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Kultur

Gut aufgelegt!

Die Musik-Rubrik

  Gut aufgelegt! | Die Musik-Rubrik

Jede Woche stellt die kreuzer-Musikredaktion neue Musik vor – zum Hören, Tanzen, Schwelgen, Spazieren, Joggen, Arbeiten und mehr. In dieser Woche mit The Notwist, The Hi-Life Companion und Maxwell.

Jede Woche stellt die kreuzer-Musikredaktion neue Musik vor – zum Hören, Tanzen, Schwelgen, Spazieren, Joggen, Arbeiten und mehr. In dieser Woche mit The Notwist, The Hi-Life Companion und Maxwell.


The Notwist – »Sturm« (Alien Transistor)
The Notwist – »Sturm«

Wer ein reguläres Album der bayrischen Band The Notwist erwartet, dürfte beim gleichnamigen Soundtrack zum Film »Sturm« wahrscheinlich enttäuscht sein. Wer allerdings die »Lichter«-EP, die vor sechs Jahren ebenfalls zu einem Film von Hans-Christian Schmid (»23«, »Crazy«, »Requiem«) erschien, mochte, wird diese Platte ebenso zu schätzen wissen. Die rein instrumentalen Stücke schaffen eine epische Stimmung, die losgelöst vom Film auch ganz andere Assoziationsketten aufwerfen kann. Richtige Höhepunkte im Sinne einer Popplatte gibt es hier nicht, vielmehr werden die Arrangements aus Glockenspiel, Xylophon und Elektronik immer wieder neu variiert dargeboten. Die Steigerungen sind – ganz im Gegensatz zum Titel – stets zart gesetzt, wobei Schwere und Leichtigkeit, Angst und Hoffnung ganz nah beisammen liegen. Eine Radtour oder ein Waldlauf mit »Sturm« auf dem Kopfhörer kann so zu einer ganz eigenwilligen Erfahrung werden. Das Album ist ganz sicher ein Highlight für Sammler, denn es erscheint auf dem bandeigenen Label »Alien Transistor« als streng limitiertes 12“-Vinyl mit 24-seitiger Fotobeilage. Eine CD liegt ebenso bei. Michael Wallies


The Hi-Life Companion – »Say Yes!«

»Wer braucht Gitarrenpop?«, könnte gefragt oder auch zwischen vor Wut und Enervierung bebenden Lippen hervorgepresst werden: »Wer braucht etwas, das so klingt wie Gitarrenpop aus Großbritannien seit Ende der 80er eben klingt?«. Kann gefragt werden, darf gefragt werden, soll gefragt werden. Aber bitte nicht jetzt. Für den Augenblick muss reine Ästhetik der Originalität vorgezogen werden. Außerdem dürfen Künstler im poststrukturalistischen Wahnsinn ja bricolieren, basteln, pfuschen und wiedererfinden bis zum Abwinken. The Hi-Life Companion aus Bristol machen genau das, sie machen es sogar ganz hervorragend. Das Album beginnt verhalten und geradezu schüchtern. Doch spätestens beim Zwei-Minuten-Glanzstück »You’re the greatest« ist es mit der eleganten Zurückhaltung vorbei. Ab dann hält »Say Yes!« Melodien bereit, die sich nicht entscheiden wollen, ob sie von Belle and Sebastian oder den Dandy Warhols entlehnt wurden. Glöckchengebimmel, Hand-Claps, verspielte Gitarren, dezente Streicher, 80er-Retro-Sounds, Junge-Mädchen-Wechselgesänge, Herzschmerz-Instrumentals und Wolkenloser-Blauer-Himmel-Popsongs. »Hach, ist das alles schön!«, darf ausgerufen werden. Und wenn auch noch die Bläser genau an der Stelle einsetzen, an der wir sie vermutet haben, dann ist wirklich alles großartig. Obwohl wir das alles doch schon so oft gehört haben. Sindyan Qasem


Maxwell – »BLACKsummer’s night«

Mit dem Konzeptalbum »Maxwell’s Urban Hang Suite« hat sich der New Yorker bereits in den 90er Jahren unsterblich gemacht und dort angesetzt, wo Marvin Gaye aufhören musste. Nach der letzten LP (»Now«, 2001) fiel der Ausnahmekünstler in ein acht Jahre tiefes Funkloch; eine unglaublich lang anhaltende Stille. Der Opener »Bad habits« steht beispielhaft für die Deepness des »alten« Maxwell, als der Countertenor noch Afro trug. »Cold« ist heiß; jazzy ’n’ funky – als würde er mit Prince jammen und Curtis Mayfield im Background haben. An Prince erinnert Maxwell mehrfach auf dem wohltemperierten Album: Die Single »Pretty wings«, in der er seine letzte Beziehung thematisiert, hätte die Kraft, durchzuschlagen wie einst »Purple rain«. Auch »Stop the world« trägt den Prince’schen Witz in sich, ist ein Soundtrack zum Sex und erneuert Maxwell Riveras Ruf, mit seiner Musik ein unsichtbarer Dritter in den Schlafzimmern zu sein. Wie ein Erleuchteter agiert er in »Fistful of tears«; schaukelt hin und her zwischen Bariton und Falsett. Obwohl Maxwell keine Hits schreibt, liefert er Hit auf Hit für den Soul-Gourmet. Eingängig ist das 37 Minuten kurze Album jedoch nicht: Die neun Stücke müssen Song für Song erobert werden. Aber spätestens beim dritten Durchhören lässt sich die Komplexität der Werke durchdringen. Maxwell verspricht noch viel mehr: »BLACK« soll Auftakt einer Trilogie sein, der »SUMMERS« und »NIGHT« folgen würden. Der erste Teil dieser Soul-Trias hat mit ziemlicher Sicherheit längere Zeit Bestand. Bleibt die Hoffnung, dass der Funkkontakt zu diesem Crooner aus einer besseren Welt nicht wieder so lange abreißt. Torsten Williamson-Fuchs


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