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Kultur

Bye Bye Bluebird

Das Ende einer queeren Kultstätte: Die Blaue Trude schließt ihre Pforten – am 31. Juli ist Abschiedsparty

  Bye Bye Bluebird | Das Ende einer queeren Kultstätte: Die Blaue Trude schließt ihre Pforten – am 31. Juli ist Abschiedsparty

Die Blaue Trude muss schließen. Das hörte man schon einmal im Jahr 2005. Damals musste die kultige Bar und Diskothek, die nicht nur Schwule und Lesben anzog, die Katharinenstraße verlassen. Kurz danach wurde sie als Lounge in der Sternwartenstraße wiedereröffnet. Doch nun ist auch dort Schluss – möglicherweise für immer

Die Blaue Trude muss schließen. Das hörte man schon einmal im Jahr 2005. Damals musste die kultige Bar und Diskothek, die nicht nur Schwule und Lesben anzog, die Katharinenstraße verlassen. Kurz danach wurde sie als Lounge in der Sternwartenstraße wiedereröffnet. Doch nun ist auch dort Schluss – möglicherweise für immer.

Ein bisschen Pech hat Andreas Grummt schon. Seit 1998 leitete er selbständig die schrill-schräge Blaue Trude in der Innenstadt, die vor allem für ihre wöchentliche Disco im Keller bekannt war. Doch dann musste der Keller 2005 wegen baulicher Mängel geschlossen werden. Allein als Barbetrieb war die Miete jedoch zu teuer. Deshalb zog Grummt 2006 in die Sternwartenstraße, wo er die Trude als Lounge weiterführte. Schon kurz nach dem Einzug sprach der Vermieter jedoch die Kündigung aus, die aber aufgrund von darin enthaltenen Formfehlern um drei Jahre hinausgezögert werden konnte. Bis heute. Am 31. Juli wird die Trude geschlossen.

»Ich habe keine Lust mehr auf den Mietstreit. Wenn ich arbeite, brauche ich eine gute Stimmung«, sagt Grummt. Für einen weiteren Umzug ist kein Geld mehr da. Dabei war die Blaue Trude sogar als Lounge rentabel.

Blaue-Trude-Betreiber Andreas Grummt
Rückblickend scheint es wie ein Abschied auf Raten. Mit der Schließung der alten Trude hatte Leipzig eine Partykultstätte verloren. Mit der Schließung der jetzigen Trude wird klar: Schon damals wurde das Ende einer Ära eingeläutet. »In zwei, drei Jahren wird es in Leipzig keine schwulen Cafés mehr geben«, prophezeit Andreas Grummt. »Die Konkurrenz durchs Internet ist einfach zu stark. Man verabredet sich auf den »Blauen Seiten« und trifft sich nur noch privat«. Dabei war die Blaue Trude keineswegs nur ein Ort für Verabredungen, sondern sozialer Treffpunkt wie jede andere Kneipe auch. Es herrschen Umbruchzeiten in der schwul-lesbischen Disco- und Kneipenszene.

Und was wird aus dem Urgestein Andreas Grummt, der sich schon seit 1974 in Travestieshows als Maria Catastropha präsentiert und damit in der ganzen DDR bekannt war? »Als Selbstständiger werde ich jedenfalls keinen neuen Laden mehr führen. Über alles andere kann ich noch nichts verraten«, sagt Grummt. Am Freitag heißt es, schrill-schräg mit ihm Abschied zu nehmen – und zu hoffen, dass er wiederkommt.


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