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Kultur

»Wir präsentieren die revolutionären Hauptströme des Showbusiness«

Paul Fröhlich über sein Leben als Panzerkommandant, die Geschichte der naTo und das Neujahrssingen

  »Wir präsentieren die revolutionären Hauptströme des Showbusiness« | Paul Fröhlich über sein Leben als Panzerkommandant, die Geschichte der naTo und das Neujahrssingen

Wohl kaum einer verkörperte die Entstehung und den Wandel der Leipziger Off-Kultur vom Beginn der 90er Jahre bis zur Gegenwart so sehr wie Paul Fröhlich, 47, Szene-Urgestein und schräger Entertainer mit hohem Unterhaltungswert. Anlässlich des tragischen Todes Paul Fröhlichs veröffentlichen wir an dieser Stelle das ausführliche Interview, das der damalige Chefredakteur Björn Achenbach für das Januarheft 2009 mit ihm führte.

Wohl kaum einer verkörperte die Entstehung und den Wandel der Leipziger Off-Kultur vom Beginn der 90er Jahre bis zur Gegenwart so sehr wie Paul Fröhlich, 47, Szene-Urgestein und schräger Entertainer mit hohem Unterhaltungswert. Anlässlich des tragischen Todes Paul Fröhlichs veröffentlichen wir an dieser Stelle das ausführliche Interview, das der damalige Chefredakteur Björn Achenbach für das Januarheft 2009 mit ihm führte.

Im Zentrum der Aktivitäten Paul Fröhlichs stand stets die naTo in der Südvorstadt – auch wenn sein aktuellster Coup, das »Neujahrssingen – Das Milieu zu Gast bei Freunden«, inzwischen aus Kapazitätsgründen ins UT Connewitz (2008) und nun ins Werk II (3. Januar 2009) umgezogen ist. Das Interview, Anfang Dezember in der Theaterkneipe Pilot bei einem Glas heißen Sanddornsafts geführt, drehte sich jedoch um mehr als naTo-Cup und Neujahrssingen – völlig überraschend, aber passend zur kreuzer-Januarausgabe entwickelte es sich zu einer Art Grundkurs DDR.

kreuzer: Paul, wer oder was bist du eigentlich?

PAUL FRÖHLICH: Ja, wer ist Paul Fröhlich? Sternzeichen Widder, Zweitgeborener, Leipziger, dreifacher Vater. Er nimmt sich ab und zu Dinge vor, die dran sind getan zu werden, und dann entsteht Spaß – manchmal mehr und manchmal weniger.

kreuzer: Wie hat eigentlich alles angefangen?

FRÖHLICH: Ja gut, alles fängt an, indem mich meine Mutter zur Welt bringt. Ich werde in Leipzig geboren und bleibe eine ganze Zeit hier. Ich werde an der Polytechnischen Oberschule am Connewitzer Kreuz eingeschult und dann an die Erweiterte Oberschule »Georgi Dimitroff« implantiert, weil ich Offiziersbewerber bin. Und ich werde auch Offizier, studiere an der Offiziershochschule der Landstreitkräfte »Ernst Thälmann« in der Sektion Panzerkommandeure, werde ausgebildet bis zur Führungsebene Bataillonskommandeur und gehe auch tatsächlich zur Waffengattung Panzer, ins Panzerregiment IV nach Gotha, grenznaher Raum. Es ist unglaublich ...

kreuzer: Was war das für eine Zeit?

FRÖHLICH: Das war die Zeit der DDR. Ich war in der 9. Klasse, als ich meine Bewerbung für 25 Jahre NVA unterschrieb. Westfernsehen kannte ich vom »Schwarzen Kanal«. Ich war diszipliniert und voll auf auf Weltverbesserer eingestellt. Vorwärts immer – rückwärts nimmer! Da habe ich erstmal drei Jahre unter kasernierten Bedingungen studiert. Das war sehr putzig – wenn man es aus der Distanz von 2008 betrachtet. Heute wäre das wahrscheinlich Tierquälerei. Wir haben zu viert in Doppelstockbetten in einem 20-Quadratmeter-Zimmer gewohnt, um sechs Uhr wurde Frühsport gemacht und dann zur Vorlesung marschiert. So war das eben, das wissen ja einige Leser vom kreuzer vielleicht auch noch (lacht) ...

kreuzer: Wären die 25 Jahre inzwischen eigentlich um gewesen?

