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Kultur

Gut aufgelegt!

Die Musik-Rubrik

  Gut aufgelegt! | Die Musik-Rubrik

Jede Woche stellt die kreuzer-Musikredaktion neue Musik vor – zum Hören, Tanzen, Schwelgen, Spazieren, Joggen, Arbeiten und mehr. In dieser Woche mit Lukas Sherfey, Wilco und den Dub Pistols

Jede Woche stellt die kreuzer-Musikredaktion neue Musik vor – zum Hören, Tanzen, Schwelgen, Spazieren, Joggen, Arbeiten und mehr. In dieser Woche mit Lukas Sherfey, Wilco und den Dub Pistols.


Lukas Sherfey – »Soul Vacation« (The Movement Records)
Lukas Sherfey – »Soul Vacation«

Soul scheint wieder Konjunktur zu haben. Selbst in Dänemark. Dort gibt es sogar Mod-Bands, wie The Movement. Deren Frontmann Lukas Sherfey wollte nun endlich sein eigenes Ding machen und sich mehr auf Soul und Pop-Hymnen einlassen. Sein Album »Soul Vacation« kommt mit elf Songs in knapp einer halben Stunde ordentlich auf den Punkt. In schnittigen Drei-Minuten-Nummern mit eingängigen Melodien ist alles gesagt, gefühlt und offenbart. Sherfeys Stimme ist irgendwo zwischen spröde und einschmeichelnd zu verorten – eigentlich eine gute Mischung, aber sicher auch gewöhnungsbedürftig. Ja, hier verwirklicht sich jemand noch einmal ganz neu und mit viel Inbrunst und Gefühl – mit Background-Sängerinnen und großem Instrumentarium. Alles sehr zeitlos und solide. Jens Wollweber


Wilco – »Wilco (The Album)« (Nonesuch/Warner)
Wilco – »Wilco (The Album)«

Eine Band wächst zusammen. Dass Wilco sich endlich gefunden haben, signalisiert bereits der Albumtitel. Denn nach unzähligen Querelen und Besetzungswechseln in den ersten zwei Karrieredritteln steht seit 2004 endlich das aktuelle, sechsköpfige Line-up. Ebenfalls in jener Zeit überwand Sänger Jeff Tweedy seine Medikamentenabhängigkeit. Und so entwickelten Wilco in den letzten Jahren eine ganz eigene Interpretation von Reife, fernab der genialen Sprunghaftigkeit davor. Denn in gewisser Weise waren die Noise-, Avantgarde- und Krautrock-Versatzstücke der Meisterwerke »Yankee hotel foxtrott« und »A ghost is born« eben auch Symptome einer sich suchenden Band. Im Gegensatz dazu ist »Wilco (The album)« wie schon der Vorgänger »Sky blue sky« ein leichtes, fast sommerliches Werk voller subtil ausformulierter Kleinode. Die luftig-weichen Arrangements, der warme, brüchige Gesang, die sich ganz zaghaft in den Kopf setzenden Melodien. Wo früher die Schönheit in Düsternis verpackt oder gleich wieder kaputt gemacht wurde, sehen Wilco heute keinen Grund mehr zur Verklärung. Nur im herrlich um sich kreisenden »Bull black nova«, welches sich ab dem Mittelteil in hüpfender Polyrhythmik und latentem Krach verliert, erinnern sie an die alte Experimentierfreude. Der Rest ist in seiner selbstbewussten Klarheit nie (mehr) wirklich überraschend, aber immer (wieder) entzückend. Auch emotional ist die Lage deutlich stabiler. Mit der Medikamentensucht des Sänger verließen ihn seine seelischen Schmerzen offenbar gleich mit. Und so komplettiert die auch lyrisch nicht zu überhöhrende Zuversicht das Werk einer Band, die ihre Kreativität einst in der Suche entfaltete und sie nun im Finden perfektioniert. Mario Helbig


Dub Pistols »Rum & Coke« (Sunday Best)
Dub Pistols »Rum & Coke«

Hier wird alles aufgefahren – an Genres, Sounds und Energie. An sich beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit die Briten noch immer Rap, Dub, Reggae, Ska, Pop, Soul und tighte Beats vereinen. Seit Mitte der Neunziger sind sie mit ihren Grenzgängen groß dabei, remixten Stadion-Größen wie Moby und Limp Bizkit. Irgendwie erschlägt einen solch ein Energiebündel wie »Rum & Coke« aber auch schnell. Vielleicht ist man derart konsequenten Crossover in der Genre-Biedermeierei nicht mehr gewöhnt. Andererseits stresst dieses permanente Nach-Vorne-Gezerre ungemein. Es gibt kaum Atempausen oder weniger aufgepumpte Tracks. Keine Frage: die Sounds stimmen, sind alle authentisch und fern von Kitsch oder überzogenem Szene-Getue, aber in der massiven Dröhnung ist es einfach zu viel. Jens Wollweber


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