anzeige
anzeige
Kultur

Ironischer Anima-Revoluzzer

DOK Leipzig: Eine kleine Retrospektive widmet sich dem großen russischen Animationsfilmer Andrei Chrschanowski

  Ironischer Anima-Revoluzzer | DOK Leipzig: Eine kleine Retrospektive widmet sich dem großen russischen Animationsfilmer Andrei Chrschanowski

In diesem Jahr bietet DOK Leipzig die Gelegenheit, einen der revolutionären Figuren der russischen Animationsszene persönlich kennenzulernen. Andrei Chrschanowski hat mit seinen Animationsfilmen – obwohl in Deutschland relativ unbekannt – weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt.

In diesem Jahr bietet DOK Leipzig die Gelegenheit, einen der revolutionären Figuren der russischen Animationsszene persönlich kennenzulernen. Andrei Chrschanowski hat mit seinen Animationsfilmen – obwohl in Deutschland relativ unbekannt – weltweit für Aufmerksamkeit gesorgt. Das liegt vor allem an seinen unbequemen Themen und seiner individuellen Bildsprache – einer ironischen Mischung aus visuellen Metaphern und dokumentarischen Materialien.

Sein erster Film, »There lived Kozyavin« (1966), zeigt die Obrigkeitshörigkeit eines Büroangestellten, der strikt die Anweisungen seines Chefs befolgt und sich so in eine von ihm vorgegebene Richtung entwickelt, bis er am Ende – ohne Resultat – wieder an seinem Arbeitsplatz landet. Bereits hier war die subtile Kritik an den bestehenden Verhältnissen in der Sowjetunion zu spüren. Sein zweiter Film, »The Glass Harmonica« (1968), wurde als einziger sowjetischer Animationsfilm sofort von der Regierung verboten und konnte erst über 20 Jahre später zur Zeit der Perestroika aufgeführt werden.

Der Film erzählt davon, wie Musik die Menschen von ihren Zwängen befreien kann. Deutlich lässt Chrschanowski die Realität des sowjetischen Alltags in den Bildern durchscheinen und kritisiert die politische Einschränkung der künstlerischen Freiheiten.

Als Strafe musste Chrschanowski zur Armee, durfte danach aber weiterhin aktiv Filme machen. Seine kritische Einstellung behielt er trotzdem. »Amoire« (1971) zum Beispiel ist eine kleine Parabel auf das steigende Sicherheitsbedürfnis in der modernen Welt. Ein Mann kauft sich einen großen Schrank und räumt diesen nach und nach ein, bis er selbst darin einzieht.

Animationsfilmer Andrei Chrschanowski
In seinen späteren Filmen nutzt Chrschanowski vor allem Vorlagen aus der Literatur und Kunst. So basiert »The Lion with the Gray Beard« (1995) auf einem Märchen von Tonino Guerra. »A Long Journey« (1997) nutzt Bilder von Federico Fellini. Und »A Cat and a Half« (2002) knüpft als Fantasiefilm über den Dichter und Nobelpreisträger Iossif Brodski an dessen Essay »Anderthalb Zimmer« an, worin er auf seine Kindheit in Leningrad zurückblickt.

In den 70er Jahren zog Brodski in die USA. Chrschanowksi lässt ihn eine imaginäre Schiffsreise unternehmen. Der Dichter kommt im heutigen St. Petersburg an, wo sich Vergangenheit und Gegenwart fantastisch miteinander verflechten – auch durch die Mischung aus Animation, Dokumentar- und Spielfilm, Fotokunst und Zeichnungen des Dichters.


Kommentieren


0 Kommentar(e)