FRÖHLICH: Vor zwei Jahren, glaube ich. Da habe ich mal kurz innegehalten und darüber nachgedacht.

kreuzer: Woran lag es denn, dass es nicht dazu gekommen ist?

FRÖHLICH: Interessante Frage. Ich hab dann festgestellt, dass es ja eigentlich ein Beruf ist, wo man Menschen beibringt, andere Menschen totzuschießen. Das wollte ich nicht. Und dann hab ich gesagt: So, das muss jetzt nicht mehr sein, sehr geehrter Genosse Armeegeneral! Habe das Parteiverfahren kassiert, »Ausschluss wegen kapitulantenhaften Verhaltens«, habe den Studienplatz in Leningrad sausen lassen und auf die Entpflichtungsbestätigung vom General gewartet. Der hat sich viel Zeit gelassen und mir nach einem Jahr gesagt: Suchen Sie sich einen Arbeitsplatz in Leipzig! Ab Februar 1987 durfte ich dann als Heizer in der Querbreite rollende Schicht fahren. Das war mein Erstkontakt mit der Arbeiterklasse.

kreuzer: Wie bist du dann schließlich in der naTo gelandet?

FRÖHLICH: Es war recht unspektakulär. Im Februar 1987 habe ich als Heizer angefangen und bis Mai, Juni durchgeheizt. Dann war es nicht mehr ganz so schön, mit den tätowierten Kollegen zusammenzuarbeiten, und es war auch nicht meine Bestimmung. Und so habe ich mich als kulturpädagogischer Mitarbeiter im Jugendclub »An der Ecke« beworben. So hieß die naTo damals, denn sie war ja angedockt an den Stadtbezirk Süd.

kreuzer: Wie kam es dann zu der Namensgebung?

FRÖHLICH: Da gibt es verschiedene Lesarten. Es war ja das Kulturhaus der Nationalen Front. So hieß es, und es wurde auch als solches genutzt. Der ABV, der Abschnittsbevollmächtigte, hat als Polizist dort seine Sprechstunden abgehalten. Es wurden Personalausweise feierlich überreicht, Schiedskommissionen tagten, vielleicht war auch Stanislaw Tillich mal zur CDU-Parteischulung im Haus, Tanzstunden wurden gegeben – und auch die Nachtkonzerte während der Jazztage in Leipzig. Die fingen oft erst nach Mitternacht an und gingen bis in den Morgen. Und dann hieß es naTo. Das machte sich ganz gut: Man geht in die naTo – in einer Stadt, die in einem Land lag, das Mitglied im Warschauer Pakt war (lacht).

kreuzer: Das schwang immer mit, ja. Zurück zu dir: Am Anfang deiner Laufbahn als Entertainer steht der naTo-Cup, oder?

FRÖHLICH: Das weiß ich nicht. Es war auf einmal alles möglich, wir wollten ein Fußballturnier veranstalten, und es wurde der naTo-Cup. Damals hatte ich noch nicht so viele moderative Anteile, da ging es nur darum zu sprechen. Ich glaube, ich war Sprecher, Stadionsprecher im naTo-Cup-Stadion (lacht). Wir haben sehr schnell gemerkt, dass es einen Bedarf gab, und das Turnier auf bis zu 80 Mannschaften hochgeschossen. Und da nahmen die Unterhaltungsanteile zu – weg vom Sport, hin zur Unterhaltung, hin zur Quotenregelung, zum Torgutschein, hin zum Designer-Cup im Mannschaftsoutfit und und und.

kreuzer: Kein naTo-Cup ohne Fahnenappell mit »Sport frei!« und allem Drum und Dran – eine Tradition, die bis heute hält. Da war dann wohl doch nicht alles schlecht?

