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Kinder & Familie

Kein Gut oder Schlecht – Hauptsache Spaß

Ein Comiczeichenprojekt der GfZK mit besonderem Blick auf die Stadt

  Kein Gut oder Schlecht – Hauptsache Spaß | Ein Comiczeichenprojekt der GfZK mit besonderem Blick auf die Stadt

Ende Juni: Die Schüler der Rahn-Fachoberschule und der Lindenhofschule, einer Schule für geistig Behinderte, treffen sich zu ihrem letzten Projekttag. Die Zeichnungen sind fertig und die Strips für die Ausstellung sowie für die Publikation sind ausgewählt. Alles ist am Laufen.

An diesem Tag werden die allerletzten Vorbereitungen getroffen. Ein Werbe-Plakat wird noch entworfen. Dazu arbeiten die Jugendlichen in drei Gruppen, sitzen um einen großen Tisch, in der Mitte liegt ein Stapel Kopien selbst gezeichneter Comics, Stifte, Tesafilm, Kleber und eine Schere – es wird collagiert.

Die Themen sind vielfältig, mit denen sich die Schüler in den letzten Monaten auseinandergesetzt haben: Liebesgeschichten, Leipzig, Zukunftsvisionen, Utopien, Fußball, Familie und Aufräumen als Alltagsthema. Und jetzt soll daraus ein Plakat gemacht werden. Das ist gar nicht so einfach, doch die Ideen sprudeln nach einer Weile nur so aus den Schülern hervor.

Wie entwickelt man einen Superhelden? Wie entsteht der Charakter einer Comicfigur? Wie funktioniert ein Manga? Diese Fragen und viele mehr stellten sich die Schüler zu Beginn des schulartenübergreifenden Projekts »Comic meets L.E. – Visionen jugendlicher SchülerInnen in Leipzig«. Ein ganzes Schuljahr lang widmeten sie sich dem Entstehen und Zeichnen von Comic-Strips. Das Ergebnis ihrer Arbeit wird ab 28. August in der Galerie für Zeitgenössische Kunst zu sehen sein. Einige Antworten auf ihre Fragen fanden die Jugendlichen direkt im Stadtraum Leipzig. Ihre Suche führte sie dabei zunächst in die verschiedenen Stadtteile. Anger-Crottendorf empfanden sie dabei als den »einsamsten Fleck, zu dem uns das Projekt führte, und Connewitz als die ausgesprochen coolste Gegend«, wie in einer selbst verfassten Pressemitteilung der Teilnehmer an die Medien zu lesen ist.

Präsentation der Plakate für die Ausstellung »Comic meets L.E. – Visionen jugendlicher Schülerinnen in Leipzig«
Ein Ziel des Projektes ist es, den Schülern die verschiedenen Prozesse beim Entstehens eines Comics nahezubringen und sie diese selbst realisieren zu lassen. »Während der Arbeitsprozesse werden gestalterische und erzählerische Kompetenzen, Wissens- sowie die Sozialkompetenz gefördert und weiterentwickelt«, erläutern die Projektleiterinnen Franziska Adler und Kristin Meyer. Dazu gehört auch »die Vermittlung von Analysefähigkeiten und die Kommunikation über eigene und fremde Arbeiten sowie das Zusammenarbeiten in der Gruppe«. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt außerdem darin, den Austausch von Schülern unterschiedlicher Schulformen über das Medium Comic und das eigene praktische Arbeiten zu fördern.

Aus den in den Stadtteilen gesammelten Eindrücken entstanden im weiteren Verlauf in verschiedenen Workshops die unterschiedlichsten Comic-Strips. Die 18-jährige Theresa war zunächst skeptisch, weil sie vorher noch nie Comics gezeichnet hatte, doch »wir sind dann Schritt für Schritt an die Materie herangeführt worden, haben gelernt, wie man einen Charakter und Superhelden entwirft, wie man so eine Geschichte durchorganisiert und dass man sich ein Storyboard macht«. Unterstützt wurden die Kursteilnehmer in diesem Arbeitsprozess von Comiczeichner Ralph Niese und von der Illustratorin Franziska Junge. Rahn-Schülerin Franziska fand dabei gut, »dass ich immer meine eigenen Ideen einbringen konnte, dass mir nicht vorgeschrieben wurde, eine bestimmte Geschichte zu machen«.

Präsentation der Plakate für die Ausstellung »Comic meets L.E. – Visionen jugendlicher Schülerinnen in Leipzig«
Die Gruppen sind nun mit ihren Plakatentwürfen fertig und stellen sie in der großen Runde vor. »Wir haben ein Super-Plakat gemacht«, bemerkt Anna, eine Teilnehmerin der Rahn-Schule, gleich beim Einstieg in ihre Präsentation. Das erkennen auch die anderen. Sie stimmen am Ende mehrheitlich für das Plakat dieser Gruppe. Die Collage ist aus verschiedenen Zeichnungen der Schüler zusammengesetzt, die um eine Kugel – die Welt – drapiert sind. Alles ist in Schwarz-Weiß gehalten. In dieser Kugel finden sich die Eckdaten für die Ausstellungseröffnung wieder. Das Plakat steht auch für den Ernst der Jugendlichen bei der Projektarbeit und für die Freude, die sie dabei empfanden. Genau das unterstreicht die Erkenntnis von Lindenhofschülerin Sarah: »Ich habe gelernt, dass es nicht darauf ankommt, ob man gut oder schlecht malt, die Hauptsache ist, man hat Spaß dabei.«.


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