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Kultur

Geheime Performance am Strand von Iioka

Das japanische Künstlerpaar Mai Yamashita und Naoto Kobayashi versöhnt Mensch, Material und Geist. Beide sind derzeit zu Gast in der Baumwollspinnerei

  Geheime Performance am Strand von Iioka | Das japanische Künstlerpaar Mai Yamashita und Naoto Kobayashi versöhnt Mensch, Material und Geist. Beide sind derzeit zu Gast in der Baumwollspinnerei

Dass auch Löwen ihre Freude an abstrakten Tafelbildern haben können, war bislang unbekannt. Das japanische Künstlerpaar Mai Yamashita und Naoto Kobayashi hat eine Handvoll weißer Leinwände an Ketten in ein Löwengehege gehängt und das Kunstverhalten der Raubtiere gefilmt. Die Tiere geben sich neugierig und tätscheln die Leinwände mit ausgefahrenen Krallen. Schnell zeigt sich, wer Mister Alpha im Kunstkäfig ist: der mit der größten Mähne und dem stolzesten Gehabe vor der Leinwand. Eine wunderbare Performance mit tierischen Darstellern und eine Fabel dazu – Alpha-Großverdiener verhalten sich auf dem internationalen Kunstmarkt nicht viel anders.

Dass auch Löwen ihre Freude an abstrakten Tafelbildern haben können, war bislang unbekannt. Das japanische Künstlerpaar Mai Yamashita und Naoto Kobayashi hat eine Handvoll weißer Leinwände an Ketten in ein Löwengehege gehängt und das Kunstverhalten der Raubtiere gefilmt. Die Tiere geben sich neugierig und tätscheln die Leinwände mit ausgefahrenen Krallen. Schnell zeigt sich, wer Mister Alpha im Kunstkäfig ist: der mit der größten Mähne und dem stolzesten Gehabe vor der Leinwand. Eine wunderbare Performance mit tierischen Darstellern und eine Fabel dazu – Alpha-Großverdiener verhalten sich auf dem internationalen Kunstmarkt nicht viel anders.

Yamashita und Kobayashi sind derzeit als Residenten des Leipzig International Art Programme in der Baumwollspinnerei zu Gast. Seit 2004 leben sie an wechselnden Orten in Europa, und ihr künstlerisches Nomadentum hat eine eigene, universell verständliche künstlerische Sprache hervorgebracht. In ihr artikuliert das Künstlerpaar poetisch und mit einem feinen Sinn für Humor seine Ansichten über die letzten Dinge: Endlichkeit, Unendlichkeit, Glück.

Dass die Aufwand-Nutzen-Verhältnisse ihrer Arbeiten verheerend sind, gehört zum künstlerischen Programm. Meist geht es ihnen darum, möglichst viele Ressourcen zu binden, um kleine Dinge von hohem ideellem Wert zu gewinnen: Am Strand von Iioka, Japan, filterte das Paar mit einem Magneten Eisenspäne aus dem Sand. Einen ganzen Tag brauchten sie, um die Menge zusammenzubekommen, die sie später zu einem kleinen Löffel schmolzen. Und auf einer Wiese liefen sie fünf Tage lang die ewiggleiche Doppelschleife, bis ein Pfad in Form des Unendlichkeitszeichens entstanden war.

Bei ihren Verrichtungen in der Öffentlichkeit sind sie oft allein. »Wir sind scheu«, sagen die beiden scheu. Die Arbeiten der beiden geheimen Künstler an der Naht zwischen Performance, Medienkunst und Bildhauerei: Rituale des Unnützen und Schönen, harmoniesüchtige Sisyphos-Arbeit, fleißiges Schaffen an der Versöhnung von Material, Mensch und Geist. In der Kunsthalle Lüdenscheid verlängerten sie das sekundenschnelle Aufglühen eines Kometen in eine zweiminütige Videosequenz – genügend Zeit, um mehr als nur einen Wunsch in den Himmel zu sprechen. Und eine Flasche Mineralwasser aus der Eifel, die sie in einem Spezialgeschäft in Japan erstanden hatten, brachten sie auf einem langen Weg heim, zurück zur Quelle, wo sie das Wasser aus der Flasche entließen.

Die Tatsache, dass sie eine kleine Ewigkeit nicht nur künstlerisch, sondern auch privat ein Paar sind, haben sie in einer Reihe von »telepathischen Zeichnungen« verarbeitet. Beide sitzen sich gegenüber und zeichnen, ohne dass der andere es sehen kann. Heraus kommen verblüffend oft die gleichen Motive, die sich zudem oft genug äußerst ähnlich sehen. Zwei Künstler, ein Gedanke.


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