FRÖHLICH (lacht schallend): Der Fahnenappell ist ein großes Moment, ein Moment der Erhabenheit – wenn man alljährlich zum naTo-Cup in Richtung Osten schaut und Paul Fröhlich sehr zum Vergnügen von Jung und Alt ins Mikrofon sagen darf: »Heißt Flagge!« Jeder Mensch hat ja die Fähigkeit, mal neben sich zu stehen. Und dann stehen einige neben sich, schauen sich selbst an und lachen.

kreuzer: Apropos DDR: Was hast du mit dem historischen Paul Fröhlich zu tun? Darum ranken sich ja Legenden – gibts da wirklich eine Verwandtschaft?

FRÖHLICH: Paul Fröhlich war 1. Sekretär der Bezirksleitung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands ...

kreuzer: ... und Mitglied des Politbüros des ZK der SED ...

FRÖHLICH: ... aber ich bin nicht mit ihm verwandt. Es wird gern angenommen, dass diese Beziehung existiert, weil mein Vater Heinz Fröhlich auch ein Parteiarbeiter vor dem Herrn war und in der Partei die Stadtbezirksleitung Mitte und vorher Süd innehatte. Ich bin erzogen in diesem Sinne.

kreuzer: Also eine zufällige Namensverwandtschaft ...

FRÖHLICH: ... die gern genommen wurde. Ich hatte mal in der Gesellschaft für Sport und Technik das Vergnügen, das Segelfliegen zu lernen, und die Ausbilder waren der Meinung, ich sei der Enkel von Paul Fröhlich. Da hieß es nur noch »der Enkel von Paul« oder »Paul«, irgendwann war »Paul Fröhlich« eingeführt, und dann war das so.

kreuzer: Du hast es dabei belassen?

FRÖHLICH: Ich hab es angenommen, ohne dabei auf den Paul Fröhlich zu reflektieren, der die Universitätskirche sprengen ließ. Weil es auch gut ist, dass es zwei Personen in mir gibt – einen auf der Bühne, das ist Paul Fröhlich, und einen anderen im normalen Leben.

kreuzer: Der naTo-Cup ist ja auch immer wieder als Sportmodenschau interessant. Welches Team hat für dich in dieser Hinsicht den Vogel abgeschossen?

FRÖHLICH: Es gibt ein großes Team, das schon viele Jahre dabei ist und immer wieder durch Kreativität im Outfit überrascht. Sie sind vor vier Jahren aufgelaufen als »Tumor und sein Trip« in Anlehnung an den großen Roman von Arkadij Gaidar, »Timur und sein Trupp«. Sie traten in doppelter Besetzung an, weil sie jeweils mit einem Bein an das andere Bein eines Mitspielers gekettet waren. Das heißt, sie liefen dreibeinig übers Feld; der eine musste mit links anfangen, der andere mit rechts – na, das war kurios. Die haben auch nicht versucht, Tore zu schießen. Das hat sie sehr sympathisch gemacht. Sie hatten keinen Schaum vorm Maul und wollten nicht gewinnen, sondern das ewige Ziel der naTo umsetzen: Erfüllung der Sehnsucht nach Schönheit in der Bewegung. Das ist ihnen sehr eindrucksvoll gelungen.

kreuzer: Am Vorabend des Turniers zelebrierst du traditionell die Auslosung in der naTo. Dabei kommt es seit Jahr und Tag zum Lokalderby kreuzer gegen LVZ. Wunder gibt es ja immer wieder, auch im DFB-Pokal – zum Beispiel trafen Rot-Weiß Essen und Energie Cottbus zwischen 2005 und 2007 dreimal hintereinander in der 1. Hauptrunde aufeinander. Aber jetzt mal Hand aufs Herz: Hilfst du da nicht ein bisschen nach, nur um die Lacher auf deiner Seite zu haben?

