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Kultur

Trash frisst Talkshow

»Centraltalk« ist eine Perle des Zertrümmerungstheaters. Das Opfer: die Talkshow. Sie hat es nicht anders verdient

  Trash frisst Talkshow | »Centraltalk« ist eine Perle des Zertrümmerungstheaters. Das Opfer: die Talkshow. Sie hat es nicht anders verdient

Wer bei Talkshows Substanz erwartet, hat im Allgemeinen schon verloren. Dabei ist es zumeist unerheblich, ob Hans Mustermann oder hohe Tiere aus Politik und Wirtschaft in der Runde sitzen – das Niveau bewegt sich zumeist knapp oberhalb der intellektuellen Gürtellinie (Tiefschläge eingeschlossen). Dennoch erfreuen sie sich allgemeiner Beliebtheit und all die Kerners und Wills können offensichtlich ebenso wie die Sender gut mit und von diesem Weichspül-TV leben.

Wer bei Talkshows Substanz erwartet, hat im Allgemeinen schon verloren. Dabei ist es zumeist unerheblich, ob Hans Mustermann oder hohe Tiere aus Politik und Wirtschaft in der Runde sitzen – das Niveau bewegt sich zumeist knapp oberhalb der intellektuellen Gürtellinie (Tiefschläge eingeschlossen). Dennoch erfreuen sie sich allgemeiner Beliebtheit und all die Kerners und Wills können offensichtlich ebenso wie die Sender gut mit und von diesem Weichspül-TV leben.

Bei dieser Nonsens-ist-Konsens-Haltung setzt die Intervention »Centraltalk«, die Intendant Sebastian Hartmann höchstpersönlich künstlerisch verantwortet, ein. »Wir habe alle nichts zu sagen, aber das machen wir sehr laut«, könnte das Motto der jeden Monat im Erfrischungsfoyer in der Bosestraße stattfindenden Reihe lauten. Das Szenario: Hartmanns handverlesene Impro-Truppe kleidet sich in eine Maskerade, die ansonsten nur noch bei Hape Kerkelings Kunstfiguren anzutreffen ist. Sie verkörpern ein paar durchgeknallte Knallchargen, die ebenjene Talkshow bevölkern. Hinzu kommen einige prominente Gäste wie Amy Winehouse oder Bill Kaulitz, natürlich auch nur als Persiflagen verkörpert. Die Gäste werden per Video vorgestellt, drei Kameras sorgen immer fürs rechte Bild. Dann beginnt der Krawall.

Wer an Alexander Kluge angelehntes Intellektuellen-Schwadronieren erwartet, wird enttäuscht. Das Ganze kommt Christoph Schlingensiefs »Talk 2000«-Projekt und den frühen Hörspielen Helge Schneiders deutlich näher, ist aber noch eine ganze Spur trashiger. Nacheinander brabbelt ein jeder sein Zeug vor sich hin, wird wild improvisiert und gewitzelt. Geschichten werden gesponnen, Fäden geknüpft und netzweise wieder zerrissen. Da darf es dann auch einmal zotig werden. Im Hintergrund sitzt Hartmann und fügt über das Handy des Moderators neue Elemente und Drehs ein.

Das Ergebnis ist ein überaus kurzweiliger und bisweilen brüllend komischer Abend, der nur selten an der Grenze steht, ins Peinliche umzukippen. Die Kunst wird darin bestehen, nicht in Wiederholungen zu verfallen und an jedem Abend etwas Einmaliges zu machen. An dieser Aufgabe wird die Crew zu messen sein. Die TV-Vorbilder haben das zumeist nicht geschafft.


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