anzeige
anzeige
Kultur

Rockender Diabolo

  Rockender Diabolo |

Der Künstler Søren Eiko Mielke, 30, ist ab April im Krystallpallast Varieté mit einer Nummer aus rasantem Diabolo-Spiel und Rock’n’Roll zu sehen. Im Interview mit kreuzer online spricht er über die Perfektion seines Diabolo-Spiels, seine neue Show und die Kraft des Boogie-Woogie – und gibt Jonglage-Tipps für Einsteiger.

Der Künstler Søren Eiko Mielke, 30, ist ab April im Krystallpallast Varieté mit einer Nummer aus rasantem Diabolo-Spiel und Rock’n’Roll zu sehen. Im Interview mit kreuzer online spricht er über die Perfektion seines Diabolo-Spiels, seine neue Show und die Kraft des Boogie-Woogie – und gibt Jonglage-Tipps für Einsteiger.

kreuzer online: Wie sind Sie zur Kleinkunst bzw. zum Varieté gekommen?

SØREN EIKO MIELKE: Ich stamme aus dem oberschwäbischen 3000-Seelen Örtchen Sigmaringendorf. Im dortigen Freilichttheater habe ich als kleiner Junge mitgespielt. In der Jahrmarktszene des Stücks »Pippi Langstrumpf« trat ein Jongleur auf, der mir das Diabolo-Spiel dann hinter den Kulissen beibrachte. Meinen ersten Auftritt im Varieté hatte ich als 16-Jähriger, als Preisträger eines Stuttgarter Artistennachwuchswettbewerbs. Die Gewinner aus zehn Jahren durften in einem Sonderprogramm des Stuttgarter Friedrichsbau-Varietés auftreten.

kreuzer online: Warum hat es Ihnen ausgerechnet das Diabolo angetan? Hat es mehr Möglichkeiten als andere Jonglageutensilien oder wo liegen seine Vorteile?

MIELKE: Also ehrlich gesagt, war mir die Bälle-Jonglage am Anfang einfach zu schwierig. Mit dem Diabolo hat man am Anfang schneller Erfolgserlebnisse – deshalb macht’s ja auch jeder Waldorfschüler, und so bin auch ich dabei geblieben. Später steht es dann anderen Requisiten in nichts nach. Es ist tatsächlich eher so, dass man mehr Möglichkeiten hat, Tricks zu zeigen, als bei der klassischen Wurf-Jonglage – allein schon dadurch, dass man zwei Handstöcke und eine Schnur ins Geschehen einbinden kann.

kreuzer online: Wie erreichten Sie die heutige Perfektion?

MIELKE: Wie bereits erwähnt, habe ich die ersten Tricks in dem Naturtheater gelernt. Von da an habe ich fleißig geübt, mir selbst Tricks ausgedacht und irgendwann kamen die ersten Trick-Bücher in den Handel. Später habe ich mich auf so genannten Jonglier-Conventions mit anderen Jongleuren ausgetauscht. Aber ich bin reiner Autodidakt, ich war auf keiner Zirkusschule etc. Gut wurde ich, weil ich von morgens bis abends geübt hatte. Das war mein Sport, ich konnte nie Fußball spielen und musste die Mädels irgendwie anders beeindrucken ...

kreuzer online: Sehen Sie das Diabolo-Spiel eher als harte Arbeit oder lustvolle Sache an?

MIELKE: Lustvolle Arbeit.

kreuzer online: Ist man mit dem Diabolo in geschlossenen Räumen nicht arg
beschränkt, z.B. ist die beliebte Hoch-Wurf-Nummer hier nicht möglich.
Daher verbindet z.B. das Duo Tr’espace – derzeit auch im Krystallpallast Varieté bei »Frackmente« zu sehen – das Diabolo-Spiel mit Tanz. Wie nutzen Sie die Vertikale?

»Es geht einfach um Rock and Roll, und zwar von vorne bis hinten!«: Søren Eiko Mielke
MIELKE: Ich habe schon auf Kreuzfahrtschiffen mit einer Deckenhöhe von zwei Metern gespielt, so gesehen sind die Bedingungen im Krystallpallast reiner Luxus. Das besondere an meiner Nummer ist, dass ich mich zu einem Rockstar verwandele, der dann statt mit der Gitarre, mit den Diabolos den Saal rockt. Die Verbindung von Jonglage und Musik ist bei mir sehr ausgeprägt. Es geht einfach um Rock and Roll, und zwar von vorne bis hinten!

kreuzer online: Als Ihr Alter Ego BoogieSEM werden Sie in der Show »Fliegende Hitze« als
Pilot im Praktikum zu sehen sein. Was erwartet das Publikum?

MIELKE: Eine schräg-schrille Show an Bord eines Flugzeugs mit Tante Lilli als Chefstewardess. Ich bin als Pilot im Praktikum sozusagen der Co-Moderator. Wir beide werden uns über Bordlautsprecher herrlich kabbeln, wieder lieb haben, zusammen einen Notausgangs-Rocksong performen, mit Erfrischungstüchern zaubern usw. Und natürlich zeige ich meine BoogieSEM-Diabolo-Nummer.

kreuzer online: Boogie-Woogie bildet dabei ein tragendes Element. Warum
haben Sie gerade diesen in die Jahre gekommenen Musikstil gewählt?

MIELKE: Weil er nicht in die Jahre kommt. Aber im Ernst, Boogie und Rock’n’Roll funktionieren in jeder Generation, weil es einfach gute, handgemachte Musik mit einer enormen Energie ist. Jenseits dessen ist der Dreh- und Angelpunkt meiner Nummer eine echte Jukebox, die mich im Laufe der Nummer als Pilot verschluckt und als Rocker wieder ausspuckt. Es wird eine ganze Geschichte erzählt, zu der die Musik bestens passt.

kreuzer online: Woran arbeiten Sie derzeit, welche Nummer wird es in Zukunft von Ihnen zu sehen sein?

MIELKE: Im Moment habe ich viel an unseren Moderationsnummern zusammen mit Tante Lilli gearbeiten, die für »Fliegende Hitze« entstanden sind. Jenseits dessen bin ich in anderen Shows mittlerweile viel als Moderator und Entertainer unterwegs. Und als Moderator versuche ich, alle meine künstlerischen Fähigkeiten einzubringen. Das ist dann ein Mix aus Comedy, Zauberei, E-Gitarre und eben – Diabolo.

kreuzer online: Welchen Tipp würden Sie alle jenen geben, die in das Diabolo-Spiel hineinschnuppern möchten? Einfach die Stöcke und den Diabolo nehmen und
herumprobieren?

MIELKE: Der Luxus der jungen Generation ist, dass alle Medien im Überfluss vorhanden sind. Es gibt zahllose Diabolo-Lernvideos auf Youtube, viele Bücher, DVDs etc. Aber einfach mal selbst probieren macht immer noch am meisten Spaß, wenn’s dann klappt. Pädagogisch gesehen: Erkennendes Lernen, und da sind wir wieder bei der Waldorfschule.


Kommentieren


0 Kommentar(e)