FRÖHLICH: Nein! Vor vielen tausend Jahren war die Erde von einem Energienetz überzogen. Es gab Knotenpunkte, und dort konnte man sich des Glückes nicht verwehren. Es gibt eben Dinge, die geschehen, wir sind ja selbst immer fasziniert und überrascht von den Zufälligkeiten und Herausforderungen, die sich uns stellen. Die Mediengruppe ist niemals vorbereitet. Wir würden es uns als naTo-Cup-Team nie erdreisten, das Publikum zu belügen – und wenn doch, dann würden wir es vorher sagen, damit die Leute die Chance haben, die Lüge anzunehmen. Wahrscheinlich ist aber die Auslosung so ein mittlerweile fast verblichener Energieknotenpunkt?

kreuzer: Beim Seifenkistenrennen und Badewannenrennen kommentierst du das Geschehen bevorzugt auf Stelzen und mit Megaphon im Anschlag. Du hast vorhin schon das Segelfliegen erwähnt – ist das deine natürliche Ausdrucksform?

FRÖHLICH: Es ist so, dass ich mir Aufgaben stelle, die ich dann ziemlich gnadenlos vor mir selbst erfülle. Nach dem ersten Prix de Tacot auf dem Fockeberg – es gab einige technische Unzulänglichkeiten – nahm ich mir einfach vor: Du lernst jetzt Stelzenlaufen! Ich habe mit geschweißten Stahlstelzen angefangen, das Stück ungefähr sieben Kilo schwer. Später habe ich mir selbst welche aus Aluminium bauen lassen, und dann war das sehr gut zu handhaben. Man hat man ständig den Überblick und kommt schnell von Ort zu Ort. Das ist eigentlich alles.

kreuzer: Und du hast das Geschehen so immer voll unter Kontrolle?

FRÖHLICH: Natürlich. Ich bin 90 Zentimeter weiter oben. Wolfgang Tiefensee hat zu mir hochgeschaut (lacht).

kreuzer: Alle drei Veranstaltungen sind von überschaubaren Szene-Ereignissen zu wahren Volksfesten geworden. Wie beurteilst du diese Entwicklung?

FRÖHLICH: Es hat sich natürlich einiges verändert. Der naTo-Cup ist gewachsen und jetzt wieder auf eine Teilnehmerzahl von 60 Mannschaften geschrumpft. Das Badewannenrennen ist zu einem Volksfest geworden, wo in der Südkurve immer ein starker Muldentaler Anteil festzustellen ist. Wir haben jetzt die Eisbude dabei und den Fischbrötchenhändler. Ein klassisches Volksfest am Friedensmonument im See der Tränen – ich denke, es ist auch angemessen, es dort zu machen und es mal zu kippen. Ist ja nicht alltäglich so, sondern ein schöner Kontrapunkt zur Bierbörse, die sicher auch ihre Berechtigung hat. Und das Seifenkistenrennen ist eine Verbeugung vor der Zunft der deutschen Ingenieure mit Spannung in der Haarnadelkurve und ein Familientreffen des Leipziger Südens.

kreuzer: Hast du denn das Gefühl, dass deine Botschaften und Pointen in diesem Rahmen noch ankommen? Oder passt du dich an und versuchst die Leute sozusagen im Muldental abzuholen?

FRÖHLICH: Es ist eine große Ehre, den Muldentaler im Muldental abzuholen! Ich hol auch gern die Hallenserinnen in Halle ab. Man soll sie erstens nicht unterschätzen, und zweitens ist es so, dass ich immer auch das aktuelle Tagesgeschehen mit einflechte – und das verstehen viele.

kreuzer: Wenn man dich in Aktion erlebt, fragt man sich manchmal: Gehen diesem Menschen eigentlich niemals die Worte aus? Er redet ja ohne Unterlass. Verstehst du, was ich meine?

