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Kultur

Postkarten statt Lichtfest

Zweite Etappe beim Langzeitfestival »Deutsche Geschichten« im LOFFT, in der Skala und in der Schaubühne

  Postkarten statt Lichtfest | Zweite Etappe beim Langzeitfestival »Deutsche Geschichten« im LOFFT, in der Skala und in der Schaubühne

Die Deutschen, ihr(e) Staat(en) und ihre Geschichte, das sind Themen, die gerade 20 Jahre nach dem Mauerfall wieder brennend interessieren. Theater kann in einer Zeit, da alle schon mit den Kerzen fürs Lichtfest in den Startlöchern stehen, kreativ mit dem Jubiläum umgehen. Und was dieses Deutschland und seine Geschichte überhaupt sind, untersucht »Deutsche Geschichten«.

Die Deutschen, ihr(e) Staat(en) und ihre Geschichte, das sind Themen, die gerade 20 Jahre nach dem Mauerfall wieder brennend interessieren. Theater kann in einer Zeit, da alle schon mit den Kerzen fürs Lichtfest in den Startlöchern stehen, kreativ mit dem Jubiläum umgehen. Und was dieses Deutschland und seine Geschichte überhaupt sind, untersucht »Deutsche Geschichten«.

Das bis zum Februar 2010 laufende Langzeit-Theaterfestival wird vom LOFFT zusammen mit dem Centraltheater, der Schaubühne Lindenfels, dem Forum Freies Theater und dem Schauspiel Düsseldorf realisiert. Dabei setzt das LOFFT aufs Mitmachen. Seit September können auf Postkarten Grüße, Fragen und Statements zur BRD eingesandt werden. Aus den gesammelten Werken soll eine Ausstellung, ein Buch oder ein Theaterabend entstehen. »Wir haben keine Ahnung, was da auf uns zukommt«, bekennt Martin Heering, Geschäftsführer des LOFFT. »Am schönsten wäre es, wenn die Leute uns Karten aus dem Urlaub schreiben. Aus dem Erzgebirge, von der Ostsee – mit ganz klassischen Motiven, aber interessanten Aussagen.«

Programmatisch spielt auch bei diesem Festival die jüngste deutsche Geschichte eine große Rolle. »Wir hätten gerne mehr Projekte zu allen Zeitformen der BRD und DDR gehabt, aber die meisten Gruppen konzentrieren sich schon auf diese Wende- und DDR-Geschichten«, begründet Heering den Fokus des Programms auf das Mauerfall-Jubiläum. Zudem sei es immer noch schwierig, einen typischen West-Blick zu bekommen. Nur ein paar wenige, so wie die Performancegruppe Futur3, die den Abend »Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern« aus Parlamentsreden komponiert hat und im November im LOFFT zu sehen sein wird, trauen sich, auch den Westen zu thematisieren.

An der Ost-Geschichte arbeiten sich derweil viele ab. Die freien Gruppen, die das Festival bestreiten, konzentrieren sich vor allem auf winzige Momente, in denen LOFFT aber das Große finden lässt. So wurden im September beim Festivalauftakt »Kommunistenfresser oder das Leben des einen« alte Stasi-Protokolle mit Fundstücken aus Blogs und Texten der zeitgenössischen KPD verschnitten. Im Oktober fragt die Performancegruppe andcompany&Co mit »Little Red (Play): ›Herstory‹« in der Skala, welche Leere nach dem Verlust der kommunistischen Utopie bei ihren einstigen Verfechtern zurückbleibt. Die Figuren aus »Die Räuber« lässt das fringe ensemble in der Schaubühne Lindenfels auf einer Reise von West nach Ost auferstehen und nach einem freien Leben im Heute fahnden.

Besonders stolz sind die Organisatoren des Festivals auf die gute Zusammenarbeit zwischen freier Szene und Stadttheater. So ist es gelungen, sowohl in Leipzig als auch in Dresden, wo das Festival kompakt Ende Oktober läuft, die subventionierten Platzhirsche mit den freien Häusern zu verbinden. Da wächst dann zusammen, was zusammengehört. Blühende Landschaften auf dem Theater, sozusagen.


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