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Kultur

»Wir wollen nicht alles machen«

Wie René Reinhardt Theater und Kino zusammenbringen möchte

  »Wir wollen nicht alles machen« | Wie René Reinhardt Theater und Kino zusammenbringen möchte

René Reinhardt, künstlerischer Leiter der Schaubühne Lindenfels, erntete aufgrund der Kündigung des Programmkinos einige Kritik. Der kreuzer sprach nun mit ihm über das neue Theaterkonzept der Schaubühne, transdisziplinäre Ansätze und ein neues Selbstbewusstsein.

René Reinhardt, künstlerischer Leiter der Schaubühne Lindenfels, erntete aufgrund der Kündigung des Programmkinos einige Kritik. Der kreuzer sprach nun mit ihm über das neue Theaterkonzept der Schaubühne, transdisziplinäre Ansätze und ein neues Selbstbewusstsein.

kreuzer: Die Schaubühne wird sich verstärkt wieder auf das Theater konzentrieren. Was ist geplant?

RENÉ REINHARDT: Die Beschreibung ist nicht ganz stimmig. Es geht nicht darum, die Sparte Theater zu stärken oder als die einzig wichtige im Hause zu zeigen. Wir wollen vielmehr mit den Möglichkeiten arbeiten, die die eingeladenen Künstler einbringen, nämlich aktiv vor Ort zu produzieren und immer wieder Impulse für das Haus zu geben. Im Prinzip geht es darum, einen interdisziplinären Angriff zu starten. Das heißt, die Möglichkeiten, die dieses Haus bietet, nicht nur von Seiten des Theaters, sondern auch von Seiten der bildenden Kunst und des Films zu stärken. Wir wollen Künstler aus diesen Bereichen miteinander in Kontakt bringen. Performance, Ausstellung, Film oder Video, das ist ja heute gar nicht mehr eindeutig voneinander getrennt. Um diese Schnittmengen geht es. Um den Spaß an der Verknüpfung, sowohl für die Künstler als auch für das Haus und das Publikum. Dieses Haus hat als historisches Ballhaus, langjähriges Kino und Theater die Chance, dass es nicht spezifisch für eine Kunstrichtung steht. Diese wollen wir ergreifen.

kreuzer: Performance, Theater, Kunst, das ist ja ein weites Feld ...

REINHARDT: Wir wollen nicht alles machen, sondern das Besondere und die Möglichkeiten, die diese Räume der Schaubühne in ihrer transdisziplinären Konzeption eigentlich schon immer gezeigt haben. Dabei sollen das Theater- und das Filmprogramm näher zusammenkommen, als es in den letzten Jahren der Fall war.

kreuzer: Wie sieht das konkret im Spielplan aus?

REINHARDT: Das kann ganz konzeptionell sein, also hochprogrammatisch mit kuratorischer Kraft. Das kann aber auch ganz spielerisch und beiläufig sein. Im September hatten wir parallel ein Stück von Wolfgang Krause Zwieback über Wasser und zugleich die Filmpremiere von »The Last Giants«, einem Film über Wale. Im Oktober wird »Die Räuber« vom Fringe Ensemble aus Bonn Premiere haben. Dieses Theater-Film-Projekt wird sowohl mit Mitteln des Theaters als auch mit einem dokumentarisch-filmischen Ansatz bearbeitet. Die Theateraufführung ist dabei ein Teil, in dem aber auch Filmelemente vorkommen. Im parallelen Film wird die Recherche-Reise der Schauspieler im Zentrum stehen. So ein Projekt gehört dann genau hierher.

kreuzer: Dabei kooperieren Sie dann auch mit anderen Häusern.

REINHARDT: Dieses Stück ist in das Festival »Deutsche Geschichten« eingeladen worden, wo wir mit Lofft und Skala zusammenarbeiten. Es geht nicht darum, Abgrenzungen zu ziehen, sondern zu fragen, was sind die Besonderheiten eines Hauses. Und wenn man das findet, kann man großartig zusammenarbeiten – wie eben jetzt. Das geht besser, wenn man auch ein bisschen Selbstbewusstsein hat. Ich muss wissen, was ich will, dann kann ich auch offen mit anderen umgehen. Das haben die drei Häuser geschafft.

kreuzer: Sie arbeiten mit der Performerin Diana Wesser zusammen, mit Wolfgang Krause Zwieback und auch den Machern von »mund & knie«. Geht es also auch speziell um Leipziger Künstler?

REINHARDT: Diese Abgrenzungen, also hier ist der Leipziger Künstler und da ist der von außen, das ist patriotisches Gedankengut, das wir jetzt nicht unbedingt teilen. Das ist eher muffig. Aber natürlich geht es darum, sich vor Ort zu verankern und hier die Potenziale freizulegen. Und wenn es hier Ansätze gibt, dann soll man ja froh sein darüber und sehen, dass sich da was tut. Zugleich müssen wir den Austausch schaffen und auch neue Leute und Arbeitsweisen heranholen. Wir werden etwas mit dem Fringe Ensemble probieren, was hoffentlich ein bisschen jenseits üblicher Produktionszwänge funktioniert.


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