. Für mich ist es spannender, zu sehen, wie die Zuschauer reagieren, oder bei einem Publikumsgespräch die Resonanz zu erfahren.

kreuzer: Nach diesem Fragment inszenieren Sie mit William S. Burroughs’ »The Black Rider« ein geschlossenes Drama, das die romantische Freischütz-Mär wiederholt.

Dröse: Das ist so nicht ganz richtig. Natürlich kommen die Stationen der Sage vor: Ein Mann liebt eine Frau, will sie gewinnen, schließt einen Teufelspakt – mit dramatischem Ende. Diese außergewöhnliche Lovestory ist im Ursprung eine Gespenstergeschichte, trägt düstere Züge. Das Stück hat tolle Figuren, ist aber als Stoff offen genug, mir Freiheiten zu lassen. Robert Wilsons Musicalbearbeitung ist vom Bildtheater inspiriert, erzählt, als ob man ein Buch aufklappt. Und die Musik von Tom Waits ist einfach großartig.

kreuzer: Wo setzt Ihre Inszenierung an? Werden Sie den Musicalcharakter beibehalten?

Dröse: Ja. Wir konzentrieren wir uns auf die Gespensterästhetik, die etwa von Tim Burton und Stummfilmen inspiriert ist, arbeiten mit Slapstick, Überzeichnungen und atmosphärischen Elementen. Es stellt ja schon eine ganz eigene Spielform dar, wenn die Schauspieler auf der Bühne singen. Zusätzlich ist die Sprache besonders, eine Mischung aus Deutsch und Englisch.

kreuzer: Was hat uns eine geisterhafte Romanze mit Teufelsbund und magischem Probeschuss zu sagen?

Dröse: Diese Liebesgeschichte erzählt von der Suche nach Identität. Das Verfallen an eine Sucht, der Verlust des Selbst sind Thema. Der Teufel ist ja nur eine andere Seite von Wilhelm, der am Ende irre wird. Darin steckt eine gewisse Moral, eine lebensbejahende, wie ich finde. Dass man sich selbst treu bleiben soll, ist eine Entscheidung, die man tagtäglich durchsetzen muss. Das ist oft nicht einfach. Wie es im Stück heißt: »Easy said, but schwer getan.«


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