FRÖHLICH: Ich versteh das sehr gut. Das ist genau der Moment, in dem ich selbst neben mir stehe, mich anschaue und frage: Was macht der? Dann schüttele ich immer den Kopf, verstehe es selbst nicht und höre mich trotzdem weiterreden. Das ist erstaunlich. Ich habe noch keine Antwort auf diese Frage gefunden.

kreuzer: Du wirst auch von Firmen oder Privatpersonen als Alleinunterhalter gebucht. Welche Ausmaße hat das mittlerweile angenommen?

FRÖHLICH: Das kann man ganz kurz sagen: Es geschieht ab und zu.

kreuzer: Aber ins Fernsehen willst du nicht?

FRÖHLICH: Steht nicht auf der Tagesordnung. Da muss ich nicht mal drüber nachdenken.

kreuzer: Bei »Sport im Osten« im MDR war gerade eine Moderatorenstelle frei, aber nun ist es Franziska Schenk geworden ...

FRÖHLICH (lacht): ... und das ist auch gut so. Die Sportler sind gut bedient mit Franziska Schenk.

kreuzer: So richtig ausgelastet bist du jedenfalls nicht, sonst hättest du nicht vor zwei Jahren ein neues Showformat kreiert: das »Neujahrssingen« der Leipziger Gastronomen. Wie kam es dazu?

FRÖHLICH: Das Gesicht des Neujahrssingens ist Paul Fröhlich, aber seine Macher sind Maike Beilschmidt und Paul Fröhlich. Sie ist die Produzentin, ich bin der Moderator, und wir laden ein. Irgendwann vor vier Jahren hat Maike in mir den Pelzmantelträger entdeckt. Das war so ein Aha-Effekt. Bis zu diesem Moment habe ich immer den Stelzenläufer gegeben, die große Verbeugung vor der Stadtreinigung im signalfarbenen Outfit. Und plötzlich sagte Maike Beilschmidt zu mir: Du kannst auch anders. Sie schlug mir einen »Kessel Buntes« der Leipziger Szene vor. Noch bevor das Konzept für das Neujahrssingen stand, war Paul Fröhlich als Mantelträger mit Webpelzkragen, Pornobrille und Amulett geboren. Dann haben wir uns entschieden, das neue Jahr mit einem Singen zu begrüßen und uns dazu Gastronomen einzuladen. So kam die ganze Sache ins Rollen.

kreuzer: Warum Gastronomen?

FRÖHLICH: Warum nicht?

kreuzer: Was ist an Gastronomen so unterhaltsam?

FRÖHLICH: Wir sind der Meinung, dass der Gastronom an sich verkannt wird. Er muss schinden und seine Servicekräfte zum Erfolg peitschen, damit sein Laden läuft. Aber er hat noch mehr zu bieten, als diese Führungsposition auszufüllen. Er hat etwas mitzuteilen. Das macht der eine durch ein sehr gutes Interieur, der andere durch ein ausgewähltes Speisenangebot. Wir haben die Gastronomen gefragt: Habt ihr, hast du Lust, dich auf einer Bühne zu präsentieren, in eine Rolle deiner Wahl zu schlüpfen? Und das wurde dankend angenommen. Nicht von allen – manche haben auch gesagt, das ist mir zu fett. Dann ging es eigentlich ganz gut ab. Kein Mensch glaubte, dass die naTo ausverkauft sein würde. Wir waren erschrocken, dass wir 100 Leute draußen wegschicken mussten. Dann sind wir ins UT Connewitz umgezogen – und mussten wieder 200 Leute wegschicken. Jetzt sind wir im Werk II.

kreuzer: Was waren die Highlights der ersten beiden Jahre?

