anzeige
anzeige
Kultur

»Das derzeitige Finanzvolumen ist für die nachhaltige Arbeit nicht ausreichend«

Verwaltungsdirektor Dr. Volker Ballweg im Interview zu den geplanten Streichungen im Centraltheater

  »Das derzeitige Finanzvolumen ist für die nachhaltige Arbeit nicht ausreichend« | Verwaltungsdirektor Dr. Volker Ballweg im Interview zu den geplanten Streichungen im Centraltheater

Kein Kruse, kein Nitsch, kein Licht: Centraltheater und Skala müssen in dieser Spielzeit geplante Produktionen streichen bzw. in die nächste verschieben. Im Gespräch mit kreuzer online erklärt Verwaltungsdirektor Dr. Volker Ballweg, warum dies ein notwendiger Schritt war.

Kein Kruse, kein Nitsch, kein Licht: Centraltheater und Skala müssen in dieser Spielzeit geplante Produktionen streichen bzw. in die nächste verschieben. Im Gespräch mit kreuzer online erklärt Verwaltungsdirektor Dr. Volker Ballweg, warum dies ein notwendiger Schritt war.

kreuzer: Kürzlich gaben Sie bekannt, dass es in der zweiten Hälfte des Spielplans zu massiven Änderungen kommen wird. So wird das Publikum auf die Inszenierungen bzw. Spektakel von Jürgen Kruse, Hermann Nitsch und Peter Licht verzichten müssen. Auch das Rechercheprojekt »Leipziger Meuten«, das sich mit gleichnamigen nonkonformen Jugendgruppen im „Dritten Reich“ befasst, wird verschoben. Als Grund geben Sie die »engen finanziellen Rahmenbedingungen« an. Was genau hat den Rahmen gesprengt bzw. welche Faktoren führten zur potenziellen Überlastung des Budgets?

VOLKER BALLWEG: Im Zuge der Wirtschaftsplanung für die Spielzeit 2008/09 wurde deutlich, dass die damalige finanzielle Ausstattung in Höhe von 13,5 Mio. Euro für die kommenden Jahre nicht dem tatsächlichen Bedarf entspricht. Die Theaterleitung hat daraufhin einen Mehrbedarf von ca. 1,2 Mio. Euro gegenüber den festgeschriebenen Werten geltend gemacht. In den nachfolgenden Gesprächen mit der Verwaltung wurde dieser Betrag sukzessive auf die jetzt noch verbliebenen 483.000 Euro abgesenkt.

kreuzer: Sie haben diesen Mehrbetrag von 483.000 Euro für die jetzige Spielzeit beantragt. Darüber wird der Stadtrat erst im Februar entscheiden, der Betriebsausschuss Kulturstätten empfahl eine Ablehnung. Hat das noch einen Einfluss auf die Verschiebungen, die jetzige Spielzeit?

BALLWEG: Dass der Betriebsausschuss Kultur die Ablehnung unseres Wirtschaftsplans empfohlen hat, bedauern wir. Endgültig entschieden wird die Angelegenheit aber erst Ende Februar im Stadtrat. Bis dahin werden wir versuchen, die Stadträte mit guten Argumenten von der Notwendigkeit der Zuschusserhöhung zu überzeugen. Wir sind sehr zuversichtlich, dass uns dies noch gelingen wird.

kreuzer: Können Sie die verschobenen Produktionen in der nächsten Spielzeit stemmen? Ist es schon abschätzbar, ob dann die Etaterhöhung stattfindet?

BALLWEG: Wir arbeiten derzeit an einer Vorlage für die Etatausstattung der nächsten Spielzeit. Ein Einfrieren der Zuschüsse auf dem derzeitigen Niveau würde sich auf unsere künstlerischen Möglichkeiten und damit auf das Angebot für unser Publikum auswirken. Die avisierte Zuschusshöhe von ca. 14 Mio. Euro liegt immer noch deutlich unter jenem vergleichbarer Häuser. So erhalten beispielsweise das Dresdner Staatsschauspiel ca. 15 Mio. Euro und das Schauspielhaus Bochum ca. 17 Mio. Euro an Zuschüssen.

kreuzer: Das Wegbrechen von vier Inszenierungen ist kein kleiner Einschnitt in den Spielplan. Sie haben bereits Ersatz gefunden. Sind das »preiswertere« Produktionen, Kammerspiele, und wie rasch müssen sie realisiert werden?

BALLWEG: Die Streichung bzw. Veränderungen beziehen sich auf zwei große Produktionen im Centraltheater, auf wenigstens eine Produktion in der Skala sowie auf das Rechercheprojekt »Leipziger Meuten«. Von »Ersatz« zu reden, wäre irreführend. Fakt ist, dass das derzeitige Finanzvolumen für die nachhaltige Arbeit eines regelmäßigen Repertoirebetriebs nicht ausreichend ist. Das Repertoire ist der Multiplikator, seine Nachhaltigkeit von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, das Publikum nicht allein für unser Angebot zu interessieren, sondern es langfristig an uns zu binden.

Interview: Tobias Prüwer


Kommentieren


0 Kommentar(e)