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Kultur

Colaflaschen und Klopapier

Zwei Leipziger machen aus trashigen Konsumgütern Kunst

  Colaflaschen und Klopapier | Zwei Leipziger machen aus trashigen Konsumgütern Kunst

Besuchen Sie mein WC« – mit diesem unmoralischen Angebot verzaubert ein moderner Kloreinigerhersteller auf seiner Webseite seine Besucher. Ein Flash-animiertes Ufospiel verspricht großartige Gewinne. Wer einen fliegenden Toilettenduftstein ordentlich auf Klopapierrollen landen lässt, dem winken Bademäntel und Duftsteine und Bademäntel. Verlockend. Absurd. Das finden auch Erik Weiser und Moritz Frei, zwei Leipziger Künstler, die derartige gewinnbringende Landeversuche künftig öfters angehen werden.

Besuchen Sie mein WC« – mit diesem unmoralischen Angebot verzaubert ein moderner Kloreinigerhersteller auf seiner Webseite seine Besucher. Ein Flash-animiertes Ufospiel verspricht großartige Gewinne. Wer einen fliegenden Toilettenduftstein ordentlich auf Klopapierrollen landen lässt, dem winken Bademäntel und Duftsteine und Bademäntel. Verlockend. Absurd. Das finden auch Erik Weiser und Moritz Frei, zwei Leipziger Künstler, die derartige gewinnbringende Landeversuche künftig öfters angehen werden.

Denn ihr Ziel ist nicht der Weg, sondern der Preis. Und davon am besten so viele wie möglich. An 500 Gewinnspielen im Internet nahmen sie allein im Januar teil, und das ist erst der Anfang. Künftig versuchen sie auch in den Printmedien und im Fernsehen ihr Glück. Alle Gewinne werden am Ende zu Kunst und in einer Galerie präsentiert. Eine geschenkte Ausstellung. Eine Ausstellung der Geschenke.

Die Kunst des Konsums oder der Geist des Kapitals – so oder so ähnlich könnte der Titel des Projekts lauten. Doch diese riesige werbewirtschaftliche Materialschlacht zu entblößen, für die Millionen über die Ladentische gehen, nur mit dem Ziel, potenzielle Käufer zu binden, war nicht die Ausgangsidee. Aus einer Laune heraus sei das Projekt entstanden. Auf ihrer Webseite dokumentieren die beiden, wo sie gerade mitspielen und was sie schon alles gewonnen haben: eine Kuscheldecke, Joggingutensilien, eine Designer-Cola-Flasche und bemaltes Frühstücksgeschirr.

Um nicht über kurz oder lang in ihren eigenen Gewinnen zu ersticken, brauchen sie ab April einen Extra-Raum. Für die Ausstattung des neuen Büros liebäugeln sie mit dem stylischen Kühlschrank mit integriertem iPod von Coca-Cola. Inbegriffen bei diesem Supergewinn wären schicke Colagirls, die regelmäßig das Kühlaggregat mit der braunen Brause auffüllen. Seitdem trinkt Erik fleißig das zuckerhaltige Koffeingetränk, denn in jedem Coladeckel ist ein Code für ein neues Spiel versteckt. »Ich bin schon auf Zero umgestiegen wegen der Kalorien«, sagt der 32-jährige Erik, der die grotesken Aktionen mit Ironie gut zu ertragen scheint. Er müsse aufpassen, nicht süchtig zu werden nach all dem virtuellen Popcornschießen, Skifahren, Geschirrspülen und Ufosteuern.

Neue Handys haben sich die beiden angeschafft. »Du hinterlässt deine Daten überall und wirst danach mit Werbung zugemüllt«, sagt Moritz. Auch das wollen sie thematisch in ihrer Ausstellung verarbeiten. Vielleicht werden dort auch Fotos der beiden in Honolulu auf einer Kreuzfahrt zu sehen sein oder mit gewonnenen Lippenstiften gemalte Bilder. Falls nicht, bleiben die Kühlschränke und Bügeleisen – moderne Popart, die erst durch Dinge real wird. Und die sich selbst spiegelt. Denn wer sich finanziell beteiligt, kann eines ihrer Kunstwerke gewinnen. Schade, dass man dafür nichts weiter tun muss. So ein digitaler Mäuse-Boxkampf für ein echtes Weiser-Bild, das wäre doch mal was gewesen.


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