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Kultur

Gut aufgelegt!

Die Musik-Rubrik

  Gut aufgelegt! | Die Musik-Rubrik

Jede Woche stellt die kreuzer-Musikredaktion neue Musik vor – zum Hören, Tanzen, Schwelgen, Spazieren, Joggen, Arbeiten und mehr. In dieser Woche mit Knut und die herbe Frau, Peter Kruders »Private Collection« und Cursive

Jede Woche stellt die kreuzer-Musikredaktion neue Musik vor – zum Hören, Tanzen, Schwelgen, Spazieren, Joggen, Arbeiten und mehr. In dieser Woche mit Knut und die herbe Frau, Peter Kruders »Private Collection« und Cursive.


Knut und die herbe Frau – »Knut und die herbe Frau« (Tapete)
Knut und die herbe Frau – »Knut und die herbe Frau«

Okay, man will ja eigentlich gleich losmeckern, wie bescheuert dieser Bandname ist, und darüber sinnieren, was »herb« in Zusammenhang einer Frau bedeuten könnte, aber führt ja zu nichts. Da knallt man dem interessierten Leser und Hörer doch lieber die Fakten auf den Tisch: Knut heißt wirklich Knut, mit Nachnamen Stenert und ist dem ein oder anderen Gitarrenmusik-Hörer bekannt, da er auch bei der Hamburger Indietruppe Samba singt. Die herbe Frau dagegen ist keine Frau, sondern Benedikt Filleböck, der auch schon bekannt ist, weil er bei der Kölner Indietruppe Wolke Piano spielt. So auch hier. Zusammen haben sie fast ein Dutzend Songs aufgenommen, die man irgendwo zwischen Indiepop, Schlager und Liebeslied verorten kann. Denn genau die Liebe ist es, die Knut am meisten besingt: »Ich werde vor allen Dingen immer über diese Liebe singen, denn sie ist ein Freund«. Das tut er mit Wortwitz auf Ohrwurmmelodien. Neben dem Poppiano mischen sich ein paar Synthieklänge, Samples und Applaus am Schluss. Der gebührt auch Tobias Siebert von den Berliner Indiebands Klez.E und Delbo, der mitgeholfen und das selbst betitelte Debütalbum mitproduziert hat. Eine Freude für alle Freunde des herkömmlichen deutschen Indiepop ist es dann auch geworden. Da kann man nicht meckern. Juliane Streich Knut und die herbe Frau live: 27.6., Prolog, Radrennbahn Kleizschocher


Various Artists »Peter Kruder Private Collection – G-Stone Master Series #1« (Soulfood)
Various Artists »Peter Kruder Private Collection – G-Stone Master Series #1«

Was für ein Ego-Trip, könnte man meinen. Da stellt ein DJ-Superstar sein eigenes Lieblingsmixtape zusammen. Aber nicht für seine Freunde, sondern für die ganze Welt. 17 aus 35.000, so die Losung. 17 Lieblingsstücke aus der Plattensammlung des Wiener DJs und Produzenten Peter Kruder, versehen mit persönlichen Liner Notes. Diese persönliche Konsequenz hinter der Zusammenstellung macht die Compilation trotz aller Skepsis zu einem Kleinod. Tom Waits und Talk Talk sind ebenso vertreten wie Milt Jackson, Craig Armstrong oder Charles Webster und Chateau Flight. Und all jene eint ein genre-übergreifender Charakter, eine bestimmte visionäre Stimmung – ganz gleich, wie alt das jeweilige Stück ist. Erfreulicherweise verfällt die »Private Collection« mit ihren Notizen und Verweisen nicht in einen missionarischen Ton, bei dem es darum ginge, den eigenen – besten – Musikgeschmack zu präsentieren. Vielmehr handelt es sich um einen wunderbaren Querschnitt durch die neuere Geschichte der Pop- und Clubmusik. Jens Wollweber


Cursive – »Mama, I’m Swollen« (Saddle Creek/Indigo)
Cursive – »Mama, I’m Swollen«

So viele Geschichten auf einem Album. Nicht immer das Ewiggleiche von Lieben und Entlieben oder einer rennt weg und der andere hinterher. Stattdessen singen Cursive auf ihrem neuen Album »Mama, I’m Swollen« über »Devils in Tuxedo«, die sie in der Hölle treffen werden (eine Hommage an Edgar Allan Poe) oder über die Männer mit Peter Pan-Komplex, die nach Pleasure Island segeln und es nicht zurück schaffen. Es ist eine Platte für die Momente im Alltag, an denen die Gedanken abhauen und man nicht weiß, wo sie grade hinlaufen. Sie mäandrieren durch den Kopf wie die Lyrics durch die Songs von Cursive. Eine Vers-Refrain-Vers-Abfolge sucht man hier vergeblich. Die Lieder sind wie ein Fluss: unvorhersehbar, manche plätschern langsam vor sich hin, um dann von einer Stromschnelle in die nächste überzugehen. Andere sind von Anfang an eher ein reißender Strom, hinter jeder neuen Kurve lauert eine Überraschung. Man muss loslassen, um sich mitreißen zu lassen von diesem Punk-Emo-Rock-Blues. Aber dann kann man ihn nur lieben. Pia Volk


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