FRÖHLICH: Roberto Blanco war in der Show, wir hatten Marlene und Dietrich zu Gast. Die Ärzte waren da, Madonna, Bob Dylan, Dschingis Khan. Es gab ein grandioses Howard-Carpendale-Preview. Mirelle Matthieu war da. Und wir freuen uns auf die Hochlichter im neuen Jahr: Amanda Lear wird da sein, die Kelly Familiy, Peter Fox, New Kids on the Block und die Roten Gitarren! 2009 werden wir die revolutionären Hauptströme des Showbusiness präsentieren.

kreuzer: Dann hat sich die Frage, ob sich die Liste möglicher Titel und in Frage kommender Gastronomen nicht über kurz oder lang erschöpft, wohl erübrigt?

FRÖHLICH: Das kann ich mir nicht vorstellen. Es gibt eine Warteliste; Gastronomen fragen uns, ob sie auf die Bühne des Lebens dürfen. Das wird natürlich wohl sortiert. Im Moment ist nicht absehbar, dass die Interpretenschar abreißt.

kreuzer: Kann man das Neujahrssingen mit Karaoke vergleichen? Wo liegt der Unterschied?

FRÖHLICH: Man kann es nicht vergleichen! Wir haben ein Konzept, eine professionelle Band, keinen Monitor, wir haben Spezialeffekte, Eintrittskarten, ein Crewcatering, einen Backgroundchor, Security und vor allem ein Publikum, das den Unterschied zum Karaoke zu schätzen weiß. Wir machen eine Show, stellen die Interpreten nach einer gewissen Dramaturgie zusammen und legen großen Wert darauf, dass ihr Erscheinungsbild verdammt dicht am Original ist. 2009 haben wir beispielsweise Boney M. zu Gast – es wird eine schillernde Performance werden, wie wir sie aus dem Televisionsempfangsgerät kennen.

kreuzer: Das erste »Neujahrssingen« im Januar 2007 hast du als Robbie Williams mit »Let me entertain you« höchstpersönlich eröffnet. Darunter machst du es wohl nicht?

FRÖHLICH: Das ist eben die kluge Hand der Produzentin, die genau weiß, wie sie mich einzusetzen hat. Ich muss gestehen, dass mir der Titel mir bis dahin noch nicht geläufig war und ich mir erst ab Oktober 2006 diese ganze Nummer draufgedrückt habe. Dann habe ich Robbie Williams backstage begrüßt, und da war er da.

kreuzer: Man kennt dich zwar vor allem als schrägen Entertainer, aber in Wahrheit führst du ein Doppelleben: Hauptberuflich bist du ein grundsolider Mitarbeiter im Sportamt ... FRÖHLICH: Ich bin Verwaltungsangestellter!

kreuzer: Was machst du da so den lieben langen Tag?

FRÖHLICH: Ich verwalte die Steuergelder der Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland, inklusive Solidarzuschlag.

kreuzer: Kannst du bitte etwas konkreter werden?

FRÖHLICH: Ich bin zuständig für die Koordination von Sportgroßveranstaltungen.

kreuzer: Dann wirst du wohl bald arbeitslos sein, denn jetzt ist ja auch noch Leipzigs Kandidatur als Austragungsort für das Deutsche Turnfest 2013 an der Rhein-Neckar-Region gescheitert. Traurig? FRÖHLICH (lacht): Ich wünsche dem Deutschen Turnerbund viel Spaß in der Metropolregion Rhein-Neckar.

kreuzer: Während der Leipziger Olympiabewerbung warst du die rechte Hand des damaligen Olympiabeauftragten Burkhard Jung. Wie war das? FRÖHLICH: Das war verrückt. Jaques Rogge wird sich spätestens 2012 in London ärgern, dass er das Ding nicht in Leipzig gemacht hat. kreuzer: Was bleibt von der olympischen Vision – abgesehen davon, dass sie immer eine dankbare Vorlage für deine sportiven Moderationen sein wird?

FRÖHLICH (lacht): Es war eine aufregende Zeit, und ich sag mal so: Ich habe mir Athen 2004 angeschaut – es ist gut, dass wir die Spiele nicht bekommen haben.


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