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Kultur

Wenn die Tradition Zukunft verspricht

Die Initiative »Kulturpaten« wird ein Jahr alt. Eine Idee, die Schule machen könnte

  Wenn die Tradition Zukunft verspricht | Die Initiative »Kulturpaten« wird ein Jahr alt. Eine Idee, die Schule machen könnte

»Wir sind unglaublich dankbar!« Wenn man solche Worte von einem freien Kulturmacher hört, kann nur eine größere Summe Geld dahinter stecken. Oder eine handfeste Hilfsleistung, die Sandra Brose, die Pressesprecherin des Westflügels, zu einer solchen Aussage bewegt. Im Rahmen der Initiative »Kulturpaten« wurde dem Westflügel ein Steuerberater vermittelt, der die Steuern des Theaterhauses betreut.

»Wir sind unglaublich dankbar!« Wenn man solche Worte von einem freien Kulturmacher hört, kann nur eine größere Summe Geld dahinter stecken. Oder eine handfeste Hilfsleistung, die Sandra Brose, die Pressesprecherin des Westflügels, zu einer solchen Aussage bewegt. Im Rahmen der Initiative »Kulturpaten« wurde dem Westflügel ein Steuerberater vermittelt, der die Steuern des Theaterhauses betreut.

Zuvor waren schon zwei Steuerbüros an der diffizilen steuerlichen Situation des Westflügels gescheitert. Marcus Ferchland aber kennt sich mit internationalen Steuern, um die es beim Westflügel wegen der vielen Gastkünstler oft geht, bestens aus. »Er hält uns den Rücken frei«, so Sandra Brose. Und alles ohne Gegenleistung.

Die Kulturpaten sind ein junges Leipziger Projekt. Gegründet nach Kölner Vorbild, vermittelten sie innerhalb eines Jahres 25 Patenschaften, Tendenz steigend. Das Prinzip ist einfach: Dienstleister stellen den Kultureinrichtungen Know How, praktische Mithilfe oder Sachleistungen zur Verfügung. Vom Veranstaltungstechniker bis zum IT-Fachmann sind vor allem Gebiete vertreten, in die Kulturmacher sich erst mühsam einarbeiten müssten. Dahinter steckt auch die Idee »Hilfe zur Selbsthilfe«, die Institutionen sollen im Bestfall die Leistungen irgendwann selbst übernehmen. Manchmal bleibt es aber einfach bei der unentgeltlichen Hilfestellung.

Private Förderung hat in Leipzig eigentlich eine lange Tradition: Durch den starken Handel war das Selbstverständnis der Messemetropole vor allem im 18. und 19. Jahrhundert ausgesprochen bürgerlich, wie die Kulturwissenschaftlerin Anja Godehard in ihrer Diplomarbeit belegt. In der DDR brach dieses System weitestgehend zusammen, so ist Mäzenatentum im Gegensatz zu den alten Bundesländern im Osten noch immer recht unüblich. In Leipzig ist jedoch ein Wandel festzustellen, beschreibt Godehard. Seit einigen Jahren wird »an die Tradition wieder angeknüpft«, der private Förderungswille steigt.

Es ist eine Idee, die Schule machen könnte, vor allem in Zeiten schwindender Haushalte – bevor der Geldhahn abgedreht wird, ist es natürlich clever, wenn nach anderen Unterstützern als dem öffentlichen Topf gesucht wird. Die Kulturpaten werben daher Unternehmen an, die nicht immer großen Geldbeträge locker machen, aber durchaus ihre Kompetenz zur Verfügung stellen können. Wie Marcus Ferchland, der fest davon überzeugt ist, dass der Westflügel eines Tages seinen Jahressteuerbericht selbst machen kann.


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